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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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schuld ist“, lächelte er. „Dem gilt dein Dank“, fügte er hinzu und streichelte die silbergraue Wolke auf seiner linken Schulter. „Er wusste den kürzesten Weg zum richtigen Ausgang aus dem Tunnel und führte mich dorthin. Von dort aus war es nicht weit bis zum Keller im Alphiras Haus.“
    „Ach“, brachte Anna überrascht und musterte skeptisch die Wolke, die in einem helleren Licht aufflackerte. „Du meinst das Labyrinth?“
    „Wie auch immer du dieses Loch nennst.“ Der junge Mann schob geräuschlos einen schweren Holzstuhl von unter dem Tisch. „Willst du dich nicht setzen?“
    Sie blinzelte ein paar Mal hintereinander, fragte dann: „Er war also doch kein Handlanger der Grausamen?“
    „Nein“, schüttelte Ian kräftig den Kopf. „Wie kommst du darauf? Er ist ein kleiner Drache. Das habe ich dir sofort gesagt!“
    „Und du bist ja plötzlich hellsichtig geworden“, schmunzelte sie und machte einige vorsichtige Schritte zu Alphiras Sessel.
    Er zog eine nachdenkliche Miene. „Vielleicht war ich es schon immer. Ich habe es bloß … keine Ahnung, verdrängt, oder vergessen?“ Er setzte sich auf den Stuhl und sah zu, wie Anna langsam den Sessel erreichte und sich hinein plumpste.
    „So oder so“, sie atmete erschöpft aus, „Hauptsache, es ist wieder da.“
    „Magst du eine Tasse Tee? Ich habe welchen vor Kurzem gemacht.“
    Auf dem Tisch stand das schwere Stövchen aus Glas mit einer vollen Kanne Tee und dem flackernden Teelicht darunter. Zwei Kekse lagen daneben auf einer Untertasse.
    „Ich mag nicht mehr aufstehen“, lächelte Anna schwach. „Es ist so gemütlich hier.“ Sie nahm die alte Mond- und Sternendecke von der Lehne und legte sie um sich, so dass nur die Arme frei blieben.
    „In Ordnung“, nickte er. „Ich bringe dir den hin.“ Er goss etwas vom bernsteinfarbenen Gebräu in ihre dünne, flache Tasse mit gelbem Blümchenmuster.
    Anna sah nachdenklich in den steigenden Dampf.
    „Was ist?“ Ian legte die Kekse auf ihre Untertasse und stellte ihr das Tablett auf die Decke. „Geht das so? Du musst etwas Warmes trinken und etwas essen.“ Er ging in die Küche und brachte einen Teller mit Käsebroten. „Hier. Du musst zu Kräften kommen.“
    Die junge Frau starrte in ihre Tasse.
    „Dein Tee wird kalt“, sagte er lächelnd und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    „Ja“, nickte sie, ihre Stimme farblos. Sie rührte nichts an.
    „Jetzt sag mir nicht, dass du bei all diesen Abenteuern einen auf den Deckel abbekommen hast.“ Er beäugte sie beunruhigt.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung.“
    „Was dann? Was ist los? So kenne ich dich gar nicht!“ Ian goss sich heißen Tee nach.
    Anna rührte nachdenklich in ihrer Tasse, ohne den Zucker hineingelegt zu haben, dann sagte leise, kaum hörbar: „Ich habe versagt.“
    „Unsinn!“ Er sah sie verdutzt an. „Wie kommst du darauf?“
    „Ich habe nichts gegen die Grausame richten können. Sie hat uns wie zwei kleine Kinder nach ihrem Gusto hin und hergeschickt. Und ich konnte nichts dagegen tun! Wie peinlich.“ Sie seufzte.
    „Das stimmt doch gar nicht!“, protestierte er.
    „Doch, das tut es leider“, sagte sie traurig, „sonst wären wir nicht in dem Labyrinth gelandet.“ Eine Träne lief ihr aus dem Augenwinkel über die Wange.
    „Hör auf dich mit so einem Quatsch zu quälen. Du machst dich nur fertig. Und das bist du ja bereits.“ Er grinste schelmisch. „Das Grübeln hilft dir nicht weiter“, fügte er hinzu und blickte sie ernst an.
    „Das ist es“, nickte sie. „Ich ließ mich von dieser Frau fertigmachen. Wo gibt es denn so was? Was habe ich denn die ganzen Jahre bei Alphira gemacht? Was habe ich da gelernt? Was ist es wert, wenn ich bei der ersten besten Gelegenheit nichts richten kann?“ Sie presste ihre Hände fest an die Augen.
    „Also so schlimm, wie du es sagst, war es auch wieder nicht.“ Ian gab sich Mühe, seiner Stimme eine ordentliche Portion Zuversicht zu verleihen. Dann stand er auf, ging in die Küche und kam mit einem großen Teller voller Kekse zurück. Monde und Sterne, Herzchen und Taler, Tannenbäumchen  und Blümchen, manche in Schokolade getaucht, manche mit Konfitüre gefüllt, türmten sich ordentlich auf einer weiten Oberfläche. Es gab alles, was das Herz begehrt. Er hielt den Teller vor ihr und sagte: „Hier, probier mal. Süßes ist gut für die Nerven.“
    Die junge Frau blickte interessiert, wendete aber den Blick ab und sagte verbittert:

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