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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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nicht als der menschliche Kautionsflüchtige, den du erwartest, sondern als Vampir, der dich aber nicht tötet, sondern verwandelt, weil er gestört wird und fliehen muss, ehe er dich umbringen kann.«
    Die Richtung, die das hier nimmt, gefällt mir nicht. Ich öffne den Mund, aber Frey fährt energisch fort. »Du wachst in einem Krankenhaus auf, ohne Erinnerung daran, was passiert ist. Der behandelnde Arzt, der rein zufällig in der Nacht Dienst hat, als du eingeliefert wirst, ist noch zufälliger selbst ein Vampir.«
    »Das sind Zufälle«, beharre ich. »Alles.«
    »Tatsächlich?«, fragt Frey. »Warum hat Avery dann ein solches Interesse an dir entwickelt? Du bist selbst lang genug ein Vampir, um zu wissen, dass ihr eigentlich keine geselligen Wesen seid. Ein Vampir fühlt sich vielleicht verantwortlich für diejenigen, die er selbst verwandelt hat. Wie Williams für Ortiz, beispielsweise. Aber warum hätte Avery sich zu deinem Mentor machen und keine Mühe scheuen sollen, wenn er nicht irgendetwas an dir gesehen hätte? Etwas Besonderes.«
    »Das nennt man auf jemanden scharf sein, Frey. Avery wollte mit mir schlafen.«
    »Das hat sicher auch eine Rolle gespielt«, entgegnet er trocken. »Du hast so eine Wirkung auf Männer. Aber als du Williams zum allerersten Mal gesehen hat, hat er dich schon als ›die Eine‹ bezeichnet. Er hat es auch erkannt. Von Anfang an.«
    Verdammt. Ich bin sicher, dass ich Frey das nicht alles selbst erzählt habe. Jetzt wünschte ich, ich hätte ihn noch früher gebissen. Offensichtlich hatte er genug Zeit, sich jede Einzelheit meiner Geschichte einzuprägen, ehe ich unsere telepathische Verbindung zerstört habe. Ich werfe Culebra einen Blick zu. Er ist so gefesselt von Freys Erzählung, dass man meinen könnte, er hört die Geschichte zum ersten Mal. Aus dieser Richtung kann ich keine Hilfe erwarten.
    »Also gut. Betrachten wir die Sache aus einem anderen Blickwinkel.« Ich setze mich wieder gerade hin. »Wenn ich so allmächtig bin, wie konnte Lance mich dann derart täuschen? Er ist keineswegs ein uralter Vampir, und ich wusste nicht einmal, wer er wirklich war. Ich habe seine Geschichte geschluckt wie ein Hai den Köder. Ich war nicht mal scharfsinnig genug, um zu spüren, dass er mich belogen hat. Er hat mich unter Drogen gesetzt und nach Frankreich verschleppt, Herrgott noch mal. Ich kann offensichtlich kaum auf mich selbst aufpassen. Was für ein Idiot würde mir die Verantwortung für das Schicksal der ganzen Welt übertragen wollen?«
    Endlich, endlich habe ich Frey sprachlos gemacht. Er starrt mich mit offenem Mund an. Er wusste ja nicht, was mit Lance passiert ist. Er dachte, wir hätten uns nur gestritten.
    Culebra bricht das Schweigen. »Anna, was dir mit Lance passiert ist, sagt nicht viel über dich aus. Es sagt etwas über Lance aus. Er hat dich betrogen und deine Liebe und dein Vertrauen missbraucht.«
    Frey findet die Sprache wieder. »Er hat dich betäubt? Hat er dir etwas angetan?«
    »Nicht annähernd so viel, wie ich ihm antun werde.«
    »Warum sollte er so etwas tun? Was hat er sich nur dabei gedacht?« Frey sieht aus, als hätte er noch eine Million weiterer Fragen, wohl alle ebenso sinnlos wie die, die er schon gestellt hat.
    »Das war auch meine Reaktion, als ich aufgewacht bin. Aber ich will jetzt nicht über Lance reden. Worum es mir geht, ist Folgendes: Ihr täuscht euch, was mich angeht. Ich bin nicht irgendwie besonders, ich bin nicht allmächtig, und ich will für niemanden außer mich selbst verantwortlich sein.«
    »Du urteilst zu hart über dich.« Und das aus Culebras Mund. »Wenn Frey recht hat... « Er sieht, wie ich den Mund öffne, um ihn zu unterbrechen, und fährt fort, ehe ich dazu komme. »Wenn Frey recht hat, dann ist es nicht wichtig, was du willst, oder? Du wärst nicht der erste Anführer, der die Last der Verantwortung widerstrebend und in großer Demut schultert.«
    »Tja, ich kann mich aber verdammt noch mal weigern, mir diese Last aufzubürden. Wer soll mich denn dazu zwingen?«
    »Wenn wir richtig vermuten, Mrs. Williams.« Mit dieser schlichten Erwiderung schafft es Frey, das Gespräch wieder zum Anfangspunkt zurückzuführen. »Sie muss tausendmal gehört haben, wie ihr Mann über dich geschimpft hat, weil du dich gegen die Prophezeiungen stemmst. Weil du dich an deine Familie, an David und dein menschliches Leben klammerst. Deine Familie war für sie außer Reichweite. David nicht.«
    Er steckt das Buch wieder in die

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