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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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dahinterkommen.«
    Lance schließt die Haustür. Ich blicke auf und schaue ihm entgegen, und als ich mich umdrehe, ist Adele in Richtung Küche geflohen.
    Kapitel 9
    Lance verbringt den Nachmittag damit, mir das ganze Haus zu zeigen. Drei Stockwerke voll Kunst, Bücher, Antiquitäten und Familiengeschichte. Ein einfacher, angenehmer, unkomplizierter Zeitvertreib. In den meisten Räumen ist nichts von Lance zu erkennen, aber es ist ein bisschen wie in einem Museum. Man braucht keine persönliche Verbindung zu den ausgestellten Gegenständen zu haben, um die interessanten Dinge zu schätzen, die von der Vergangenheit erzählen.
    Während dieser Schlossführung beobachte ich Lance und belausche seine Gedanken. Er wirkt nicht aufgeregt, kein bisschen nervös wegen der Party. Die Aussicht, später dorthin zu gehen, erschreckt oder verstört ihn nicht. Wenn überhaupt, freut er sich darauf. Er macht keinen Hehl daraus, dass er es schön findet, mit mir als Begleitung dort aufzutauchen. Allmählich glaube ich, dass Adele und Stephen sich entweder völlig umsonst Sorgen machen, oder dass meine argwöhnische Natur ganz harmlose Bemerkungen falsch interpretiert hat. Stephen könnte daran gedacht haben, dass es vielleicht unangenehm für mich als Fremde wäre, einer offensichtlich sehr eng verbundenen »Familie« vorgestellt zu werden. Adele fürchtet möglicherweise, ich könnte Rick verletzen. Ihre Bitte, auf ihn achtzugeben, könnte ihre Art sein, mich zu ermahnen: Bitte tun Sie ihm nicht weh.
    Wir sehen Adele erst wieder, als wir das Haus verlassen.
    Auch sie ist im Begriff, zu gehen. Sie trägt eine schwarze Hose, ein enges weißes Top und schlichte, flache Schuhe. Um ihren Hals ist ein leuchtend buntes Seidentuch gebunden. Sie mustert mich von Kopf bis Fuß. »Dieses Kleid ist wie für Sie gemacht.«
    Ich freue mich über ihr Kompliment. Mir wird bewusst, dass ich mir wünsche, sie solle mich mögen. Das ist albern und unsinnig, aber ich will, dass sie mich mag. Ich strecke die Hand aus und berühre das Seidentuch. »Das ist sehr hübsch.«
    Sie lächelt. »Ich habe es von meiner Mutter geschenkt bekommen. Es ist eines meiner Lieblingsstücke.«
    Lance fragt: »Adele, möchten Sie mit uns noch einen Drink nehmen, ehe wir zu der Party fahren?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, aber danke für die Einladung.
    Heute ist mein BridgeAbend. Ich darf doch die Mädels nicht warten lassen.«
    Sie geht zur Haustür hinaus. Ihre ganze Haltung wirkt entspannt, unbekümmert. Keine verstohlenen Blicke in meine Richtung, keine geflüsterten Erinnerungen an unser kurzes Gespräch vorhin. In der Auffahrt wartet ein großer SUV. Als die Fahrerin Lances Silhouette in der offenen Haustür sieht, winkt sie ihm zu. Ich erkenne zwei weitere Frauen auf dem Rücksitz. »Kennst du Adeles Freundinnen?«
    Lance schließt die Tür. »Die meisten, ja. Manchmal trifft sich die BridgeRunde hier bei ihr.« Er berührt mich am Arm. »Sie hat recht, was dieses Kleid angeht. Ich glaube, du hast noch nie so schön ausgesehen.«
    Seine Hände streichen an meinen Armen empor, seine Finger schieben mir die Träger von den Schultern. Die Leidenschaft, die ich in seinem Gesicht sehe, brennt in seinen Fingerspitzen, fegt durch seine Gedanken und entzündet auch meine Lust. »Vielleicht sollten wir die Party sausen lassen.«
    Seine Lippen sind so nah. Ich recke mich ihnen entgegen. Sein Kuss ist die einzige Antwort, die ich brauche. Das Kleid fällt als seidene Pfütze zu meinen Füßen. Ich schlüpfe aus den Schuhen und stehe nackt vor Lance, bebend vor Gier, auch ihn nackt zu sehen. Er zieht sich gerade das Jackett aus, als sein Handy klingelt. »Geh nicht dran«, hauche ich, während ich an seinen Hemdknöpfen herumfummele.
    Doch er hat das Telefon schon in der Hand, und seinem Gesichtsausdruck nach erkennt er die angezeigte Nummer. Er schiebt mich sacht von sich und hält sich das Handy ans Ohr. Er sagt nichts. Ein paar Sekunden später klappt er es wieder zu. »Es tut mir leid, Anna. Wir müssen los. Es ist wichtig, dass wir pünktlich kommen.« Er bückt sich nach seinem Jackett.
    »Müssen wir wirklich los? Jetzt sofort?«
    Aber da greift er schon nach meinem Kleid. Ich reiße es ihm aus der Hand. »Wer war da am Telefon?«
    Auch meine zweite Frage beantwortet er nicht. Seinen Gedanken kann ich nichts entnehmen. Ich kann eine Menge verzeihen, zum Beispiel die Tatsache, dass er mir seine wahre Identität verheimlicht hat. Aber ich stehe hier nackt vor ihm,

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