Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
Vom Netzwerk:
Bibliothek zu allen Aspekten des Übernatürlichen. Ich habe einfach angenommen, dass auch dieses Buch aus seiner Sammlung stammt.
    Was mich zur nächsten Frage führt. Woher hatte Judith Williams das Buch? Wenn es tatsächlich eine Möglichkeit beschreibt, wie ich aus dieser lächerlichen Situation herauskommen könnte, warum sollte Williams es dann einfach herumliegen lassen? Mir gegenüber hat er nie angedeutet, dass ich irgendeine Wahl hätte. Ganz im Gegenteil. Seiner Ansicht nach war meine Bestimmung – na ja, vorherbestimmt.
    Ich habe mich noch nicht von der Tür wegbewegt, da klopft es schon wieder. Ich zucke zusammen, als hätte ich mich an der Tür verbrannt, und presse mir mit hämmerndem Herzen das Blatt Papier an die Brust wie einen Rettungsring.
    Herrgott. Krieg dich wieder ein.
    Ein weiterer Blick aus dem Fenster zeigt mir Freys vertrautes Gesicht. Er steht da, starrt geradeaus auf die Tür, hält immer noch diese Aktentasche in der Hand und hat die alberne Brille auf. Seine Miene drückt aufgeregte Erwartung aus. Er trägt ebenfalls eine schwarze Jeans, mit Leinenhemd und Lederjacke. Ein kantiger Indiana Jones auf dem Weg in ein großes Abenteuer. Ich wünschte, ich könnte seine Begeisterung teilen. Als ich die Tür öffne, um ihn einzulassen, halte ich ihm als Erstes die E-Mail entgegen. Er stellt die Aktentasche neben sich auf den Boden, nimmt die Brille ab und steckt sie in die Jackentasche, ehe er das Papier glatt streicht und liest.
    Ich lasse ihm eine Minute Zeit. »Du hast das Buch gefunden? «
    Er schaut zu mir hoch, dann wieder auf das Blatt. »Nicht gefunden. Na ja, nicht direkt. Ich habe es entdeckt, in einer Kiste Bücher, die mir jemand letzte Woche anonym zugeschickt hat. So etwas kommt ständig vor. Alle möglichen Übernatürlichen vermachen mir ihre Bibliothek, wenn sie das Zeitliche segnen. Sie wissen, dass ich ein Bewahrer bin.«
    »Bewahrer?«
    »Ein Hüter der Geheimnisse. Mein Vater war ebenfalls einer. Mein Sohn wird das Amt erben, wenn ich sterbe. Das ist so Tradition.« In dieser einfachen Aussage steckt so viel, das nach einer Erklärung verlangt, dass ich kaum weiß, wonach ich zuerst fragen soll. Nein, das stimmt nicht. Ich weiß genau, was ich zuerst wissen will. Meine Stimme hebt sich zu einem Kreischen.
    »Du hast einen Sohn?«
    Die Fassungslosigkeit in meiner Stimme und die völlige Verblüffung, die mir zweifellos ins Gesicht geschrieben steht, scheinen ihn zu belustigen. »Warum bist du so überrascht?«
    »Überrascht? Nein. Überrascht beschreibt nicht einmal annähernd, was ich bin. Ich bin fassungslos. Wie vor den verdammten Kopf geschlagen. Du hast noch nie einen Sohn erwähnt. Oder eine Familie. Bist du verheiratet?«
    Er schüttelt den Kopf. »Man muss nicht verheiratet sein, um Kinder zu bekommen. Es überrascht mich, dass du so einen voreiligen Schluss ziehst.«
    Er weicht meiner Frage aus. Ich verspüre den überwältigenden Drang, ihn zu schütteln. Um dem zu widerstehen, presse ich die Handflächen zusammen. »Gestaltwandler. Hast. Du. Einen. Sohn?«
    »Ja.«
    »Aber wie... ?«
    Wieder dieser amüsierte Blick. »Du weißt schon. Ei plus Spermium gleich Empfängnis. Grundkurs Biologie. Ist das wirklich schon so lange her?«
    Er genießt das auch noch. Viel zu sehr. Ein Knurren vibriert tief in meiner Kehle. »Du verarschst mich. Keine gute Idee. Ich bin müde, ich mache mir Sorgen um David, und ich kämpfe energisch gegen den Drang an, dir dieses dämliche Feixen vom Gesicht zu wischen.«
    Frey gibt mit erhobenen Händen und verlegenem Lächeln auf. »Du hast recht. Entschuldige. Ich sollte keine Witzchen machen, nicht jetzt. Was möchtest du wissen?«
    Der Schock dieser völlig unerwarteten Information über einen Mann, den ich gut zu kennen glaubte, lässt mir die Knie wackeln. Das wird allmählich zum Dauerzustand. Ich will mich hinsetzen, also winke ich Frey herein und weise auf die Couch. Als er sitzt, nehme ich im Sessel gegenüber Platz und beuge mich vor. »Zunächst einmal bist du ein Gestaltwandler. Vermehren die sich wie Menschen?«
    »Wir sind menschlich. Mit einer genetischen Abweichung. Und ja, wir vermehren uns auf die übliche Art und Weise.«
    »Wie alt ist dein Sohn?«
    »Vier.«
    »Wohnt er hier in San Diego?«
    »Nein. Er lebt beim Volk seiner Mutter im Monument Valley.«
    »Sie ist Indianerin?«
    »Eine Navajo, ja.«
    »Siehst du ihn oft?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist zu seinem eigenen Besten.« Diese knappen Antworten

Weitere Kostenlose Bücher