Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin
entfernt.
Er ist völlig demoliert. Der Lack ist mit Tausenden von Kratzern durchzogen, jeder Zentimeter der Karosserie ist zerschrammt und zerkratzt. Nicht einmal die Fenster sind verschont geblieben. Die Scheiben, die nicht eingeschlagen sind, weisen tiefe Scharten und Schrammen auf.
Davids Stimme klingt gedämpft. »Er sieht aus, als wäre ein Rudel wilder Hunde darüber hergefallen.«
Ich bin zu bestürzt, um etwas zu erwidern. Ich finde keine Worte, aber ich weiß, dass er recht hat.
Das Auto wurde von Tieren attackiert. Aber das waren keine Hunde.
Sondern Wölfe.
Kapitel 50
Blitzschnell schlägt mein Schock in Wut um. »Ich bringe sie um.« Das hatte ich gar nicht laut sagen wollen.
David starrt nun nicht mehr das Auto an, sondern mich. » Sie umbringen? Wer sind denn sie? «
Ich bin schon aus dem Hummer getaumelt und stehe in fassungslosem Schweigen neben meinem Auto. Ich liebe diesen Wagen. Er war das erste wirklich tolle Auto, das ich mir je gekauft habe – mein Traumauto. Sandra und ihr Rudel haben es demoliert. Der moschusartige Wolfsgeruch, der noch in der Luft hängt, bestätigt das.
David tritt zu mir vor den Hummer. »Anna? Du weißt, wer das getan hat? Dann rufen wir die Polizei. Ein so kranker Mensch gehört weggesperrt.«
Er greift nach seinem Handy, aber ich packe seine Hand. »Nicht die Polizei. Ich kümmere mich darum.«
»Machst du Witze? Was soll das heißen, nicht die Polizei? Ich habe noch nie solche Schäden an einem Auto gesehen. Ich kann mir nicht mal vorstellen, womit jemand das gemacht haben soll. Mit einer Kelle? Einem Messer? Irgendeinem Schläger? Himmel. Und wie ist es möglich, dass keiner etwas bemerkt, wenn ein Auto so zugerichtet wird, und die Polizei alarmiert?«
David steigert sich in seine Empörung hinein; ich ebenfalls. Innerlich koche ich vor Wut. Nur leider weiß ich, dass die Polizei nichts tun könnte, außer meine Anzeige aufzunehmen. Das waren Sandra und ihr Rudel. Wie sie das am helllichten Tag in einer recht belebten Seitenstraße fertiggebracht haben, ist mir ein völliges Rätsel. Aber wenn sie Dinge bewirken kann wie das, was ich letzte Nacht gesehen und gehört habe, dann kann sie sich wahrscheinlich auch mit irgendeinem Tarnzauber unsichtbar machen.
David wartet. Wie kann ich ihm erklären, dass ich nicht die Polizei rufen will? Ich sprudle mit dem Ersten heraus, was mir einfällt. »Ich bin fertig, das war ein langer Tag. Was mit meinem Auto passiert ist, ist schon schlimm genug. Jetzt noch eine Stunde lang hier herumzustehen, damit die Polizei den Papierkram erledigen kann, wäre noch schlimmer.«
David wirkt nicht überzeugt, widerspricht mir aber nicht. Ich sehe ihm an, dass er immer noch daran denkt, was mir in der ersten Wut herausgerutscht ist. Ich weiß, dass er mich später noch einmal darauf ansprechen wird. Jetzt sagt er: »Was sollen wir also machen?«
Plötzlich merke ich, dass mir Tränen über die Wangen laufen. Dämlich, wegen eines Autos zu heulen. Ich wische sie mit dem Handrücken weg. »Ich schätze, ich werde einen Abschleppwagen rufen müssen.«
David hat schon wieder das Handy gezückt. »Da weiß ich etwas Besseres. Ich habe einen Freund, der eine Karosseriewerkstatt hat. Absolute Spitze. Ich rufe ihn an. Er kommt und holt den Wagen gleich selbst.«
»Es ist Sonntagabend.«
»Egal.« David scrollt sich durch sein Adressbuch. »Wir haben zusammen für die Broncos gespielt. Wenn er nicht im Krankenhaus liegt oder tot ist, wird er kommen.«
Ich lehne mich mit dem Hintern an die Seite meines Autos und streiche mit der Hand über die ruinierte Tür, während ich Davids Seite des Gesprächs lausche. Nach nicht einmal zwei Minuten klappt er das Handy wieder zu. »Er ist in zwanzig Minuten da.«
Die Bruderschaft unter Football-Kameraden muss etwas Besonderes sein. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Im tiefsten Inneren bin ich sicher, dass Tamara hiermit zu tun hat. Das ist vielleicht das einzig Gute an der Sache – David könnte deswegen seine Verabredung absagen. Ich lächle ihn traurig und verloren an. »Was ist mit deiner Verabredung? Kommst du nicht zu spät?«
David hängt schon wieder am Telefon. »Hallo, Tamara. David hier. Hör mal, ich muss für heute Abend leider absagen. Es hat einen Unfall gegeben. Nein, nichts Ernstes. Können wir auf morgen Abend verschieben?« Anscheinend ist sie einverstanden, denn er lächelt und nickt. »Wunderbar. Ich hole dich um sieben ab.«
Er steckt das Handy in die Hosentasche und
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