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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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wir es je erwartet hätten. Ich habe alles bekommen, was ich wollte und sogar noch mehr. Eins sah ich in meinem Leben immer wieder bestätigt: Alles, was du tust, weil du es so willst, weil du es für richtig hältst oder weil es dir einfach Spaß macht, etwas von dir mit anderen zu teilen, wenn du gibst, ohne viel dafür zu erwarten, dann kommt es zu dir zurück. Vielleicht nicht in der gleichen Form, nicht im selben Umfang und vielleicht nicht am nächsten Tag. Auf so etwas wartet man gar nicht. Man denkt gar nicht daran. Man hat es ja gerne, vom Herzen gegeben. Dann entfaltet es sich in der Weitläufigkeit der Welt und kommt irgendwann zu dir zurück. Und manchmal viel mehr als du erwartet oder für möglich erachtet hast.“
    Anna lächelte unsicher. „Das ist mir neu, das werde ich mir merken.“
    Sie saßen im halbdunklen Raum eine Weile, ohne etwas zu sagen. Der Hund seufzte hin und wieder, drückte sich fester an ihre Füße und schlief weiter, seine Schnauze unter den Hinterläufen versteckt.
    „Hier“, sagte der Vater schließlich, öffnete den oberen Knopf seiner Jacke, zog ein Säckchen aus festem Stoff heraus, das auf einer robusten Kordel um seinen Hals gehangen hatte, und nahm es ab. Daraus fiel ein rot funkelnder Stein auf seine raue Handfläche.
    Die Jungmagierin starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Ausstrahlung war überwältigend. Sie spürte eine lebendige Kraft, die Wärme und etwas noch, was sie nicht gleich benennen konnte.
    „Er war hell, als die weiße Schamanin ihn mir damals gab“, hörte sie leise Stimme ihres Vaters. „Sie sagte, dieser Stein wäre aus deinen Tränen. Und er würde mir zeigen, wie es dir geht, wenn du weg bist. Wenn er hell ist, heißt es, dass es dir gut geht. Sollte sich etwas daran ändern, würde er sich verdunkeln. Und wenn er rot wäre, dann würdest du herkommen. Und so war es auch. In den ersten Jahren war er so geblieben, wie sie ihn mir gegeben hatte: klar wie eine Träne. Dann veränderte er seine Farbe. Manchmal war er hellgrün oder hellblau. Und in der letzten Zeit wurde er dunkelviolett. Bis er sich vor einer Woche rot färbte. Dann wusste ich, dass du kommst. Ich habe meine Tiere früh genug zurück in die Nähe der Jurta getrieben. Ich wollte da sein, wenn du kommst.“
    Anna nahm den Stein. Er war purpurrot und nicht größer als ein Wachtelei, lag aber schwer auf ihrer Hand. „Hat Mondoon nicht versucht, dich zu überreden, den zu Geld zu machen? Ihr habt wahrscheinlich nicht nur die sonnigen Tage gehabt.“
    Der Vater nickte. „Es gab schon solche und solche Zeiten, besonders am Anfang. Aber ich habe ihr klar gesagt, der Stein ist unverkäuflich. In manchen Zeiten war er einer von wenigen Sachen, die nur mir gehörten. Ich trug ihn nah an meinem Herzen, so hatte ich dich immer bei mir. Die Gewissheit, dass es dir gut geht, gab mir Kraft, dich nicht so schrecklich zu vermissen und weiter zu machen, was zu tun war.“
    Die junge Frau schwieg. Tränen standen ihr in den Augen und drohten jeden Moment heraus zu kullern. Sie blinzelte paar Mal, atmete tief durch, nahm einen Schluck von ihrem kalten Tee und gab den Stein dem Vater zurück.
    „Nimm ihn mit“, sagte er. „Dieser Stein hat eine besondere Kraft. Er hat dich zu mir geführt. Ich habe dich als eine erwachsene, schöne Frau gesehen. Mehr will ich nicht. Nimm ihn mit. Kann sein, dass er dir auch helfen kann.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Den hat dir Alphira gegeben. Er soll bei dir bleiben.“
    Er nahm ihre Hand, legte den Stein auf ihre Handfläche und drückte ihre Finger zu einer Faust zusammen. „Nimm ihn mit“, sagte er mit Nachdruck. „Wer weiß, vielleicht hilft er dir, die Probleme in deiner Welt zu lösen.“
    Anna stand auf, beugte sich zu ihm vor, küsste ihn auf die Wange und sagte: „Danke Euch, Vater.“
    Tränen liefen dem Mann über die mit Falten durchpflügten Wangen. Er machte aber keine Anstalten, sie wegzuwischen. Sein dunkles Gesicht glitzerte. Er schaute sie an, als wenn er sie für immer so, wie sie in dem Moment vor ihm saß, in sein Gedächtnis einprägen wollte. „Wie schön du geworden bist. Wie deine Mutter“, flüsterte er. „So war sie, als wir uns damals kennengelernt hatten. Sie war blutjung, aber weise wie eine alte Schamanin. Sie wusste sofort so vieles, was mir damals ein Rätsel war. Manches habe ich erst viel später verstanden. Und ihre Augen! So wunderschön! Sie waren wie deine: das eine grün, wie das Gras im Frühling und

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