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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Wohnzimmer, machte sich im Alphiras Sessel bequem, zog eine warme Decke bis zum Hals und versuchte sich zu beruhigen. Vielleicht sieht er morgen das alles anders. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt . Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen.

Kapitel 16. Der Vorschlag.
    Ian wurde bewusst, dass er auf kaltem Stein lag. Es tat höllisch weh. Die Schulterblätter und das Kreuz bohrten sich in die harte, unnachgiebige Materie. Er tastete den Boden neben sich ab. Glatt wie ein Spiegel . Er öffnete die Augen einen kleinen Spalt. Erst hatte er den Eindruck, er läge im Tunnel, der von der Kammer der Hüterin des Wissens zu Alphiras Haus führte. Stumme Schwärze blickte ihm entgegen.
    Er strengte sich an und sah hohe Deckenbögen, die weit oben, wie in einer Kirche aufeinander zuliefen. Also doch kein Tunnel . Ian drehte den Kopf langsam nach rechts. Dunkelgraue, perfekt geschliffene Marmorstufen einige Schritte von ihm entfernt, ebenso glatt wie der Boden, führten weiter hoch zu zwei kleinen Füßen in üppig verzierten glitzernden Schuhen, die von unter dem Saum eines schwarzen glänzenden Rockes hervorlugten. Von weiter oben erklang eine kalte Frauenstimme: „Steh auf.“
    Er setzte sich langsam auf. Sein Blick fiel auf eine breite, metallbeschlagene Tür in der hinteren Ecke des weitläufigen Saals, die von zwei merkwürdigen Gestalten flankiert war. Etwa zwei Meter hoch, mit den Körpern vierschrötiger Männer, die Bizepse vom Umfang einer Mädchentaille, ihre Hände hinter den mit festen Muskeln bepackten Hüften versteckt, ragten sie wie zwei Felsen am Eingang auf. Bis auf einen Lendenrock waren sie nackt. Ihre Haut glänzte wie polierte Bronze. Die schwarzen Stierköpfe mit kräftigen Hörnern saßen fest auf den breiten Schultern. Die Augen der Kreaturen leuchteten rot und überwachten das Geschehen. Die Körperhaltung verriet, dass sie auf der Stelle bereit waren, in aktive Verhandlungen zu treten.
    Er blickte zu seiner Rechten. Ein schwarzer Thron mit hoher verschnörkelter Lehne, auf der unzählige Edelsteine, zusammengefasst in seltsamen Ornamenten funkelten, erhob sich mitten im Raum. Bei dem Anblick musste Ian an die Diamanten denken, die er bei einem Schulausflug in der Ausstellung holografischer Bilder „Schätze der Welt“, gesehen hatte. Auf dem Sitz sah er eine kleine, feingliedrige Frau, die ihn mit kühlem Blick musterte. Ihre Robe aus schwarzer, glänzender Seide im üppigen Rokokostil ließ sie jedoch größer und majestätischer wirken. Noch mehr von den dunklen funkelnden Steinen trug die Frau auf ihrem Kleid.
    Er zwickte sich am Arm, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Nichts änderte sich. Er war immer noch in diesem Saal und die Frau saß nach wie vor auf dem Thron. Ihre weiße, makellose Haut war der einzige helle Fleck in diesem Raum. Die ebenmäßigen Gesichtszüge strahlten etwas aus, das ihn unwillkürlich erschaudern ließ. Sie sah auf ihn aus den halb geöffneten Augen von oben herab. „Komm näher.“
    Er schnellte hoch. Sein Kopf drehte sich zwar noch etwas, aber das wollte er sich nicht anmerken lassen und blickte sich rasch aus den Augenwinkeln um. Er stand in einem großen dunklen Raum, in dem alles in unzähligen Abstufungen von Grau und Schwarz gestaltet wurde. Das Feuer in den Fackeln an den Wänden warf rötlich-gelbes Licht ab. Der Boden spiegelte zwölf symmetrisch angeordnete Säulen, die bis zur Decke reichten, und den Thron wider. Ian wunderte sich ob der spartanischen Schönheit des Saals. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er taumelte ein paar Schritte zurück. Es hallte.
    „Versuchst du etwa, mir zu entkommen?“, ertönte Stimme der Frau.
    Ian erwiderte ihren forschen Blick. Sein Herz wurde dabei wie von einer eisernen Hand zusammengedrückt. Er bewegte seinen Kopf langsam von einer Seite zur anderen und blieb stehen, wo er war.
    Die Frau nickte zufrieden. „Besser so.“ Sie stand auf. Die funkelnden Steine klirrten wie aufeinander fallende Eiszapfen. Das Geräusch vervielfältigte sich in der Weitläufigkeit des Saals, erreichte die Wände und verstummte allmählich irgendwo unter der hohen Decke. „Ich wollte dir etwas zeigen.“ Es klang wie ein Befehl.
    Sie stieg langsam die Treppen hinunter. Als sie rasch bei ihm vorbei lief, merkte er, dass sie kaum seine Schulter erreichte. Das Klappern ihrer Absätze lenkte ihn davon ab und ließ ihn vor Schmerz die Miene verziehen. Ihm war, als ob ihm ein scharfes Messer bei jedem

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