Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
vorsichtig ab und machte einige Schritte nach vorn. Unter ihren Füßen gluckste der Schlamm. „Ich konnte mich wieder in eine Ratte verwandeln und mich im letzten Moment in deiner Brusttasche verstecken“, erklärte sie in etwas ruhigerer Stimme und ging einige weitere Schritte, dann drehte sie sich zu ihm um. „Wir müssen zusehen, dass wir hier rauskommen.“
„Gute Idee. Bin ich auch voll der Meinung. Die Frage ist wie?“ Seine Worte hallten in dem Gang nach: „Wie, wie, wie?“
„Am besten, in dem wir nach einem Ausgang suchen. Nach einem Richtigen, der Möglichkeit nach“, sagte sie und ging weiter.
Er hörte, dass sie sich von ihm entfernte, und folgte ihr. „Es gibt also Minimum zwei Ausgänge?“, fragte er schließlich.
„Ja“, ihre Stimme kam von irgendwo vorne. „Der eine führt zu dem Schloss der Grausamen.“
„Da kommen wir gerade weg.“
„Messerscharf beobachtet“, bemerkte sie gereizt. Das Glucksen unter ihren Füßen klang etwas flacher. „Hier ist etwas trockener“, rief sie zu ihm zurück.
„Und wo führt der andere hin? Den Ausgang meine ich.“
„Ich habe mir sagen lassen, dass er in den Gängen mündet, die zur Schartas Kammer führen und zum Haus von Alphira.“
„Gut, dann suchen wir nach diesem Ausgang.“
„Bist du mit Absicht so witzig oder kommt es bei dir eher unbewusst raus?“ Sie hielt an.
Nach einigen Schritten spürte er ihre Wärme und blieb rechtzeitig stehen. „Ich will nur das Ziel festlegen“, sagte Ian.
„Aha“, ätzte sie. „Du brauchst also nur zu sagen, wo du hinwillst, und schon passiert es.“
„Man muss wissen, wohin man will und die richtige Einstellung haben“, antwortete Ian ernst. „Dann geht das.“
„Klar. Hauptsache, das Ziel weiß auch, dass es von dir gefunden werden will. Und das schnellstmöglich.“
„Wenn du es ihm nicht sagst, kann es sich dann auch nicht von dir finden lassen“, schmunzelte er.
„Na das ist ja witzig“, ereiferte sich Anna gereizt. „Du erklärst mir weit und breit, dass du nicht an die Gegebenheiten der Anderen Welt glaubst, dass das alles für dich ja nur ein Märchenkram ist. Aber selbst erzählst du Sachen, die bei uns unter die höhere Magie fallen würden.“
„Das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, das Ziel gehört gesetzt, dann kann es auch erreicht werden. Punkt.“
„Gut, das haben wir dann geklärt“, nickte sie und setze ihre mühsamen Schritte fort. „Dann musst du eben schnell den richtigen Ausgang finden. Dann sind wir fein raus.“
„Ich gebe mir Mühe“, versprach er und folgte ihr mit etwas Abstand.
„Vorsicht, da ist eine scharfe Kurve“, rief sie nach einer Weile. „Sonst läufst du gleich gegen die Wand.“
„Was ist es hier für ein Tunnel? Der ist wie der, der zu Scharta führt, nur eben nasser.“
„Es ist kein Tunnel. Es ist ein Labyrinth.“
„Ein Labyrinth?“
„Das Labyrinth der Drachenseelen heißt er mit vollem Namen.“
„Na so was“, grinste er.
„Werde jetzt nicht witzig!“, sagte Anna ernst. „Ich meine es ernst.“
„Ist ja gut. Erzähl weiter.“
„Vorsicht, noch eine Kurve. Diesmal nach links.“
„In Ordnung.“
„Ich bekomme keine Luft hier“, gab sie nach einigen Schritten zu und hustete.
„Besonders frische Luft ist hier wirklich nicht. Wir müssen zusehen, dass wir hier so schnell wie möglich raus kommen.“
„Schön wäre es“, flüsterte sie und setzte ihren unsicheren Gang fort.
„Was hat das Labyrinth mit den Drachenseelen zu tun?“, fragte Ian. Er war ihr wieder fast auf die Fersen aufgelaufen. „Und was meinte die Grausame? Ich habe rein gar nichts verstanden.“
„Du Glücklicher. Dann blieb dir die ganze Angst erspart.“ Sie schnappte nach Luft, hustete wieder, dann schritt beharrlich weiter.
„Angst? Welche Angst? Weshalb soll ich sie haben?“
„Nun, das ist eben das, was die Grausame durch ihre Erscheinung unter anderem erreichen wollte.“
„Verstehe diesen Witz nicht. Was hat es denn mit Drachenseelen zu tun? Warum sollen sie so schrecklich sein?"
„Ich weiß auch nur das, was mir Scharta gesagt hatte“, antwortete sie keuchend.
„Und was soll das sein?“
„Also gut“, seufze sie. „Lass uns eine Pause machen. Es ist mir zu anstrengend, zu gehen und zu reden. Ich bin einfach fix und alle.“
Ian holte sie ein und stellte sich dicht vor ihr. „So kannst du auch leise reden. Ich höre dich dann trotzdem.“
„Bevor ich zu dir ging“, fing sie an und musste wieder
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