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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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langärmeliges schwarzes T-Shirt, schwarze Tennisschuhe. Während ich mich fertig mache, kreisen meine Gedanken um einen einzigen Punkt wie ein Bussard um ein Stück Aas. Ich gehe von verdammt vielen Annahmen aus. Ich nehme an, dass Mrs. Williams David entführt hat. Ich nehme an, dass sie ihn zu Avery gebracht hat. Ich nehme an, dass sie mit meinem Erscheinen rechnet. Alles begründete Annahmen, aus meiner Perspektive. Sie und ihr Mann waren mit Avery befreundet. Sie kennt Averys und meine Geschichte sehr gut.
    Aber wenn ich mich irre, was dann? Dann fange ich ganz von vorne an.
    Sobald ich angezogen bin, kann ich es kaum mehr erwarten, endlich loszuziehen. Jetzt wünschte ich, ich hätte Frey nicht gebeten mitzukommen. Dass er sich als Panther leichter unbemerkt auf das Grundstück schleichen kann – diese Idee erschien mir sinnvoll, als ich den Vorschlag gemacht habe. Jetzt kann ich nur noch an den Ballast denken, der mit dieser Zusammenarbeit einhergeht.
    Ich werde mir noch mehr Mist anhören müssen, den er aus diesem dämlichen Büchlein hat. Es ist kurz vor sieben, als es an der Tür klingelt. Ich schnappe mir den Schlüsselbund und die Handtasche und renne die Treppe hinunter zur Haustür. Ich erwarte Frey zu sehen, aber nicht die zornige Frau mit dem finsteren Gesicht, die sich in mein Haus drängt, sobald ich die Tür ein Stückchen geöffnet habe.
    Tracey Banker strahlt Wut aus wie ein Projektil auf der Suche nach einem Ziel. Und im Moment bin ich das Schwarze auf der Zielscheibe. Sie lässt mir gar keine Chance, irgendetwas zu sagen, ehe sie loslegt. »Ich weiß, dass du dich nicht gefreut hast, als David mich an Bord geholt hat. Ich erwarte auch nicht, dass wir beiden die besten Freundinnen werden. Aber du hast kein Recht, mich zu belügen. David steckt in Schwierigkeiten, und du lässt mich euch verdammt noch mal helfen, denn sonst, das schwöre ich dir, gehe ich zur Polizei und sage denen, dass du die ganze Zeit davon wusstest.«
    Sie brüllt mich an und wedelt mir dabei mit einem Blatt Papier vor dem Gesicht herum. Ich winde es ihr aus der Hand. Als Erstes fällt mir auf, dass das der Ausdruck einer E-Mail ist, einer E-Mail, die an mich adressiert ist. Dann bemerke ich, von wem sie ist: Judith Williams.
    Was zum... ? Ich drehe das Blatt herum und halte es ihr unter die Nase. »Liest du immer anderer Leute E-Mails?«
    »Verdammt gut, dass ich das getan habe.« Sie schreit immer noch. »Du hast irgendeinen Kerl bei mir anrufen und mir erzählen lassen, dass du mit David auswärts im Einsatz wärst. Dass ihr erst am Dienstag zurück sein würdet. Hier steht was ganz anderes. Wenn ich die E-Mail nicht geöffnet hätte, wäre bis Dienstag alles schon gelaufen gewesen. Und David wäre tot.«
    Ich kann ihr unmöglich erklären, dass ich sie aus der Schusslinie halten wollte. Oder, was fast noch wichtiger ist, dass die Sache sie nichts angeht. So aufgeregt, wie sie ist, wird sie nicht zuhören. Stattdessen kehre ich ihr den Rücken zu und konzentriere mich auf das Blatt in meiner Hand.
    Anna.
    Du und ich, wir haben eine Verabredung mit dem Schicksal. David wird uns begleiten. Ob er überlebt oder nicht, liegt allein bei Dir. Dein Freund Daniel Frey wird Dir erklären, was von Dir erwartet wird, sofern er das nicht bereits getan hat. Ich weiß, dass Dein erster Impuls der sein wird, nach einem Ausweg zu suchen. Deshalb habe ich David entführt. Ich schlage vor, Du vergeudest weniger Energie darauf, dem auszuweichen, was am Dienstag geschehen wird, und lernst stattdessen aus dem Grimoire. Wer weiß? Vielleicht findest Du in der alten Lehre noch eine Rücktrittsklausel. Deshalb habe ich arrangiert, dass Mr. Frey auf das Buch stößt.
    Es ist keineswegs mein Wunsch, Deinem Partner etwas anzutun. Er scheint ein guter Mann zu sein, wenngleich im Augenblick etwas verwirrt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er nichts von Deiner wahren Natur wusste. Glaube mir, wenn ich Dir versichere, dass gut für ihn gesorgt wird. Aber das kann sich ändern. Es liegt ganz bei Dir.
    Bis Dienstagnacht also,
    Judith Williams
    Kapitel 37
    Ich spüre, dass Tracey hinter mir auf und ab geht wie eine Löwin im Käfig. Sobald sie sieht, wie ich die Hand mit dem Brief sinken lasse, stürzt sie sich auf mich.
    »Wer ist diese Frau? Was meint sie damit, dass ihr beide eine Verabredung mit dem Schicksal habt? Warum hat sie David als Geisel genommen? Was soll der Quatsch von wegen deiner wahren Natur?« Sie packt mich am Arm und zerrt mich zu

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