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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Göttin? Ohne Führung sind wir machtlos.«
    Ich betrachte die Männer und Frauen, die um mich versammelt sind. Ihre Gesichter wirken schockiert, traurig und elend. Jämmerliche Kreaturen mit schlaffer Haut und hängenden Schultern. Ich versuche, ein wenig Mitgefühl für sie aufzubringen, aber in mir regt sich nichts als Verachtung. Sie waren bereit, zuzuschauen, wie Underwood mich vergewaltigt – Herrgott, sie haben sogar mitgemacht. Ich ignoriere die Frage. Von unserem Standpunkt aus kann ich außerhalb der Höhle immer noch nichts erkennen außer Dunkelheit. Aber ich höre etwas – das Meer. »Wo sind wir?«, frage ich.
    Der Mann deutet auf den Höhleneingang. »In der Nähe von Biarritz. Auf den Klippen über dem Strand.«
    »Biarritz? In Frankreich?«
    Er nickt. »Im Baskenland. Der Heimat der Sorginak.« Seit meine Eltern nach Frankreich gezogen sind, habe ich ziemlich viel Zeit damit verbracht, mich im Internet über das Land schlauzumachen, das ihre zweite Heimat geworden ist. Ich weiß, dass das Baskenland an der Atlantikküste in der Grenzregion zwischen Spanien und Frankreich liegt. Und noch etwas steigt plötzlich aus meiner Erinnerung empor. Lance. Er hat mir erzählt, dass Underwood im Baskenland geboren wurde. Und er hat Underwoods Vater als Sorginak-Hexer bezeichnet.
    Wie haben sie mich hierhergeschafft? Wie lange war ich bewusstlos? Der kleine Kreis aus Menschen hat sich nicht gerührt. Sie starren mich mit großen Augen erwartungsvoll an.
    Ich wende den Blick ab. Zwischen den Felsen entdecke ich Kleiderhaufen. Darunter sind auch meine Jeans, mein T-Shirt und die Tennisschuhe. Wortlos hebe ich sie auf und ziehe mich hinter einen Felsen zurück, um mich anzuziehen. Als mir klar wird, dass Hände, die zu den Kreaturen da draußen gehören, mir diese Klamotten ausgezogen haben müssen, flammt neue Wut in mir hoch. Wenn ich nicht bald von diesen Leuten fortkomme, kann ich womöglich nicht viel länger darauf warten, Underwoods Blut zu verdünnen. Sogar durch den Felsen spürt die Vampirin in mir das reine Blut, das durch die Adern der Menschen pulsiert, nur wenige Schritte entfernt.
    Sie fragt mich, warum wir zögern, und ich habe keine gute Antwort für sie. Die Tatsache, dass sie menschlich sind, genügt nicht. Sie waren mit Underwood im Bunde. Als ich hinter dem Felsen hervortrete, sind die anderen ebenfalls angezogen. Die Frauen tragen unförmige Baumwollkleider, die Männer Hosen und weite Hemden. Höchste Zeit, dass ich ein paar Antworten bekomme. Ich wende mich an den Mann, der sich als Zuria vorgestellt hat.
    »Wie nennt ihr euch?«
    »Wir sind Sorginak.«
    »Gibt es viele von euch?«
    Er weist in die Runde. »Dies ist der Zirkel, das Protektorat. Es gibt heutzutage nicht mehr viele, die den alten Pfaden folgen. Nicht einmal unsere Kinder interessieren sich dafür. Eure Wiederkehr sollte der Funke sein.«
    »Der Funke?«
    »Der Funke, der die traditionelle baskische Welt wieder aufleben lässt.«
    Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich will es gar nicht wissen. Ich will nur Lances Spur aufnehmen. Was mich zur nächsten Frage führt. »Wie bin ich hierhergekommen?«
    Er runzelt die Stirn, als sollte ich das wissen. »Maju. Er hat Euch in seinem Feuerwagen über den Himmel hierhergeflogen. Euch und den jüngeren Mann.«
    Feuerwagen? Himmel? Dass dieser Mann im einundzwanzigsten Jahrhundert diesen Mist tatsächlich glaubt, lässt mich erneut schaudern vor mühsam gezügelter Wut. Die Vampirin windet sich, sie will freigelassen werden und Rache nehmen.
    Ich muss einen Moment lang die Augen schließen und sie anflehen, geduldig zu sein. Ich versichere ihr, dass sie bald Gelegenheit haben wird, ihre Wut auszulassen.
    Als sie ein wenig beruhigt ist, sehe ich wieder Zuria an. Trotz aller Anstrengung, mich zu beherrschen, zittert meine Stimme vor Zorn und Frust. »Ihr fandet es also nicht seltsam, dass ich, eure sogenannte Göttin, betäubt bei euch ankam? Und dass der Mann, der sich als mein Ehemann ausgegeben hat, mich an diesen Altar fesseln ließ und mich vergewaltigen wollte?«
    Er sieht mich mit demselben dümmlichen, leeren Gesicht an wie gerade eben, als ich ihn gefragt habe, wie ich hierhergekommen bin. »Es steht uns nicht zu, die Wege unserer Götter anzuzweifeln. Maju hat uns gesagt, was wir tun sollen – wie wir uns für die Zeremonie vorzubereiten hatten. Wir haben getan, was er verlangt hat.«
    Da ist keine Empörung, nicht einmal ein Funke Verwirrung oder Zweifel. Dieser Mann glaubt

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