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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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davon ist außen beschriftet, so dass mir nichts anderes übrigbleibt, als an einem Ende anzufangen und alle Schlösser zu knacken. Wie das meistens so ist, finde ich das, was ich suche, im letzten Schrank. Personalakten.
    Auf einer Akte steht »Persönlich«. Als ich sie aufschlage, finde ich Informationen über Simone Tremaine. Es ist nicht viel – Versicherungsformulare, Strom- und Wasserrechnungen für eine Adresse in Coronado, eine Telefonnummer, die auf einem Bogen mit FirmenBriefkopf notiert ist. Ich präge mir die Adresse und die Telefonnummer ein und hänge die Mappe zurück ins Register.
    Dann sticht mir eine andere Akte ins Auge. »Versuchspersonen.« Sie ist dick. Ich nehme sie mit zum Sofa und mache es mir damit gemütlich. Das müssen etwa hundert Testpersonen sein. Ich gehe sie durch. Bei allen sind bemerkenswerte Vorher-nachher-Fotos und persönliche Referenzen dabei. Sie kommen von Frauen hier aus der Gegend, alle Schichten sind vertreten – darunter auch einige Ärztinnen. Frauen in den Fünfzigern und Sechzigern sehen wieder aus wie dreißig. Niemand klagt über unerwünschte Nebenwirkungen. Im Gegenteil, die Frauen berichten über neue Energie und gesteigerte Libido. Ein paar fügen hinzu, dass ihre Figur weiblicher, ihr Haar glänzender, ihr Geist wacher geworden ist. Sie bezeichnen die Creme als Wundermittel.
    Ich hole den Tiegel aus meiner Tasche und betrachte ihn. Wundersam, in der Tat, falls das alles stimmen sollte. Ja, wenn ich noch sterblich wäre, könnte ich glatt in Versuchung geraten, das Zeug selbst zu testen. Kein Wunder, dass Gloria auf diesen einträglichen Zug aufspringt. Abgesehen von den offensichtlichen positiven Effekten dürfte Burke binnen kurzer Zeit reicher werden als Gott, wenn das Produkt hält, was die Werbung verspricht. Ein Jammer, dass sie nicht mehr lange genug leben wird, um sich daran zu erfreuen.
    Ich wende mich wieder dem Aktenschrank zu und spaziere mit den Fingern über die anderen Reiter. Ich würde gern eine Formel finden, um sie Williams zu bringen. Er könnte das Zeug nachmachen lassen, um festzustellen, ob dabei Magie im Spiel ist. Aber ich finde keine, also werde ich das Nächstbeste tun – ich bringe ihm den Tiegel, den ich eingesteckt habe, dann kann er das fertige Produkt analysieren lassen.
    Ich schließe die Aktenschränke wieder ab und gehe zurück in die Fabrikhalle. Ich springe auf den Wartungssteg unter der Decke, schlüpfe zum Fenster hinaus und ziehe es hinter mir zu, während ich mich an der Außenmauer festklammere. Dann lasse ich los und sinke sacht zur Erde.
    Nächste Station: diese Adresse in Coronado, auf der anderen Seite der Bucht. Ich bin auf dem Weg zu meinem Auto schon halb den Abhang hinauf, als mein Handy klingelt. »Anna Strong.«
    »Anna, hier Williams. Wo bist du?«
    »In National City. Warum?«
    »Wir treffen uns in der Stadt, am Ende des Navy Pier. Es ist eine weitere Leiche aufgetaucht, und wenn du schnell genug da bist, können wir sie uns ansehen, bevor die Polizei kommt.« Er legt auf, ehe ich Einwände erheben kann. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Der Umweg über den Marinehafen ist nicht allzu weit. Ich gebe Williams fünf Minuten, mehr nicht.
    Kapitel 16
    Die Frau liegt auf einer Taurolle, seltsam gekrümmt mit durchgebogenem Rücken und verdrehten Beinen. Vermutlich wurde sie in der Nacht hier abgeladen. Tagsüber herrscht auf diesem Pier viel Betrieb. Ihre Gestalt und ihr Gesicht sind im Schatten verborgen. Licht spiegelt sich nur in der Blutlache, die ihren Kopf umgibt wie ein Heiligenschein.
    Ein schwarzer Heiligenschein. Der Duft ihres Blutes liegt schwer in der Luft. »Sie ist menschlich«, bemerke ich.
    Williams kniet neben dem Leichnam. »Ist sie. Als der Bericht reinkam, dachte ich, es könnte eine weitere Vampirin sein.« Er steht auf und zieht sich die Latexhandschuhe aus, die er gleich bei unserer Ankunft übergezogen hat. Polizisten-Gewohnheit. »Sieht aus, als hätte ihr jemand den Schädel eingeschlagen«, sagt er.
    In der Nähe von so viel Blut erwacht der Hunger, der stets unter der Oberfläche lauert, doch ich bezwinge ihn und beuge mich vor, um mir das näher anzusehen. Die Frau trägt eine edle Leinenhose und eine langärmelige Bluse. »Das sind Jimmy Choos«, sage ich und deute auf ihre Pumps. »Sie hat einen ziemlich dicken Klunker am Finger, und ich wette, diese Ohrringe haben ein Karat pro Stück. Ein Raubüberfall war das jedenfalls nicht.«
    Ich beuge mich über sie. Das Haar ist ihr ins

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