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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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sie von oben nach unten, als wenn sie ein süßes Kätzchen wäre.
    Anna guckte ihn entsetzt an. „Du weißt ja, dass man sich nicht von der Schar der Drachenseelen anfassen lassen darf.“
    Der junge Mann lächelte noch breiter: „Es ist doch keine Schar. Es ist nur eine kleine Wolke.“
    „Ja, aber sie gehört dazu! Da braucht man sich nicht wundern, wenn die ganze Bagage gleich hier auftaucht und ...“
    „Sie wird hier nicht auftauchen“, sagte er bestimmt. „Mache dir keine Sorgen.“
    „Woher willst du das so genau wissen?“
    „Beruhige dich. Die Schar kommt nicht zurück. Und dieses kleine Wesen hier, das gehört zu mir. Das bleibt so.“
    „Und woher hast du das jetzt?“ Ihre Stimme entgleiste in die Höhe. Sie schnappte wieder nach Luft.
    „Weil er es mir gesagt hat.“
    „Er? Wer ist er?“ Anna blickte entsetzt von der Wolke zu Ian und zurück.
    „Das ist ein kleiner Drache.“ Ian streichelte die schimmernde Erscheinung auf seiner Schulter.
    „Und ich dachte, ich bin diejenige, die Märchen erzählt. Du kannst es, wie es aussieht, noch viel besser! Kann sein, dass du mir etwas verheimlichst?“ Sie schnappte nach Luft und fing wieder an zu husten. Als der Anfall nachließ, stemmte sie sich mit beiden Händen vom Boden ab, stellte die Füße vorsichtig in den Schlamm und richtete sich langsam auf. Braune Brühe lief von ihrem ehemals hellen Kleid hinunter. Sie wischte ihre Hände am Rock ab und guckte sie die mit Schlamm beschmierten Handflächen an. „Na das hat nicht allzu viel gebracht“, murmelte sie vor sich, stützte sich an der Wand ab und machte einen kleinen Schritt nach vorne. „Wir müssen weiter“, keuchte sie.
    „Warte!“, rief Ian. „Gut möglich, dass wir in die falsche Richtung laufen. Wir müssen zurück, an die Stelle wo es trocken war. Von dort aus gibt es einen anderen Tunnel. Den müssten wir nehmen.“
    „Und woher willst du es so genau wissen?“ Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen funkelten zornig.
    „Höre doch, was er sagt!“ Er zeigte mit dem Finger auf die Wolke. „Er sagt, er weiß, wo der Ausgang ist. Er will ihn uns zeigen.“
    „Welchen Ausgang meint er denn?“
    „Er sagt, es ist der, der zu Alphiras Haus führt.“
    „Den brauchen wir.“
    „Wir müssen dann in die andere Richtung.“
    „Und woher weißt du, dass er dich nicht anlügt? Dass er dich nicht zum falschen Ausgang führen will?“ Sie musterte eindringlich die Wolke auf seiner Schulter.
    „Weil ich ihm vertraue“, sagte Ian gelassen. „Er hat nichts Böses im Sinn. Er hat mit der Verrückten nichts zu tun.“
    Anna wandte sich von ihm ab und trottete weiter den Gang entlang. Sie bewegte sich wie eine Aufziehpuppe, deren Mechanismus kurz vor dem Stehenbleiben war.
    Er holte sie ein, stellte sich vor ihr, nahm sie bei den Schultern, blickte in ihre glasigen Augen und sagte in einem Ton, der keine Widerrede erlaubte: „Pass auf. Wenn wir jetzt in die falsche Richtung laufen oder anfangen zu streiten, welche denn die Richtige wäre, ist keinem damit gedient. Außer der bestimmten Frau vielleicht. Wir müssen uns schnell einigen, was wir tun, und wie wir unsere Kräfte verwenden wollen.” Er schüttelte sie leicht. „Hörst du mich?“
    Sie nickte.
    „Ich glaube nicht, dass du es dir leisten kannst, alle Tunneln hier abzulaufen, bevor du den Ausgang gefunden hast“, fügte er hinzu und ließ sie los.
    Anna schnappte nach Luft, stützte sich an der Wand und hustete wieder lange und ausgiebig. Es hallte in den Gängen. Als sie sich beruhigte, richtete sie sich auf, blickte den jungen Mann aus halb geöffneten Augen an, machte den Mund auf, brachte aber kein Wort heraus.
    Ian sah in ihr rot angelaufenes Gesicht, in die, wie von einem milchigen Schleier überzogenen Augen und sagte: „Also ich schlage vor, wir bewegen uns auf der Stelle dorthin, wo der richtige Ausgang ist. Sobald wir in Alphiras Haus sind, kannst du mir erzählen, was du davon hältst, wie du es findest und was auch immer noch, aber jetzt müssen wir umdrehen.“
    Sie musterte ihn einige Momente lang, dann nickte sie kaum merklich. Ihre Knie wurden weich, sie glitt langsam in den Matsch hinunter.
    Er fing sie auf, hob hoch, legte über seine rechte Schulter und lief in die entgegengesetzte Richtung.

Kapitel 20. Das tödliche Geschenk.
    Die kleine Frau in Schwarz stand vor Alphiras Bett und musterte sie aus ihren zu Schlitzen gekniffenen Augen.
    Die ältere Frau lag vor ihr, die Augen geschlossen, die Hände auf

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