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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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nächtlichen Sternenhimmel einen eigenartigen Tanz vollführten. Ihre Bewegungen waren leicht und elegant. Mal drehten sie sich um die eigene Achse, mal machten sie Salto über Kopf, mal flogen sie ganz schnell hintereinander in mehreren Reihen, so dass es von unten wie eine riesige, im Mondlicht silbern leuchtende Schlange aussah, mal formten sie ein anderes spektakuläres Zeichen.
    Der Junge stellte sich auf die Zehenspitzen und fing an, mit seinen dicklichen Ärmchen wie mit Flügeln zu schlagen. Er tappte auf der Stelle, reckte den Hals und schlug noch kräftiger mit den Armen, den Blick auf die Drachen geheftet. Die Frau hinter ihm drückte seine Schultern sanft herunter. „Sachte, sachte. Nicht so stürmisch, junger Mann“, sagte sie leise aber bestimmt. „Ein paar Sommer noch, dann bist du auch soweit.“
    Der Junge ließ seine Händchen fallen, sah sie etwas verwirrt an, als wenn er sich wunderte, dass er noch auf der Erde war, und sagte dann: „Ja, Oma, aber ich würde so gerne.“
    Sie lächelte breit, den Blick voller Wärme auf ihn gerichtet. „Alles zu seiner Zeit Ian, alles zu seiner Zeit. Hauptsache, dass du es auch dann willst, wenn es so weit ist.“
    Er guckte mit großen Augen in den klaren Himmel. „Natürlich will ich das“, flüsterte er. „Was für eine Frage.“
    Die Frau tätschelte leicht seine Schulter. „Das wollen wir doch so fest halten.“
    Mittlerweile landeten die Drachen einer nach dem anderen am hinteren Rand der großen Wiese.
    Der kleine Junge sah dem Ende des Spektakels etwas wehmütig zu und fragte: „Sag mal Oma, warum mögen uns die Menschen nicht?“
    Sie zuckte zusammen. „Wie kommst du darauf?“
    „Ich habe so etwas gehört. Sie denken, die Drachen wären böse.“
    „Ach Unsinn.“ Ihre Stimme klang leicht irritiert. „Das hat mit uns nichts zu tun.“
    „Aber die Menschen denken, wir töten sie“, sagte der Junge, ohne sich umzudrehen.
    „Woher hast du denn das?“
    „Ich habe es einfach mal gehört.“
    „Von wem?“
    Er seufzte. „Ich habe gehört, was die kleine Frau in Schwarz meiner Mutter in der Küche gesagt hat.“
    Die Frau schwieg kurz, dann sagte mit ernster Stimme: „Das hat alles nichts mit uns und mit den Oberweltdrachen insgesamt zu tun.“
    „Ja, aber die kleine Frau sagte, den Menschen ist es sowas von egal. Sobald sie einen Drachen im Himmel fliegen sehen, glauben sie, dass er etwas Böses will. Sie denken, dass er sie umbringen will. Und dann tun sie alles daran, die Drachen zu töten.“
    „Vergiss es. Das sind alte dumme Geschichten.“ Die Frau tätschelte ihn am Kopf und brachte seine Locken durcheinander. „Und du sollst den Erwachsenen nicht lauschen, wenn sie sich miteinander unterhalten. Das macht man nicht.“
    „Ja, aber sie waren so laut, dass ich wach wurde und alles hören konnte“, verteidigte sich der Junge. Er blickte in die Mitte der Wiese, wo die Besucher anfingen, durch das große blaue Feuer zu springen.
    Sie lachten, schubsten einander, alberten herum. Nach einigen Sprüngen durch die Flammen sahen sie auf einmal jünger, kräftiger und gesünder aus.
    „Nimm es nicht so ernst. Es sind einfach Erwachsenengespräche, die du jetzt nicht verstehen kannst. Wir sind ein altes Volk der Oberweltdrachen. Wir wollen keinem etwas Böses, egal, wer welchen Unsinn erzählt. Die Oberweltdrachen haben den Menschen nie etwas Verwerfliches getan.“
    „Ja, aber wie kommt dann die kleine Frau auf so etwas?“ Er wandte sich von den schnalzenden, bläulichen Zungen ab und blickte zu seiner Oma hoch.
    Sie sah zum Feuer hin und sagte entrüstet: „Das weiß ich nicht. Wir sind die Drachen, die das Glück, Gesundheit und Erfolg bringen. Das haben wir schon immer getan.“
    Der Junge nickte. „Wir bringen Glück, weil wir selbst glücklich sind. Nicht wahr, Oma?“
    „Und woher hast du das?“ Ihre Stimme klang amüsiert.
    „Das hat meine Mutter der kleinen Frau in Schwarz geantwortet.“
    Sie lächelte. „Ja, so ist es. Das sind wir. Die Drachen, die das Glück und Erfolg bringen. Das haben wir schon immer getan.“ Sie streckte ihren Arm aus und zeigte nach links zum Rand der Wiese. „Aber guck mal! Da steigt der letzte Drache von Himmel. Jetzt musst du aufpassen. Gleich beginnt die Zeremonie.“
    „Dann werden alle Jungen und Mädchen da vorne zu Drachen?“, fragte er, seine Augen groß, die Wangen rosa vor Aufregung.
    „Jedenfalls diejenigen, die es wirklich wollen. Und diejenigen, die das blaue Feuer nicht

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