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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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trinken.
    Ich sehe Ortiz an. »Wie tief stecke ich in der Scheiße?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Sie hat immerhin ausgesagt, dass du an der Entführung nicht beteiligt warst. Sie konnte die beiden Männer gut beschreiben, und den Lieferwagen, in dem sie weggeschafft wurde. Wenn wir keine handfesten Beweise dafür finden, dass du ihnen den Auftrag gegeben hast, sie zu entführen, giltst du als wichtige Zeugin.« Er lacht. »Du hast die Entführung doch nicht arrangiert, oder?«
    »Sehr witzig.«
    Er neigt den Kaffeebecher in meine Richtung. »Außerdem hast du das beste Alibi, das man nur haben kann. Zum Zeitpunkt der Entführung hast du mit einem Polizisten und dem ehemaligen Polizeichef zusammengesessen.«
    Ich reibe mir die Augen. Der Hunger vernebelt mir allmählich das Hirn. Er sollte nicht so stark sein. Ich habe heute Nacht zu viel Blut gerochen und gesehen. Erst die Frau am Pier, dann die in meinem Bett. Das hat die Blutlust geweckt. Der Vampir drängt sich dicht an die Oberfläche und verlangt nach Nahrung.
    Wenn Lance hier wäre… Ist er aber nicht. Und zu Culebra kann ich auch nicht fahren. Ortiz beobachtet mich. Meine Gedanken sind ihm verschlossen, doch er ist ebenfalls ein Vampir. Womöglich erkennt er die Anzeichen, aber er drängt sich nicht auf, sondern sitzt still da und wartet ab.
    Vielleicht kann er mir helfen. Er lebt mit seiner Freundin zusammen, die ihn auch von sich trinken lässt. Es könnte doch sein, dass er noch mehr bereitwillige Wirte kennt. Wenn ich Culebra helfen will, brauche ich unbedingt einen klaren Kopf. »Ortiz?«
    Er sieht mich über den Rand des Bechers an. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.« Er nickt ermunternd. Ich habe ihm meinen Geist immer noch nicht geöffnet. Es wäre einfacher, aber aus irgendeinem Grund will ich das nicht. »Ich brauche einen Wirt.«
    Er stellt den Becher auf den Tisch und zieht überrascht die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, du hättest da was in Mexiko.«
    »Hatte ich auch. Habe ich.« Offensichtlich hat Williams ihn nicht in alles eingeweiht. Ich lasse ihn die Geschichte aus meinem Kopf ablesen.
    »Oh«, sagt er. »Das wusste ich nicht.« Er schweigt einen Moment, dann sagt er: »Ich rufe meine Freundin an. Sie hat eine Freundin, die ich früher mal benutzt habe. Bevor ich mit Brooke zusammen war, natürlich. Vielleicht wäre sie bereit.«
    Das Ganze ist mir peinlich. Ich sitze da, während er seine Freundin anruft und ihr die Situation erklärt. Das ist, als würde man seinen kleinen Bruder bitten, einem ein Date zu besorgen. Demütigend.
    Das ist eben der uncoole Teil.
    Kapitel 20
    Binnen einer Stunde sitzen Ortiz und ich in seinem Wohnzimmer. Seine Freundin Brooke ist eine zierliche Brünette, die mich mit einem Ausdruck unverhohlener Neugier auf dem spitzen Studentinnengesicht betrachtet. Sie ist wohl noch nie einem weiblichen Vampir begegnet. Sie kann höchstens zwanzig sein. Sie ist barfuß und trägt ein KapuzenSweatshirt und eine Trainingshose. Ihr Haar ist zum Pferdeschwanz zurückgebunden. Ist sie nicht ein bisschen jung?, frage ich Ortiz.
    Er legt ihr einen Arm um die Schultern, und sie kuschelt sich an seine Brust wie ein zufriedenes Kätzchen. Nicht für mich. Ich sehe gerade eine Seite von Ortiz, die ich noch vor einer Stunde nie an ihm vermutet hätte. Er ist mir gegenüber immer geradezu galant aufgetreten. Zu sehen, wie er zu Hause eher den Macho als den edlen Ritter heraushängen lässt, überrascht mich.
    Doch im selben Moment wird mir klar, dass ich nichts über Ortiz weiß – nicht einmal, wie lange er schon ein Vampir ist oder wie alt er bei seiner Verwandlung war. Vielleicht ist er jünger, als ich denke. Oder Brooke älter. Und Brooke scheint seine Aufmerksamkeit jedenfalls sehr zu genießen.
    Ich sehe mich um. Ich bin Ortiz mit meinem eigenen Auto hierher gefolgt, damit ich gleich verschwinden kann, nachdem ich getan habe, was ich tun muss. Er und Brooke wohnen in einer neuen Wohnsiedlung in Chula Vista. Die Häuser sind obere Mittelklasse, zweistöckig, hundertvierzig Quadratmeter vorstädtischen Yuppie-Glücks. Das Wohnzimmer ist im Landhausstil wie aus dem Katalog eingerichtet. Ich rechne damit, dass jeden Moment ein Hund und zwei Kinder aus den Holzkulissen springen.
    Ich kann mir kaum vorstellen, warum Ortiz, der diese Kinder niemals wird hervorbringen können, ausgerechnet hier wohnen möchte. Sobald ich das denke, trifft mich die Erkenntnis, dass das sehr scheinheilig von mir ist, wie ein Schlag auf den

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