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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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gräuliche Wolke aus. „Ich kann für mich selbst sorgen. Das tue ich seit fast vierzig Jahren und es hat immer ganz wunderbar geklappt. Ich brauche keine Almosen von euch. Aber für deinen Balg, da hätte ich gern die Kohle gesehen.“
    „Wie redest du von dem armen Kind!“ Violas Augen blitzten verärgert auf. Sie stand abrupt auf.
    „So arm ist der Bengel auch wieder nicht, nehme ich mal an“, ließ die Alte spöttisch fallen und fing an, energisch in dem großen Topf zu rühren, aus dem nun ein beißender Geruch hochstieg und sich schnell in der Küche ausbreitete.
    Für einen Moment schwang Mitleid in Violas Gesicht. „Ich muss los“, sagte sie leise. „Sie suchen wahrscheinlich schon nach mir.“ Sie strich mit den Händen über die leichten Knicke auf ihrer ansonsten makellosen Schürze. „Also wir haben es abgemacht. Ich verlasse mich auf dich.“ Sie sah Barbara aufmerksam an, die sich hinter den aufsteigenden Dämpfen und dem Zigarettenqualm versteckte. An der Türschwelle drehte sie sich um.
    Die Alte tauchte herunter, schob neue Holzscheite in den Ofen und kam wieder hoch, Glimmstängel im Mundwinkel.
    „Lass es dir gut gehen, Schwester. Ich halte mein Versprechen und du hältst deins“, sagte sie mit fester Stimme und zog die quietschende Tür auf. „Mach‘s gut.“
    „Du besser, wenn du kannst“, brummte die Alte, als die Tür hinter Viola zufiel.
     
    Die Bilder verschwanden. Ian schüttelte kräftig den Kopf, blickte verloren um sich.
    Anna und Scharta musterten sein verwirrtes Gesicht.
    „Denkt ihr was ich denke?“, fragte er schließlich in die Runde.
    „Wie meinst du das?“ Die Jungmagierin stand auf und streckte die Beine.
    „Ich meine, wer es war?“
    „Erzähl, was du denkst, dann kann ich dir sagen, ob ich deine Meinung teile“, erwiderte sie achselzuckend.
    „Nun“, fing er unsicher an, sah verlegen auf seine Füße und schwieg.
    Scharta blickte ihn aufmunternd an.
    „Die große Frau im dunklen Kleid und weißer Schürze, die mit den flüsternden Blumen, also Viola, ist die Oma vom kleinen Jungen, der im Kaminzimmer mit der Drachenfigur spielte“, brachte Ian schließlich und blickte fragend hoch.
    Anna sah ihn irritiert an und lächelte traurig. „Das stimmt.“
    „Und diese junge rothaarige Frau? Ist sie die Mutter vom Jungen?“
    „Ja“, sagte die Hüterin des Wissens. „Sie ist unter den Ersten ums Leben gekommen. Sie war gerade mit den anderen oben, als es passierte. Sie wurde zu sofort zu Stein, wie die meisten Drachen auch.“
    Ian lehnte sich gegen die Wand beim Ausgang, sein Blick nachdenklich auf die bläulichen Flammen in den Fackeln gerichtet. „Es ist alles so seltsam“, murmelte er schließlich. „Und die Viola … Was ist mit ihr passiert?“
    „Dafür musst du in die Bilder der Kugel weiter schauen. Dann weißt du es.“
    „Es ist nicht leicht“, seufzte er.
    „Gewiss nicht“, gab Scharta zu. „Aber nach all den Jahren, in denen man fleißig das Vergessen übte, wird es so langsam Zeit zu erfahren, was Sache ist.“
    „Ich versuche es“, sagte er leise und rief die Bilder der Kugel wieder auf.
     
    Ein warmer Sommerabend umarmte zärtlich die unzähligen Besucher. Sie sammelten sich am Rand der großen Wiese, dort wo der Wald mit grünen, halbwüchsigen Tannen und jungen Eichen anfing, und unterhielten sich aufgeregt. Es war ihnen anzusehen, dass sie auf etwas Aufsehenerregendes warteten. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen. Die Faunen jagten einander und lachten. Die Hasen hüpften im Unterholz herum, ihre weißen Hinterteile blitzten zwischen dem frischen Grün der jungen Tannen auf.
    Die Zwerge in ihrer Festtagskleidung: in blauen, roten und grünen bis zum Hals zugeknöpften Jacken, reich geschmückt mit Gold und Edelsteinen aller Art, standen still da und blickten streng auf die herumalbernden Zeitgenossen.
    Auch etliche Menschen mit ihren Familien waren in großen und kleinen Gruppen an den freien vom Unterholz Stellen versammelt, die den besten Blick auf die Mitte der Wiese boten. Manche führten aufgeregte Gespräche, manche erzählten ihren Kindern etwas und zeigten nach oben in den klaren Himmel. Andere Kinder spielten um die Erwachsenen herum. Die einen versteckten sich hinter den kleinen Tannen, die anderen waren auf der Suche nach ihren Mitspielern.
    Eine Gruppe von Hexen kicherte einige Schritte entfernt.
    Etwas weiter, in dichtem Unterholz lugten hier und da die rötlichen Felle der Füchse hervor. Auch Bären und

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