Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin
schnell über Gloria hinwegtrösten?«
»Ich weiß noch nicht, was daraus wird. Ist das erste Date.«
Wir gehen auf den Eingang zu. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. »Wer ist die geheimnisvolle Frau? Kenne ich sie?«
»Du hast uns einander vorgestellt. Heute Nachmittag.«
Ich bleibe stehen und packe ihn am Arm. »Tamara? Du willst mit Tamara ausgehen?«
Er schaut auf meine Hand an seinem Arm hinab und sieht mir dann ins Gesicht. »Was ist denn mit dir? Du siehst aus, als wäre dir schlecht. Gibt es irgendeinen Grund, weshalb ich nicht mit ihr ausgehen sollte?«
Einen Grund? Himmel. Da gäbe es mindestens zehn, aber der erste und wichtigste ist, dass seine neue Freundin Tamara zufällig ein verdammter Werwolf ist.
Kapitel 49
Alle möglichen Gedanken schießen mir durch den Kopf. Wie könnte ich David davon überzeugen, dass eine Verabredung mit Tamara nicht nur eine schlechte Idee ist, sondern möglicherweise sogar eine tödliche? Ich gerate in Panik, als ich merke, dass mir einfach nichts einfällt. Die Panik wächst noch, als wir das Krankenhaus verlassen und ich als Erstes den riesigen Mond über der Stadt aufgehen sehe wie einen silbernen Ballon.
Heute ist die zweite Vollmondnacht. Was hat Tamara heute Nacht nur vor? Ich erinnere mich gut daran, wie sie David angesehen hat, und daran, dass mir bei Culebra aufgefallen ist, wie wenige Männer bei dem Rudel waren. In Freys Buch steht, dass Werwölfe das Recht haben, sich eine Gefährtin zu suchen und sie zu verwandeln.
Gilt das auch für Werwölf innen? Sieht sie David etwa in diesem Licht?
Wir stehen vor dem Hummer. Ich weiß nicht, wie wir hierhergekommen sind, und merke auch nicht, dass David mir die Hand hinstreckt, weil ich seine Schlüssel habe, bis er sich laut räuspert.
»Was ist denn los mit dir?«, fragt er und nimmt die Schlüssel, die ich ihm reiche. »Du bist kreidebleich.«
Er drückt auf den Knopf für die Zentralverriegelung und öffnet mir die Beifahrertür, ehe er um den Wagen herumgeht und sich ans Steuer setzt. Dann muss er erst einmal Sitz und Lenkrad neu einstellen. Während er damit beschäftigt ist, fragt er: »Gibt es da irgendetwas, das ich über Tamara wissen sollte? Sie ist doch nicht verheiratet, oder? Oder geschieden und hat zehn Kinder? Nicht, dass ich was gegen Kinder hätte, aber ich weiß nicht, was für einen Vater ich abgeben würde. Ich habe schon bei Freunden erlebt, wie das mit Stiefkindern sein kann, es ist nicht immer gut gelaufen. Das wäre natürlich –«
»Herrgott, David.« Meine Stimme klingt schrill und kreischend. »Das ist eure erste verdammte Verabredung. Du kennst die Frau doch gar nicht. Ich kenne sie selbst kaum. Was, wenn sie eine Irre ist oder so? Findest du nicht, dass du erst mal mit ihr Mittagessen oder Kaffeetrinken gehen solltest, ehe du abends mit ihr ausgehst?«
David schaut mit einem Gesichtsausdruck zu mir herüber, bei dem ich ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Er gibt sich alle Mühe, nicht zu lachen. »Mittagessen oder Kaffeetrinken, ehe ich abends mit ihr ausgehe? Wie alt sind wir eigentlich, zwölf? Willst du vielleicht als Anstandsdame mit-kommen?«
Keine üble Idee. Na ja, nicht direkt als Anstandsdame, aber ich könnte ihnen folgen. Dafür sorgen, dass Tamara nicht aus der menschlichen Haut fährt.
David mustert mich immer noch. »Komm schon, Anna. Heraus damit. Hast du irgendetwas gegen Tamara? Wenn ja, sollte ich mir das wohl lieber anhören. Bei Gloria hattest du jedenfalls völlig recht.«
Jetzt, da ich schon eine Lösung gefunden habe, entspanne ich mich und lächle ihn an. »Nein. Bring mich zu meinem Auto, und dann geh zu deinem Date. Es steht um die Ecke vom Four Seasons, ich lotse dich.«
David fährt los und hält ein Auge auf die Straße gerichtet, das andere auf mich. Ich mache nicht oft so einen Rückzieher. Seine Verwirrung fühlt sich ganz lustig an. Es wäre allerdings nicht lustig, wenn Tamara zur Wölfin werden und ihn angreifen würde. Ich weiß noch nicht recht, wie ich ihnen folgen soll, da er ja meinen Wagen kennt, aber mir wird schon etwas einfallen.
Wir sind noch etwa einen Häuserblock weit von meinem Auto entfernt, als David den Hummer abbremst. »Heilige Scheiße. Ist das dein Jaguar? Was zum Teufel ist damit passiert?«
Sein Tonfall reißt mich aus meinen Gedanken, und ich folge seinem Blick. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe.
Der Jaguar steht genau da, wo ich ihn geparkt habe . Unter einer Straßenlaterne eine Querstraße vom Hotel
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