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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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sich das Fliegen wegen Altersschwäche oder eines Unwohlseins nicht zutrauten, blieben unten. Aber alle waren auf der großen Wiese versammelt und beobachteten das Geschehen vom Boden aus mit stiller Bewunderung.“
    Die Jungmagierin hörte mit angehaltenem Atem zu. Als die Schlange schwieg, stammelte sie etwas aufgelöst: „Unglaublich, dass ich von alldem keinen blassen Schimmer hatte! Ich habe vorhin etwas im Buch des Wissens gesehen. Wie ich es verstehe, waren es wohl die Bilder von der Oberwelt zu den Zeiten, als es die Drachen dort noch gab. Ich hatte keine Ahnung, wie berauschend schön sie früher war! Die Farben so intensiv, die Luft so rein!“ Sie guckte auf einmal traurig. „Dass Oma es mir nie gezeigt oder etwas darüber erzählt hat! Ich verstehe das nicht.“
    Die Schlange wiegte den großen Kopf langsam von einer Seite zur anderen.
    „Aber warum nicht? Was sprach dagegen?“, ließ Anna nicht nach. „Vom Anfang an war ich ihre treue und begeisterte Levitin. Warum hat sie mir das alles verschwiegen? Als ich in die Oberwelt kam, gab es keine Drachen. Ganz bestimmt nicht. Das wüsste ich. Die Oberwelt war aber trotzdem noch wunderbar. Ich nahm sie damals wie eine Frau in der Blüte ihrer Schönheit wahr und manchmal konnte ich mit ihr über einige Dinge sprechen. Sie verriet mir hin und wieder ihre kleinen Geheimnisse, erzählte mir aber auch nie etwas von Drachen. Seltsam. Als ob sie es mir zusammen mit Alphira vorenthalten wollte.“
    Die Hüterin des Wissens schwieg. Sie legte den Kopf auf die aufgetürmten Ringe, die Augen geschlossen.
    „Nun gut. Ich gehe zurück, ich muss nach Alphira sehen“, seufzte die junge Frau. „Danke dir und bis zum nächsten Mal.“ Sie ging zum Ausgang, schob sich durch den Durchlass und lief los.
    Nach einer Weile tauchten die Bilder von ihrem letzten Besuch im Toten Wald vor ihrem inneren Auge auf. Sie lächelte traurig vor sich. Überall nur grau in grau. Was für eine Tristesse! Genau das Gegenteil von dem, was das Buch des Wissens mir heute gezeigt hat. Und davon, was ich von früher kannte. Die verunstalteten Tiere wieder neulich! Diese fiese, nach faulen Eiern stinkende Luft! Ihr Magen zog sich zusammen. Dieses Klagelied von Ausweglosigkeit und Trauer, das pausenlos durch die kalte feuchte Luft tönt ! Ich will es nicht mehr hören! Sie hielt an, schloss die Augen und schüttelte kräftig den Kopf, um die Bilder zu vertreiben. Als sie wieder aufblickte, nahmen die Stille und Schwärze des Tunnels sie in eine sanfte, tröstliche Umarmung. Die junge Frau atmete tief durch und lief weiter. Ihr Kopf schwirrte vor Fragen, die nach dringenden Antworten suchten. Warum wollte jemand, dass die Drachen aus der Oberwelt verschwanden? Wer war das? Was wollte er damit erreichen?
    Als sie endlich zu Hause ankam, eilte sie sofort zu Alphira. Die Großmagierin lag in ihrem Bett, das Gesicht angespannt und ernst. Anna nahm ihre schlaffe Hand. Der Puls schlug ganz schwach, kaum merkbar, aber er war da. Ihr fiel wieder ein schwarzer Kamm auf, den Alphira diesmal in ihrer linken Hand hielt. Seltsam . Ich habe so ein Ding früher nie gesehen. Und jetzt ist es ständig bei ihr. Vielleicht weiß Scharta, was es damit auf sich hat?
    Die junge Frau spürte wieder eine lähmende Müdigkeit. Ihre Beine wurden schwer und fühlten sich an, als wenn sie aus Stein wären. Die Arme konnte sie kaum hochheben . Was ist eigentlich los? Mir ging es sonst ganz gut . Ich habe heute so gut wie nichts Anstrengendes getan. Warum bin ich auf einmal so todmüde? Sie beugte sich zu Alphira, küsste sie leicht auf die Stirn und trottete in ihr Zimmer hoch. Sie schaffte es gerade noch bis zum Bett.
    Anna ließ alles, was sie im Buch des Wissens gesehen hatte, nochmals durch den Kopf gehen. Es gab früher also genug Drachen in der Oberwelt. Und dieser versteckte Junge… Was ist es für eine merkwürdige Geschichte?
    Schlafen konnte sie in dieser Nacht wieder nicht.

Kapitel 7. Der Schatten.
    Am nächsten Morgen rannte sie erneut durch den Tunnel. So viele Fragen schwirren mir durch den Kopf! Scharta weiß bestimmt etwas, sie kann mir sicher weiterhelfen. Das bläuliche Leuchten tauchte bald in der Dunkelheit auf. Anna lief noch schneller und atmete erst dann erleichtert aus, als sie durch das runde Loch blickte und die Schlange vor den Fackeln liegen sah, den Körper entlang der Wand in mehreren Schleifen geordnet, der Kopf in einer der Fackelschalen. Das bläuliche Licht war schwach, die Feuerzungen

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