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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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dass er so ist. Bei der Alten …“
    Scharta schichtete ihre Ringe um, so dass ein Kleinerer, der auf dem Boden lag, nun weit genug herausragte. „Setz dich hierher.“
    Anna streichelte über die schimmernden Schuppen. „Schön ist deine Haut. Fühlt sich so angenehm an.“ Sie setzte sich vorsichtig hin. „Noch nie auf einer Schlange gesessen.“
    Scharta blinzelte, ihre Augen flackerten auf. Die Stimme hallte plötzlich in der Kammer. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Junge der letzte Drache ist.“
    „Dieser Kerl?“
    Die Hüterin des Wissens nickte leicht.
    „Der soll ein Oberweltler sein? Wie geht das?“
    „In der Menschenwelt gibt es viele von der Sorte. Sie werden von Kindesbeinen an so lange auf das Ordinärsein getrimmt, bis sie es fest glauben und dann schließlich auch sind.“
    Anna schluckte. „Du meinst also, er hat Scheuklappen auf und freut sich auch noch darüber?“
    „Ob es ihm bewusst ist, steht hier eher die Frage.“
    „Weiß nicht ...“ Die Jungmagierin verzog skeptisch ihren Mund. „Er ist so unscheinbar, so gewöhnlich, eben nichts Besonderes.“
    „Ich dachte, du weißt den Schein vom Sein zu unterscheiden.“
    Die junge Frau schwieg und ließ ihren grüblerischen Blick zu den Fackeln schweifen. Die Flammen spiegelten sich auf der Wand. „Gut“, nickte sie schließlich. „Angenommen, er ist es. Bloß wie kommt er dazu? Warum sollte er sich vergessen? Was macht er in der Menschenwelt? Was hat ihn dazu gebracht?“
    „Vielleicht kannst du mir diese Fragen beantworten.“
    „Ich?“
    „Du bist diejenige, die an Drachen interessiert ist“, erwiderte Scharta. „Hier ist zumindest ein Ansatzpunkt.“
    Die Jungmagierin stand auf und begann erst langsam, dann schneller im Raum umher zu marschieren. „Also gut, angenommen, so ist es“, sagte sie aufgeregt. „Aber ich muss sicher sein, ich sollte am Besten überprüfen, ob er in der Tat ein Drachenkind ist.“
    „Tue was du für richtig hältst.“
    „Das kann spaßig werden, fürchte ich“, seufzte sie und lief wieder einige Male umher. „Er scheint so weit entfernt von jeglicher Magie, ach, von allen guten Geistern verlassen.“
    „Du kennst ihn nicht. Vielleicht ist er nicht so einfältig, wie du denkst.“
    „Der erste Eindruck ist der Beste“, verkündete die Jungmagierin mit einer wichtigen Miene.
    „Nicht immer“, winkte die Schlange ab. „Du hast ihn nur kurz gesehen. Vielleicht gibt er nur vor, so einfach strukturiert zu sein.“
    „Und wozu?“ Anna hielt an und sah Scharta irritiert an.
    „Aus Gewohnheit, sich verstecken zu müssen, zum Beispiel.“
    „Oje“, seufzte sie verzweifelt. „Mich mit solchen Gestalten zu beschäftigen, die sich verstecken und vergessen, und ich weiß nicht noch welche irre Dinge tun, war nie so wirklich meine Stärke. Diese Aufgabe hat sonst immer Alphira übernommen. Es wäre nichts für mich, meinte sie.“
    „Nun, wenn er akzeptiert, dass es viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als er vordergründig wahrnehmen kann, dann wäre es schon mal ein guter Anfang. Schau hier … “ Scharta verstrich etwas Feuer aus der Fackel über die Wand. Neue Bilder erschienen.
    Ian lief über die Wiese. Seine Füße waren nass vom Abendtau. Er schlug seine Jacke fest um sich und blickte über die Schulter zurück. Das Häuschen der Alten sah jetzt klein aus, kaum größer als das Fenster, in dem das unbeständige Kerzenlicht flackerte. Er lief schnell weiter, bis er die Hütte nicht mehr sehen konnte. Dann hielt er an, atmete erleichtert die feuchte Luft aus, hob den Kopf hoch und sah in den dunkelblauen Himmel. Ein Meer aus Sternen blickte auf ihn hinunter. Die Großen waren sehr hell und veränderten ihre Farben. Mal flackerten sie gelb, mal rötlich, dann wechselten sie zu blau und grün. Die kleineren Sterne bildeten einen fein gewebten funkelnden Teppich. Der leuchtende, runde Mond schob sich langsam von hinter der kahlen Kuppe des höchsten Berges hoch.
    „Ist das nicht traumhaft?“, rief Ian. Er breitete die Arme aus und fing an, sich um die eigene Achse zu drehen, den Kopf in den Nacken gelegt. Der Himmel drehte sich mit, der Mond tauchte an mehreren Stellen auf. „A-ach, wenn ich nur da oben sein könnte! In diesem Mondlicht frei über der Erde fliegen. Das wäre ja was!“
    Anna schlug begeistert in die Hände. „Also doch ein Drache!“
    „Dir kann er nur weiterhelfen, wenn er weiß, was Sache ist. Und was noch wichtiger ist“, die Hüterin des Wissens bedachte

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