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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Wölfe nahmen ihre weniger einsehbaren Beobachtungsposten an, die ihnen Blicke auf die große Wiese freiließen.
    Es dämmerte mittlerweile. Runder Mond stieg von hinter den Wipfeln der alten Eichen auf.
    „Hoffentlich geht alles gut“, sagte Viola mehr zu sich als zu der Frau mittleren Alters, die eine Reihe von Jugendlichen in der Mitte der Wiese fest im Blick behielt.
    „Es wird schon nichts passieren“, antwortete sie mit betonter Zuversicht in der Stimme und ging weiter zu einer Gruppe älterer Besucher.
    Viola blieb an der Grenze zum Wald stehen. Sie wiegte einen schlafenden Jungen mit roten Locken auf den Armen und blickte besorgt zu der Gruppe von herumalbernden Jugendlichen. Zweiunddreißig Mädchen und Jungs waren in bester Stimmung. Sie schubsten einander, kicherten, riefen etwas einander zu und brachten alle zusammen im Gelächter aus.
    Die Frau trennte sich von der Gruppe der Älteren und eilte mit ernstem Gesicht in die Mitte der Wiese. Sie sagte etwas und blickte dabei jedem Jungen und Mädchen streng in die Augen. Sie wurden sogleich ruhig, nickten und stellten sich in eine Reihe, Schulter an Schulter auf. Die Frau, sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Verhandlungen, kehrte zu Viola zurück. „Sie haben nur albernes Zeug im Kopf!“, murmelte sie empört.
    „Es liegt etwas Bedrohliches in der Luft“, sagte Viola und prüfte mit einem suchenden Blick den angrenzenden Wald ab. „Ach, Cynthia, ich habe solche Angst!“
    „Sie wird es nicht wagen“, antwortete diese souverän. „Siehst du, sie ist gar nicht da!“
    „Noch nicht“, flüsterte Viola und wiegte einen kleinen Jungen, der in ihren Armen zu quengeln anfing. „Sch-sch. Alles wird gut“, flüsterte sie mit einer beruhigenden Stimme. „Alles wird bestens.“
    „Du sagst es“, bemerkte Cynthia. „Heute darf einfach nichts schief gehen. Wir haben die größte Gruppe der Kinder, die ihrer Zeremonie entgegen fiebern. So etwas gab es noch nie.“
    „Etliche Drachenfamilien waren in den letzten Jahren mit Kindern reich gesegnet.“ Ein glückseliges Lächeln umspielte Violas Lippen. „Schön sie alle so fröhlich und gesund zu sehen.“ Ihre Augen strahlten Wärme beim Anblick der Jugendlichen.
    „Du mit deinen bösen Vorahnungen! Es wird alles gut“, deklamierte Cynthia mit fester Stimme und marschierte weiter zu einer Gruppe von Frauen, die sich etwas weiter rechts aufgeregt unterhielten.
    „Ich hoffe sehr, dass ich mich irre.“ Viola richtete den Blick voller Sorge auf den Jungen in ihren Armen.
    Es wurde mittlerweile dunkel. Der volle Mond schwebte von hinter den hohen Tannenwipfeln. Frischer Wind kam auf.
    Das Kind öffnete die Augen und blickte Viola verschlafen an.
    „Es geht gleich los“, lächelte sie ihm zu.
    Der Junge schälte sich aus ihrer Umarmung, streckte seine Beinchen aus. Viola stellte ihn vorsichtig auf den Boden und legte die Hände auf seine Schulter. Der Junge presste den Rücken gegen ihre Beine und wickelte sich in ihre weiße Schürze.
    „Guck, da oben!“ Sie zeigte in den klaren Sternenhimmel. „Da steigen die Drachen auf.“
    Der Junge blickte verschlafen dorthin.
    Die ersten Riesen zeigten sich im dunklen Blau.
    Die Jugendlichen in der Mitte der Wiese standen ruhig da und verfolgten wie gebannt den Flug der Drachen.
    Viola sah angestrengt in die Reihen der Besucher. Alle blickten fasziniert in den Himmel. Selbst die Faunen, die sonst selten stillstehen konnten, guckten bedächtig den Drachen nach.
    Alle sind da . Das ist doch eine perfekte Gelegenheit für sie. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass zumindest ein Teil der Männer zur Wache unten bleibt. Es muss doch jemanden geben, der Ausschau nach dieser Frau hält und wenn nötig, die entsprechenden Maßnahmen ergreift. So wäre es richtig und sicherer auf jeden Fall. Aber nein! Es sollte die größte Show aller Zeiten werden. Die noch nie da gewesene Party wollten sie steigen lassen! Alle Drachen sollten am Tanz teilnehmen. Nur wenn alle da oben sind, gäbe es eine genaue Prophezeiung für die Zukunft, hieß es. Wer hat denn so einen Unsinn erfunden? Oder hat sie selbst diesen Floh in die Welt gesetzt? Sie seufzte. Hoffentlich geht alles gut.
    Plötzlich durchfuhr sie etwas wie ein Stromschlag. Viola fuhr herum.
    Nicht weit von ihr, ein gutes Stück von all den Besuchern entfernt, stand die kleine Frau in Schwarz und beobachtete aufmerksam das Geschehen auf der Wiese. Sie musterte eins nach dem anderen die nach oben gerichteten

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