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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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erwartet, sie rechnet ja damit, dass du ganz klar und für alle Ewigkeit dich davon, zu ihren Gunsten wohl gemerkt, abwendest.“
    Ian seufzte und blickte nachdenklich zu den mit einer dicken Schicht Staub bedeckten hohen Fenstern. Kühler Wind pfiff durch die zerschlagenen Scheiben und brachte einen Zug frischer Luft ins dunkle Kaminzimmer. „Warte mal“, drehte er sich schließlich zum kleinen Drachen. „Angenommen, es ist so, dann wenn ich dich jetzt richtig verstehe, soll ich auf etwas verzichten, was mir eigentlich gar nicht gehört. Diese Kraft gehört dem Drachenvolk. Ich bin ja nur zufällig in diese Situation rein geraten. Es wird zudem vorausgesetzt, dass es keinen anderen für diese Rolle gibt.“
    Der Drache nickte. „Wenn man die Sache auf das Wesentliche schrumpft, so ist es.“
    „Und ich sollte mitten in den Trubel rein. Unbedingt!“
    Er zog die Flügel hoch und runter. „Das kannst du kaum auswählen. Das ist …“, seinen funkelnden Augen blickten ihn mit einer Portion Mitleid an, „in der Menschenwelt wird so etwas Schicksal genannt.“
    „A-ha. Also zurück zum Thema. Diese Frau hat es, wie du es erzählst, für mich bereits entschieden, wie die Sache ausgehen soll. Denkt sie, ich wäre einfach besonders gut für so etwas geeignet? Ich wäre jemand, für den sie die Entscheidungen fällen kann und diese dann mir und allen anderen als die Meinen verkaufen? Denkt sie etwa, ich bin so ein kleiner Jasager?“
    Der Drache schnaubte, eine graue Dampfwolke entwich seinen Nüstern. Er sah ihm ernst in die Augen und sagte leise: „Ich glaube, sie geht davon aus, dass das Schicksal der Anderen Welt dir einfach egal ist und dass du alles, was dir hier passiert, für ein unsinniges Spiel, eben für ein Märchen hältst. Du nimmst unsere Realität ja nicht ernst. Du kannst es nicht, oder du willst es nicht, oder beides. Jedenfalls, wenn du dein Erbe an sie abtrittst, dann hat sie ihr lang ersehntes Ziel erreicht. Sie wähnt sich schon als die alleinige Herrscherin der Anderen Welt. Zum ersten Mal in der jahrtausendelangen Geschichte wäre es der Fall. Dieses Ereignis wird dann in allen Quellen festgeschrieben. Es gibt dann keine Oberwelt mehr.“
    „Sie hatte zu mir gesagt, sie würde mit mir die Macht teilen. Sie versprach mir, mich als Herrscher der ehemaligen Oberwelt einzusetzen.“
    Der kleine Drache musterte ihn argwöhnisch. „Willst du etwa die Macht über die ehemalige Oberwelt? Willst du demnächst als Schwarzer Prinz gehen?“
    „Nein, das nicht.“ Ian schüttelte energisch den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Der Drache schien seinen Atem anzuhalten und fragte: „Und warum?“
    „Die Oberwelt gehört sich selbst“, erwiderte der junge Mann ernst. „Sie braucht keine Handlanger dieser Frau. Und ich bin eine denkbar schlechte Kandidatur für diesen Posten. Ich bin kein Sklaventreiber. Ich mag freie und möglichst zufriedene Menschen um mich.“
    Der kleine Drache atmete erleichtert aus. „Ich glaube, ich darf jetzt direkt werden. Die Grausame hat gelogen. Sie hat es absolut nicht vor, ihre Macht mit jemandem zu teilen, ob es der letzte Drache, oder der alte Herr der Unterwelt, oder sonst noch jemand wäre. Wie ich schon gesagt habe, sie will alles für sich allein. Und in wichtigen Dingen kann sie keinem Vertrauen, nur sich selbst.“ Er sah ihn durchdringend an und fuhr fort: „Feststeht, nachdem du ihr die Kraft deines Volkes abgegeben hast, wird sie dich in einen, wie sie es nennt, Schwarzen Prinzen verwandeln. Das ist aber nur ein schöner Name für einen Zombie. Eine glitzernde Verpackung für einen Hauch von nichts. Danach bist du verloren. Sie wird dir dein Selbst nehmen, wie schon vielen anderen vor dir. Und du wirst nie wieder eine Chance bekommen, das zu werden, was du eigentlich sein solltest. Dich gibt es dann gar nicht mehr.“
    Ian lächelte traurig. „Den Rest der Geschichte kenne ich, glaube ich. Denn das größte Vergehen ist, nicht zu wissen, wer man ist und wenn man es weiß, den Weg nicht zu gehen.“
    Der kleine Drache sah ihn überrascht an. „Das weißt du also?“
    Der junge Mann nickte. „Der gute alte Freund Ernst hat es mir oft genug gesagt. Ob ich es hören wollte oder nicht. Das hat sich bei mir irgendwie ins Gedächtnis geschrieben.“
    „Das wusste früher jedes kleine Kind in der Oberwelt. Es war eine Art geistiges Allgemeingut. Es war klar, dass jeder nach ihrer Aufgabe ernsthaft suchen sollte, falls sie nicht gleich

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