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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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ungewöhnliches Aussehen sofort auf und das ist nicht gerade das, was gut für dich ist. Kein normales Mädchen läuft dort durch die Gegend, schwer mit kostbarsten Edelsteinen, gefasst in Gold und Platin, behangen. Dort, wo du hingehst, ist das Leben anders. Du willst ja etwas in der Menschenwelt erledigen. Und je ähnlicher du den meisten Mädels deines Alters dabei aussiehst, desto einfacher ist es für dich und besser für deine Sache insgesamt.“ Der kleine Drache sah die junge Frau durchdringend an. „Aber es ist deine Entscheidung. Mach, was du für angebracht hältst.“ Er flog zu der Vase mit der Fackel, setzte sich ins schwache, bläuliche Feuer, legte seine Flügel zusammen, schloss die Augen und wurde wieder zu einer leblosen Figur aus Ton.
    Anna ging zum Fenster und warf einen traurigen Blick hinaus. Das undurchdringliche Grau schaute zu ihr fragend zurück. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und löste ihren Zopf. Die Haare fielen in breiten, dunklen Wellen über ihre Schultern, bedeckten wie eine dichte Decke ihre schmale Taille und die Hüften. Die Haarspitzen endeten knapp über dem Boden und schlossen mit dem Saum ihres Kleides ab. Sie ließ die Hände durch die Strähnen gleiten. Sie fühlten sich weich an und glänzten wie die feinste Seide. Die junge Frau nahm die Haare wieder zusammen und wickelte sie zu einem Knoten im Nacken. Er war schwer und fast so groß wie ihr Kopf. Sobald sie ihn losließ, ergoss sich das Haar wie ein ungezähmter Bergfluss.
    Sie atmete tief durch, schritt zum Nachttisch, zog die obere Schublade auf und nahm eine große Schere heraus. „Ja, kleiner Drache, du hast recht“, sagte sie leise. „So geht es nicht mehr weiter.“ Sie blickte zu ihm rüber. Er zeigte keine Regung und lag starr in der Fackelschale.
    Anna stellte sich vor den Spiegel. Eine Träne kullerte auf einmal aus ihrem rechten Augenwinkel und lief die Wange herunter. Sie wischte sie rasch mit der Faust weg, nahm die erste Handvoll Haare und schnitt sie kurz über der Schulter ab. Klack. Die erste Strähne fiel zu ihren Füßen. Die junge Frau sah hin. Wie eine tote, schwarze Schlange lag sie auf dem Boden. Anna seufzte, nahm die nächste Handvoll und steckte sie zwischen den scharfen Klingen der Schere. Klack. Und die zweite Strähne gesellte sich zu der Ersten. Klack. Und die Dritte fiel auf die ersten zwei. Zusammen bildeten sie ein seltsames Zeichen, das dem Buch des Wissens entsprungen sein könnte.
    Heiße Tränen liefen der jungen Frau über die Wangen. Sie ließ sich nicht davon aufhalten. Nur das verbissene Klacken der Klingen durchschnitt die Stille. Ein immer höher wachsender Haufen glänzender Haare bedeckte den Boden um ihre Füße. Noch ein Klack und das war es.
    Anna legte die Schere weg, wischte die Wangen mit bloßen Händen ab und blickte sich prüfend von der Seite an, dann wieder von vorne. Nicht schlecht . Und so leicht am Kopf! Man kann sich echt dran gewöhnen . Sie lächelte dem Mädchen mit geröteten Augen im Spiegel zaghaft zu und lief ins Bad. Dort wusch sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser, trocknete es schnell ab, nahm das Haar zusammen, befestigte es mit einem elastischen Band am Hinterkopf und befühlte den kurzen Stummel. Die frisch abgeschnittenen Spitzen kitzelten ihre Handflächen. Sie drehte nochmals den Kopf von links nach rechts und zurück. Passt.
    Zurück im Schlafzimmer lief Anna zum Kleiderschrank, öffnete eine Tür und spähte hinein. Jetzt brauche ich etwas Normalmenschliches zum Anziehen . Muss noch etwas von der Marie hier sein, die damals so fertig aus der Menschenwelt zu uns gekommen war. Da habe ich doch mit ihr getauscht. Sie war ja auch so wie ich. Diese merkwürdigen Sachen gegen mein bestes Kleid! Aber sie musste ja etwas Anständiges hier zum Anziehen haben. Wenn ich nur wüsste, wo sie jetzt ist? Die Jungmagierin seufzte, nahm schließlich eine hellblaue Jeans und ein schlichtes, weißes T-Shirt heraus, zog sich die Sachen an und ging erneut zum Spiegel. Eine schlanke, junge Frau mit etwas traurigem Gesicht guckte sie neugierig an.
    „Das sieht ganz gut aus. Jetzt kann es losgehen.“
    Sie drehte sich überrascht zum kleinen Drachen um.
    Er war wieder wach, flog zum Nachttisch zurück und, den Kopf zur Seite geneigt, musterte sie zufrieden mit seinen funkelnden Augen.
    „Was sagst du?“
    Er blinzelte und ließ ein Wölkchen aus seinen Nüstern entweichen. „Sehr hübsch.“
    „Na du bist mir einer!“ Sie errötete und drehte sich

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