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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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streckt mir ein Fläschchen Valium hin. »Wenn sie die genommen hätte, würden wir eine Leiche hier herausschieben.«
    Ich sehe zu, wie sie alles aufräumen. Was der Sanitäter gesagt hat, scheint meinen Verdacht zu bestätigen, dass Gloria den Selbstmordversuch vorgetäuscht hat. Eine Show abgezogen hat, um Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu bekommen.
    Bis auf eines.
    Wenn Gloria vorgehabt hätte, eine solche Show abzuziehen, dann hätte sie alles wesentlich besser in Szene gesetzt. Sie wäre aufgedonnert, Haar und Make-up wären makellos. Unter keinen Umständen würde eine so narzisstische Person wie Gloria zulassen, dass irgendjemand sie mit Erbrochenem im Gesicht und einem zerrissenen, fleckigen Nachthemd an diesem Barbiepuppen-Körper sieht.
    Detective Harris tritt neben mich.
    »Was geschieht jetzt?«, frage ich.
    »Sie kommt ins Krankenhaus, unter Bewachung, versteht sich.«
    »Wird die Freilassung auf Kaution widerrufen?«
    »Kommt darauf an, was der psychologische Gut-achter dem Gericht sagt, wenn er mit ihr gesprochen hat. Wenn er der Meinung ist, dass sie keine Gefahr für sich selbst darstellt, wird er sie nach Hause gehen lassen. Vorausgesetzt, sie hat jemanden, zu dem sie nach Hause gehen kann.«
    Er sagt das auf eine Art, die andeutet, dass ich wohl diejenige sein sollte, zu der Gloria nach Hause kommt. Ich habe nicht die Absicht, mich jetzt darauf festzulegen, aber ich will Gloria auch nicht im Gefängnis sehen. Ich habe zu viele Fragen an sie. Also antworte ich Harris mit tiefem Schweigen.
    Er lässt eine Minute verstreichen, ehe er in die Tasche seines Jacket ts greift und ein Notizbuch her vorholt. Er blättert darin herum, bis er findet, was er gesucht hat. »Ich werde den Staatsanwalt informieren müssen«, bemerkt er.
    Ich wende mich ihm zu, denn mir ist völlig klar, welche stillschweigende Folgerung aus dem Selbstmordversuch einer Tatverdächtigen in einem Mordfall gezogen wird. »Ich weiß, was Sie denken, Detective Harris. Sie kennen Gloria nicht so gut wie ich. Das hier ist nicht ihr Stil.«
    Dann überrascht er mich, indem er sagt: »Das glaube ich auch nicht.«
    Einer der Sanitäter reicht Harris einen Plastikbeutel mit den leeren Tablettenröhrchen. Aspirin und diverse Grippemittel. Der Sanitäter hatte recht. Falls Gloria wirklich Selbstmord hätte begehen wollen, wäre das eine seltsame Methode, wenn man Valium zur Verfügung hatte.
    Die Sanitäter heben Gloria auf eine Rollbahre.
    Harris geht aus dem Weg, und ich habe keine Gelegenheit mehr, näher auf seine letzte Bemerkung einzugehen. Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, der an dem ganzen Szenario etwas komisch vorkommt. Natürlich könnten wir uns beide täuschen, und Gloria hat absichtlich solche Tabletten geschluckt, weil sie meinte, dass die es dramatisch aussehen lassen, sie aber eben nicht umbringen würden. Vielleicht hat sie einfach unterschätzt, wie schlecht ihr davon werden würde.
    Die Sanitäter schnallen Gloria auf der Rollbahre fest und decken sie bis zu den Schultern zu. Es sieht so aus, als wollten sie sie gleich nach unten bringen. Ich halte sie mit einer Hand an der Krankentrage auf.
    »Wollen Sie sie nicht erst sauber machen?«, frage ich, obwohl ich kaum wahrhaben will, dass meine eigene Stimme diesen Vorschlag macht. Sie wechseln fragende Blicke und sehen dann mich an. »Sie wissen doch, wer sie ist, oder? Sie würde nicht wollen, dass jemand sie so sieht.«
    Nicht zu fassen, dass sie mir tatsächlich leidtut. Nur gut, dass sie es nicht mitbekommt. Aber die beiden Sanitäter rühren immer noch keinen Finger.
    Ich nehme den feuchten Lappen aus Glorias Hand und wische ihr damit die Sauerei von Mund und Kinn, tupfe das verlaufene Make-up von ihren Wangen und bemühe mich, ihr Haar glatt zu streichen. Ihr Blick folgt meinen Händen, aber es ist kein Fünkchen Leben, kein Bewusstsein darin.
    »Was ist los mit ihr?«, frage ich, erschrocken über ihre mangelnde Reaktion. Wenn ich an ihr herumfuhrwerke, müsste sie eigentlich meine Hand packen oder mich anschreien.
    Einer der Sanitäter zuckt mit den Schultern. »Die Wirkung der Tabletten und der Schock«, sagt er. »Sie kommt bald wieder zu sich.« Er zieht eine Visitenkarte aus einer Tasche. »Wir bringen sie ins County General. Die werden sie untersuchen und mindestens über Nacht dabehalten, zur Überwachung. Sie können sie morgen früh besuchen.«
    Ich stecke die Karte in die Hosentasche und sehe zu, wie sie Gloria hinausrollen. Harris folgt ihnen, und die

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