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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Einstellung zu tun hat. Mit einem liebenden Herzen sieht man anders. Und wenn man die Welt anders sieht, kann man vieles tun, was früher übersehen und gar nicht für möglich gehalten wurde.“
    Anna schluckte, blinzelte ein paar Mal, um die plötzlich aufgelaufene Flüssigkeit aus den Augen zu vertreiben.
    „Wenn du jetzt noch nicht so weit bist, den Sinn dieser Worte zu begreifen, dann ist es eben so“, fuhr der Steppenmann fort. „Es ist der natürliche Lauf des Lebens, dass man bestimmte Sachen erst später verstehen kann. Nimm sie auf und behalte sie, bis du so weit bist. Hauptsache, du kommst rechtzeitig dahinter.“
    „Gut“, nickte die junge Frau, „ich habe sie aufgenommen und werde sie in meinem Gedächtnis behalten.“
    Der Vater lächelte. „Es ist besser, wenn du die Weisheit deiner Mutter in deinem Herzen aufbewahrst. Und merke dir, die richtige Haltung ist entscheidend.“
    Anna nickte, stand auf, beugte sich vor, nahm den kleinen Mann an den schmalen Schultern, drückte ihn an sich und flüsterte: „Danke dir, danke für alles. Ich werde es nie vergessen.“ Dann richtete sie sich auf, streichelte den Hund zum letzten Mal über seinen fast kahlen Kopf, lächelte dem Vater zum letzten Mal zu und verließ seine Jurta.
    Auf dem Weg zur Stupa presste sie ihre Finger fest um den Stein. Sie hatte den Eindruck, als ob er wärmer wurde, je weiter sie sich von ihrem Vater entfernte. Ihr war, als ob der Stein sich in ihre Hand einbrannte.

Kapitel 35. Die vergessenen Schätze.
    Im Alphiras Wohnzimmer war es still. Samtige Dunkelheit schlich langsam herein.
    Ian stand am Fenster und starrte ins undurchdringliche Grau draußen. All diese Geschichten . Sie sind schon schräg genug an sich, aber der Witz ist, sie scheinen in der Tat etwas mit mir zu tun zu haben! Das Allerschrägste ist, ich stecke mittendrin. Und das seit längerer Zeit, als es mir bisher bewusst war. Wenn das alles stimmt, das die Kugel gezeigt hatte … Er schüttelte kräftig den Kopf. Kann es angehen? Ich soll ein Drache sein? Noch bunter kann es wohl nicht werden.
    „Oder doch?“, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich um.
    Der Gögling hielt sich auf der Stuhllehne fest und musterte ihn aufmerksam mit seinen Glupschaugen.
    „Bist du das?“
    Dieser schlug mit den Ohren.
    „Du hast mich also wieder gefunden!“ Ian lief zu ihm und nahm ihn von der Lehne.
    Er grinste breit, schälte sich aus seinen Händen, drehte eine Runde und setzte sich auf seine linke Schulter.
    „Das geht mir in den Kopf nicht rein“, seufzte der junge Mann. „Das ist so abgefahren! Wenn ich meinen Kumpels mal gesagt hätte, ich wäre eigentlich ein Drache, sie würden mich bestenfalls auslachen und fragen, welche Drogen ich genommen hätte. Mein Chef würde mir kündigen – bestenfalls, schlimmstenfalls würde er mich in die geschlossene Anstalt einliefern lassen. Wie die Alte es immer prophezeit hatte.“
    „Warum interessiert es dich denn so brennend, was die anderen von dir halten? Wieso willst du dein Leben von der Meinung der Leute abhängig machen, denen du im Grunde egal bist? Abgesehen davon, keiner kann dir sagen, wer du wirklich bist und welchen Weg du zu gehen hast. Das sollte sich auch keiner anmaßen. Sie können es einfach nicht wissen. Du und nur du musst entscheiden, was für dich gut und richtig ist, egal, was die anderen davon halten.“
    „Die Alte hatte also recht. Sie weiß viel mehr als sie es je zugegeben hat. Ich muss sie dringend sprechen. Ich muss es von ihr hören.“
    „Willst du gleich los?“ Der Gögling rollte seine Ohren zusammen, stellte sie senkrecht, dicht am Kopf auf und fuhr seine Krallen in Ians Schulter.
    Auf einmal hatte der junge Mann ein Gefühl, dass noch jemand im Zimmer war. Er schaute sich um, sah aber niemanden. Und trotzdem konnte ihn der Eindruck nicht verlassen, dass jemand unweit vor ihm stand. Ian schaute dann so, wie er früher, als Kind die Welt zu betrachten pflegte.
    Eine ältere Frau im langen, weißen Gewand schwebte keine zwei Schritte von ihm entfernt.
    „Alphira! Geht es dir wieder besser?“
    Sie sah ihn ernst an, ihr Gesicht fahl, die Wangen eingefallen, die Augen müde, die Haut darunter dunkelgrau. „Ich mache es kurz“, sagte sie kaum hörbar. „Ich habe weder Zeit noch Kraft für längere Gespräche.“
    „Verstehe.“
    „Du musst dich entscheiden. Noch kannst du alles gut ausgehen lassen.“ Sie bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick und sprach weiter: „Du

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