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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Slipper. In der Hand hat er eine lederne Aktentasche, und seine verspiegelte Sonnenbrille mit dem großen Rahmen wirkt sehr feminin – Perlmutt mit bernsteinfarbenen Gläsern und einem prahlerischen »Dolce & Gabbana«-Logo am Scharnier.
    »Lass mich raten«, sage ich, als er sie abnimmt. »Laylas Brille.«
    Er grinst. »Und wie verdammt gut die funktioniert. Mit diesem Ding kann ich Auto fahren. Ich muss mir unbedingt auch so eine besorgen.«
    »Vielleicht nicht unbedingt mit diesem Gestell«, bemerkt Culebra trocken. »Auch ein Bier?«
    Frey lässt sich auf einem Barhocker nieder und legt die Aktentasche auf den Tresen, ehe er Culebra zunickt. Dann sagt er zu mir: »Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde.«
    »Wollten wir uns nicht erst heute Abend treffen?«
    Er nimmt ein Corona entgegen, und wir warten, während er den ersten Schluck genießt. »Ich war so ungeduldig«, sagt er danach. »Ich wollte nicht mehr warten.«
    Er sieht sich um. »Hier ist es aber leer für einen Samstagnachmittag. Liegt das daran, was mit Judith passiert ist?«
    »Judith? Ist das ihr Vorname?«
    Es scheint Culebra und Frey zu überraschen, dass ich das nicht wusste. Ich zucke mit den Schultern. »Wir wurden einander nie richtig vorgestellt.«
    Frey schüttelt den Kopf. »Judith Williams. Ziemlich unschuldiger Name für so ein Biest. Ich kann immer noch kaum fassen, was sie angerichtet hat.«
    Culebra weist auf seine Bar. »Und immer noch anrichtet. Ich hatte seit Donnerstagabend nicht einen einzigen Gast.« Er deutet auf einen Tisch. »Machen wir es uns gemütlich.«
    Sobald wir alle zusammensitzen, spreche ich die Frage aus, auf deren Antwort Culebra sicher ebenso gespannt ist wie ich. »Warum hast du mich gesucht?«
    »Ich habe noch ein bisschen nachgeforscht«, erklärt Frey. »Die gute Neuigkeit ist, dass ich die Gefahr für David nicht für allzu groß halte. Zumindest noch nicht. Ich glaube, du hast recht mit deiner Vermutung, dass sie ihn mitgenommen hat, um dich zu erpressen. Es überrascht mich, dass du noch nichts von ihr gehört hast.«
    »Ich habe meine Mailbox abgehört, als ich zu Hause war. Nichts. Aber ich war noch nicht im Büro. Hast du Tracey und Miranda angerufen?«
    »Beide glauben, du wärst mit David auswärts im Einsatz. Tracey ist sauer auf dich, weil du ihr nichts gesagt hast. Miranda ist sauer auf David, weil sie glaubt, er hätte sie belogen. Aber die Geschichte hat uns etwas Zeit verschafft – zumindest bis Mitte der Woche.«
    Bis der Tag vorüber ist. Herrgott, ich hoffe, diesmal läuft es besser als das Fiasko in Biarritz. Ich nicke Frey zu. »Also, erzähl uns von deiner Recherche.«
    Er greift nach der Aktentasche, die er von der Bar mit herübergebracht hat, öffnet sie und holt eine Akte heraus. Dann breitet er ein Dutzend Seiten auf dem Tisch aus. »Das ist wirklich sehr interessant«, sagt er, und seine Augen leuchten vor Aufregung. »Nicht zu fassen, dass ich erst jetzt auf diesen Mythos gestoßen bin.«
    »Mythos?« Bei dem Wort schüttelt es mich. Es klingt allzu sehr nach überkommenem Aberglauben an ehemalige baskische Göttinnen. »Bitte sag mir, dass ich mich nicht irgendeinem archaischen Ritual unterziehen muss.« Schon gar nicht einer rituellen Vergewaltigung. Aber Frey lässt sich von meinem Mangel an Begeisterung nicht abschrecken. Er bemerkt ihn gar nicht, sondern glüht förmlich vor Eifer, seine neuen Erkenntnisse zu teilen.
    »Die Auserwählte wird in uralten Texten erwähnt, die bis in die Zeit zurückreichen, als noch Engel und Dämonen auf Erden gewandelt sind. Aber die Fundstellen sind ziemlich vage und bieten viel Raum für Interpretationen. Deswegen war es so schwierig, Genaueres zu erfahren. Bis jetzt.«
    Er greift noch einmal in die Aktentasche. Diesmal holt er ein abgegriffenes, in Leder gebundenes Büchlein hervor, das etwa Taschenbuchformat hat. Der Einband und der Buchrücken sind rissig und die Seiten so spröde, dass eine Wolke aus Papierbröselchen und Staub aufsteigt und sich wie Pollen in der Luft zerstreut, als er das Buch auf den Tisch legt.
    »Was ist das?«
    Frey betrachtet das Buch mit ehrfürchtiger Miene. Er nimmt es vorsichtig und beinahe andächtig in die Hand. »Das ist das Grimoire.«
    Culebra und ich wechseln einen Blick. Er denkt dasselbe wie ich. Ich spreche es aus. »Was ist ein Grimoire?«
    Frey legt es wieder auf den Tisch und legt schützend eine Hand darauf, als fürchte er, das Buch könnte plötzlich Beine bekommen und davonlaufen. Nach

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