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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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keine Zeit vergeuden. Ich stehe gerade auf, als die Rothaarige aus ihrem Blazer schlüpft und ihn dem Leibwächter reicht. Sie trägt ein ärmelloses Seidenhemdchen, das ihre Schultern und die straffen Arme betont.
    Mich durchfährt ein Stich, und im selben Moment strahlt das Amulett einen weiteren Schwall weißglühender Hitze ab. Die Rothaarige hat eine Tätowierung an der rechten Schulter. Einen Totenschädel mit einer scharlachroten Rose da, wo die Lippen sein sollten. Dieses Tattoo habe ich schon einmal gesehen. An Belinda Burke.
    Die Vernunft ermahnt mich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen – es könnte durchaus mehr als eine Frau auf der Welt geben, die so ein Tattoo hat. Doch das Amulett glimmt hell vor sich hin und überstrahlt alle Vernunft. Wenn das nicht Belinda Burke selbst ist, dann zumindest jemand, der ihr sehr nahesteht. Es kann nicht anders sein.
    Ich werde keine weitere Minute verschwenden, während Culebras Leben am seidenen Faden hängt.
    Der Rotschopf macht sich wieder auf den Weg zum Büfett. Ich nutze die Gelegenheit, um mich durch die nicht verriegelte Glasschiebetür ins Restaurant zu schleichen. Die Leute am Tisch direkt neben der Tür, ein älteres Ehepaar, sehen mich verwundert an. Ich trage eine Jeans und eine Lederjacke, nicht gerade passend für einen schicken Lunch in La Jolla. Ich lege den Zeigefinger an die Lippen und flüstere: »Meine Mom hat heute Geburtstag. Ich bin gerade erst von London hergeflogen und will sie überraschen.«
    Sie mustern mich kritisch, schlagen aber keinen Alarm. Immerhin könnte ich mit meiner zotteligen Frisur und der verwaschenen Jeans auch ein Rockstar sein. Das weiß man heutzutage ja nie. Ich arbeite mich zu der Rothaarigen vor. Ihr Leibwächter ist bei ihr. Sie betrachtet gerade die DessertAuswahl. Er behält die anderen Gäste im Auge, sieht mich näher kommen, reagiert aber mit nichts als gelangweilter Gleichgültigkeit. Das Amulett ist jetzt so heiß, dass ich fürchte, es könnte meine Bluse in Brand stecken. Ich greife nach der Achtunddreißiger.

Die Rothaarige steht mit dem Rücken zu mir und einem Teller in der Hand da. Ich bin keine zehn Schritte mehr von ihr entfernt, als sie den Teller hinstellt und sich umdreht. Die Welt bleibt stehen. Buchstäblich. Alle um uns herum erstarren auf der Stelle. Alle bis auf die Rothaarige und mich. Das fremde Gesicht lächelt mich an, und der Glamour fällt von ihm ab. Ich starre in Belinda Burkes belustigt dreinblickende Augen.
    »Sehr gut, Anna«, sagt sie und deutet auf das Amulett. »Wo hast du denn dieses hübsche Ding her?«
    Ich stürze mich auf sie und ziehe die Waffe. Sie winkt mit den manikürten Fingerspitzen, und auch ich bin gefangen, als hätte jemand den Film angehalten. Ich kann mich nicht rühren. Keinen Fuß bewegen. Kopf und Hände auch nicht. Meine Gedanken werden langsam, träge. Ich kann nur hilflos zusehen, wie sie näher kommt. Sie greift nach dem Amulett, doch Rauch und eine grelle Flammenzunge schießen hervor. Sie reißt die Finger zurück.
    »Niedlicher Trick«, sagt sie und wedelt mit der Hand. »Von einer Hexe, nicht wahr? Ich werde ihr bald einen Besuch abstatten. Ein Jammer, dass das Ding Culebra nicht retten wird. Oder dieser erbärmliche Gestaltwandler mit seinen lächerlichen Zaubern. Den hätte ich töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    Sie amüsiert sich prächtig und genießt den Klang ihrer eigenen Stimme. Wenn ich mich befreien könnte, würde ich ihr dieses selbstzufriedene Lächeln vom Gesicht wischen. Sie neigt den Kopf zur Seite und beobachtet mich, als könnte sie meine Gedanken hören. Aber sie fürchtet sich nicht. Warum sollte sie auch? Ich kann keinen verdammten Finger rühren.
    Ihr Lächeln wird breiter, und sie fährt fort: »Dass Culebra mich aufgespürt hat, kam wirklich ungelegen. Ich hätte gern noch etwas mehr Zeit gehabt, um…« Sie lässt den Satz unvollendet und seufzt. »Tja, man kann nun mal nicht alles haben, nicht wahr? Es war schön, aber es sollte nicht sein. Das Leben hat so eine Art, einem Knüppel zwischen die Beine zu werfen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Man muss eben lernen, sich den Umständen anzupassen.« Sie neigt sich zu mir vor und flüstert mir ins Ohr: »Ich könnte dich auch töten. Auf der Stelle. Aber wo bliebe da der Spaß? Ich finde, wir sollten ein kleines Spiel spielen. Mal sehen, wie schlau du wirklich bist. Dann kannst du zusehen, wie deine Freunde sterben.«
    Die Finger wedeln wieder, und der

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