Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
knistert. »Wir haben unsere Reiseflughöhe erreicht, Ms. Strong. Sie können sich nach Belieben in der Kabine bewegen. Wasser und alkoholische Getränke finden Sie in der Bar. Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, drücken Sie auf den Knopf an Ihrer Armlehne, und wir sind Ihnen gerne behilflich. Wir sagen Ihnen fünfzehn Minuten vor der Landung in Denver Bescheid.«
Ein Klicken, und ich bin wieder mir selbst überlassen. Also kann ich mich ebenso gut mal umsehen. Ich gehe zur Bar. Die ist tatsächlich gut bestückt mit feinen Spirituosen und mehreren guten Sorten Bier. Da ist sogar ein kleines Weinregal. Ich nehme eine Flasche heraus. Das Etikett ziert dasselbe Emblem wie auf den Uniformen »meiner« Crew. Es ist Averys Wappen – auch hier auf den Etiketten der Flaschen aus dem Weingut, das meine Familie »geerbt« hat.
Ich schiebe die Flasche zurück ins Regal. Ich bin noch nicht so weit, diesen speziellen Geist aus seiner eleganten Karaffe zu lassen. Wie interessant, dass der Pilot Wasser und Spirituosen in der Bar erwähnt hat, aber nichts zu essen. Es ist auch nichts da. Nicht einmal ein Tütchen Erdnüsse. Averys Pilot weiß vermutlich, dass sein Chef kein Mensch war. Immerhin war die Haushälterin in seiner Villa zugleich sein Wirt. Vielleicht gilt das auch für die beiden da vorn im Cockpit. Ich frage mich, womit genau sie mir wohl behilflich wären, wenn ich auf diesen Knopf drücken würde.
Ich öffne die Tür ganz hinten in der Kabine. Dahinter liegen ein richtiges Badezimmer mit Dusche und ein kleines Schlafzimmer mit Doppelbett, eingebauter Kommode und Kleiderschrank. Ich sehe sogar einen Toilettentisch, allerdings hängt statt eines Spiegels ein Ölgemälde in der Nische darüber. Alles besteht aus dem gleichen fein gemaserten, honigfarbenen Holz wie die Bar. Teak? Es sieht aus wie auf einer Luxusyacht.
So etwas gehört mir vielleicht auch.
Ich betrachte das Bett und denke daran, mich auf der Tagesdecke aus seidigem Damast auszustrecken und die Augen zu schließen. Mit wie vielen Frauen hat Avery in diesem Bett geschlafen? Hängt sein Geruch noch in der Bettwäsche? Allein der Gedanke lässt mich in die Hauptkabine zurückweichen. Ich schließe die Tür hinter mir.
Ich habe mich gerade wieder in meinem Sitz niedergelassen, als Shelby erscheint. Er deutet auf ein Telefon an der Wandkonsole. »Mr. Williams für Sie.« Er wartet, bis ich abgenommen habe, dann kehrt er ins Cockpit zurück.
»Hallo?« Williams sagt nichts. Er wartet vermutlich darauf, dass ich ihn anschreie. Als würde das etwas nützen. Da ich schweige und nicht in wüste Schimpftiraden ausbreche, ergreift er das Wort. »Ich habe neue Informationen zu der Creme. Weitere Analysen haben ergeben, dass das Blut in der Creme sich rasch zersetzt. Sie wird ihre Wirkung wahrscheinlich so schnell verlieren, dass diese bemerkenswerten Resultate höchstens ein paar Wochen anhalten.«
Perfekt, wenn man dafür sorgen will, dass die Kundschaft immer wiederkommt. Allerdings braucht man dafür einen ständigen Vorrat vampirischer Blutspender.
Williams fährt fort: »Bei den drei Versuchspersonen konnte die Todesursache immer noch nicht offiziell festgestellt werden. Ihre Verletzungen waren schwer, aber nicht unbedingt tödlich. Bis wir die vollständigen Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung bekommen, kann es noch zwei Wochen dauern.«
»Hat es weitere Angriffe gegeben?«
Wieder so ein kurzes Zögern. Ich kann mir vorstellen, wie erleichtert er sein muss, weil ich nur bei der Sache bleibe. Ich blicke mich kurz in dem Flugzeug um. Über diesen fliegenden Palast können wir uns später unterhalten. »Nein«, antwortet er. »Es könnte sein, dass mit der Wirkung der Creme auch die Nebenwirkungen nachlassen. Falls es da einen Zusammenhang gibt.«
»Wie stehen die Chancen, dass es den nicht gibt? Was ist mit dieser Spritze?«
»Noch nichts. Die ersten Ergebnisse haben die gebräuchlichsten Betäubungsmittel ausgeschlossen. Die Mischung zu analysieren, wird eine Weile dauern.«
Nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: »Am Flughafen in Denver wartet ein Wagen auf dich. Die Person, die dich dort abholt, wird dir behilflich sein, falls es zu einem Zusammenstoß mit Burke oder einem ihrer Anhänger kommen sollte. Spüre Burke so schnell wie möglich auf und melde dich dann bei mir. Ich habe selbst ein Flugzeug startbereit. Ich kann in zwei Stunden dort sein. Wir erledigen das zusammen. Denk daran – ich will dabei sein, wenn sie stirbt.«
Ich
Weitere Kostenlose Bücher