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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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bei meinem Auto, als er mir noch eine stumme Botschaft nachschickt.
    Ich will Burke. Sag mir Bescheid, sobald du etwas herausfindest.
    Ich halte inne und drehe mich um. Er steht noch in der Tür. In seinen Augen spiegelt sich ein neuer Ausdruck. Die Trauer wird von einem mächtigeren Gefühl überstrahlt. Jetzt, da ihn niemand sehen kann außer mir, glitzern seine Augen vor Entschlossenheit. Er trauert um Ortiz, aber diese Trauer nährt einen stärkeren Drang.
    Jetzt verstehe ich seine veränderte Haltung mir gegenüber. Er wird mit mir zusammenarbeiten, und sei es nur vorübergehend. Er will Burke ebenso sehr zu fassen kriegen wie ich. Und aus demselben Grund.
    Er will Rache.
    Kapitel 31
    Als Williams bei der Fabrik ankam, sagte er, das sichere Haus sei ganz in der Nähe. Das stimmt. Die Adresse liegt gut einen Kilometer von der abgebrannten Halle entfernt. Rauch und Asche tauchen die Umgebung immer noch in eine frühe Dämmerung und ein unheimliches, orangerotes Licht. Zwei der weißen Lieferwagen stehen vor dem weitläufigen, schäbigen Holzhaus. Es liegt hinter einem breiten Streifen verdorrten Rasens von der Straße zurückversetzt. Der knapp meterhohe Bretterzaun ist von Wildrosen überwuchert. Die dichte Rosenhecke ist wie mit dem Zaun verwachsen.
    Blutrote Blüten tränken die Luft mit ihrem überwältigenden Duft. Auf mein Klopfen hin wird die Tür von derselben Frau geöffnet, die mich aus dem Feuer gezerrt hat. Sie lächelt. »Du siehst schon viel besser aus, das freut mich«, sagt sie.
    Sie streckt mir die Hand hin, und ich drücke sie. »Anna Strong.«
    »Oh, ich weiß schon, wer du bist.« Sie dreht sich um, geht ins Innere des Hauses und bedeutet mir, ihr zu folgen. Über die Schulter fügt sie hinzu: »Ich bin Rose Beechum.«
    Rose? Passt gut zu den Blumen draußen.
    Sie liest meinen Gedanken. Ja, nicht wahr? Ich habe mein ganzes Leben in diesem Haus verbracht. Meine Eltern haben die Rosenbüsche vor sechzig Jahren gepflanzt.
    Als wir ein Zimmer weiter hinten im Haus betreten, erstirbt die Unterhaltung. Fünf der Vampirinnen aus der Fabrikhalle sitzen auf Kissen auf dem Boden. Die Vorhänge vor den kleinen, hohen Fenstern sind zugezogen und verstärken noch die unheimlich rötliche Düsternis. Zudem herrscht in dem Raum eine seltsame Stille, die unnatürlich und verstörend wirkt. Der Anblick und die Atmosphäre drücken meine Stimmung noch tiefer.
    Rose beobachtet meine Reaktion. Du fühlst es, nicht wahr?
    Ich bin nicht sicher, ob sie die Stille meint, die von diesen Vampiren ausgeht, oder meine Reaktion darauf. Ich lasse den Blick durch den Raum schweifen, ohne ihr zu antworten. Jede der jungen Frauen liegt unter einer wärmenden Decke. Alle trinken mit geschlossenen Augen, das Gesicht am Hals eines menschlichen Wirtes geborgen. Sie tragen immer noch diese grässlichen Halsbänder. Die Spitze steckt in ihren Halsschlagadern und erschwert ihnen das Trinken. Jedes Mal, wenn sie schlucken, sickert Blut aus der Wunde. Keine von ihnen erlebt die köstliche Freude, die ich dabei empfinde. Sie nähren sich langsam und schmerzhaft, aus reiner Notwendigkeit zu überleben. Von dem Anblick wird mir ganz elend. Und da ist noch etwas. Die jungen Vampirinnen strahlen keinerlei Gefühle oder Reaktionen aus. Keine Gedanken strecken sich nach meinem Geist aus, keine meiner Begrüßungen wird erwidert. Hat Rose das gemeint?
    Vielleicht ist das eine Art Trauma. Wenn wir die Halsbänder entfernt haben, könnten sie…
    Rose blickt zweifelnd drein. Wir können das erst versuchen, wenn sie zu Kräften gekommen sind. Sonst verbluten sie einfach, genau wie ein Mensch mit einer solchen Wunde verbluten würde.
    Ich beobachte den Kontakt zwischen Wirten und Vampiren. Sie bereiten einander keinerlei Genuss. Für die Menschen wie für die Vampire ist es ein Opfer. »Wer sind sie?«, frage ich Rose. »Wo hast du Wirte gefunden, die dazu bereit sind?«
    »Manche Menschen glauben, Vampire hielten den Schlüssel zum Überleben der Menschheit in Händen. Leute, die an die Apokalypse glauben. Sie tun sich mit uns zusammen, weil sie glauben, dass wir allein errettet werden. Wenn die Welt zu Ende geht, werden sie bei uns Hilfe suchen, wie wir sie jetzt bei ihnen suchen.«
    Diese Sterblichen wollen, dass Vampire sie verwandeln, wenn der Weltuntergang kommt? Ich starre Rose an, um mich zu vergewissern, dass sie das ernst meint. Bei der Vorstellung dreht sich mir der Magen um. Trotzdem, jetzt kommt es nur darauf an, dass sie tun, was

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