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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Massachusetts streifen. Doch es wurde kein Killersturm erwartet, der ganze Städte hinwegfegte. Dafür hatte der Sturm sich zu sehr abgeschwächt. Gleichwohl wurde die Bevölkerung auf Cape Cod und an der Küste von behördlicher Seite dringend ermahnt, sich nicht im Freien aufzuhalten und alle notwendigen Vorbereitungen zur Sicherung ihrer Häuser und beweglicher Gegenstände zu treffen.
    Üblicherweise wurde alles, was im Außenbereich umherfliegen und Schaden anrichten konnte in die Gebäude verlegt oder am Boden so weit wie möglich vertäut. Das Vieh wurde in die Ställe getrieben. Fenster und Türen wurden provisorisch mit Brettern vernagelt. Man blieb im Haus. Diejenigen, die Keller hatten, gingen unter die Erde, wenn die größte Gefahr drohte.
    South Port war von dem Wirbelsturm unmittelbar betroffen. Unser Haus, nein, Annabells Haus lag direkt am Meer. Würde Annabell das Haus ausreichend sichern?
    Ich würde McCandle anrufen. Ja, das würde ich tun. Er sollte Annabell helfen, ein paar Bretter vor die Fenster zu schlagen und dann bei ihr bleiben. Oder noch besser: Sie sollte bei ihm bleiben. Sein Haus lag weiter vom Meer entfernt. Bei eventuellen Flutwellen wäre sie dort besser aufgehoben.
    Als mir Harriet einen Kaffee einschenkte, und die Tasse auf meinem rissigen Schreibtisch abstellte, dessen Instandsetzung bereits in Auftrag gegeben war, sprach sie mich – untypisch aufgeregt – auf Bonnie an.
    „Haben Sie schon von dem Sturm gehört, Mr. Meyers? Es wird erzählt, er würde direkt über Boston ziehen. Es macht mich ganz unruhig.“
    „Harriet, hören Sie doch nicht auf diese Märchen.“
    Mein Kopf schmerzte immer noch und ich hatte keine Geduld für solches Geschwätz.
    „Dieses Gebäude steht schon länger als wir beide hier arbeiten. Es hat schon einige Stürme ausgehalten und das wird auch heute so sein. Boston liegt geschützt. Wenn wir in Barnstable oder in Provincetown wären, würde ich mir Sorgen machen.“
    Oder in Plymouth oder South Port, setzte ich in Gedanken hinzu. Ich musste unbedingt mit McCandle sprechen.
    „Doch selbst dort soll es nicht so schlimm werden, wie auf den Bermudas“, setzte ich hinzu.
    „Ihr Wort in Gottes Ohr, Sir.“
    „Ich glaube nicht, dass Gott viel damit zu tun hat. Aber da Sie ihn schon erwähnen, Harriet, wäre ich dankbar, wenn Sie mich mit diesem Pfarrer verbinden würden, der hier kürzlich angerufen hat. McCandle.“
    Doch McCandle war nicht zu erreichen.
    Ärgerlich. Wo trieb der sich heute Morgen herum?
    „Versuchen Sie es bitte immer mal wieder, Harriet. Ich möchte ihn gern bis zum Mittag sprechen.“
    Ich schlürfte meinen Kaffee und begann, mich unter Kopfschmerzen und voll Sorge um Annabell weiter mit dem Rechtsproblem vom gestrigen Abend zu beschäftigen.

46.      Kapitel

 
 
    Kurz nach Mittag war ich noch immer zu keiner überzeugenden Lösung meines Rechtsproblems gelangt. Ich hatte zwar einige Ansätze skizziert, aber diese hatten jeweils immer eine entscheidende Schwachstelle, die für unseren Mandanten ein zu gravierendes Risiko bedeutete.
    McCandle war nicht zu erreichen. Es war zum aus der Haut fahren. Dass dieser Mann auch kein Mobiltelefon benutzte. Wo gab es so etwas noch? Hochwürden gingen wohl davon aus, man benötige einen derartigen neumodischen Schnickschnack nicht, müsse sich nicht der Kultur der ständigen Erreichbarkeit beugen. Wenn er bis zum Mittag nicht erreichbar war, wollte ich den Richter auf Annabell ansetzen.
    Diese Lösung behagte mir allerdings ganz und gar nicht, denn Rutherford würde unnötige Fragen stellen: warum ich mich nicht selbst darum kümmerte, warum ich so lange nicht mehr in South Port gewesen sei. Alles Fragen, die ich mir gern ersparen wollte.
    Als Margery ohne anzuklopfen zur Tür herein stürmte, hoffte ich auf Nachricht von McCandle. Doch ihre Miene verhieß nichts Gutes.
    „Mr. Meyers, bitte verzeihen Sie die Störung. Etwas Furchtbares ist geschehen.“
    Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Annabell. Der Sturm. Hatte er South Port womöglich schon erreicht? Woher wusste Margery davon?
    „Mr. Davis, Sir, er … er ist tot. Man hat ihn heute Morgen vor seinem Appartementhaus gefunden. Er hat sich hinuntergestürzt. Von seinem Balkon. Harriet hat es von Mr. Hawthornes Sekretärin gehört. Die Arme ist ganz aufgelöst. Immerhin hat sie über zehn Jahre für Mr. Davis gearbeitet.“
    Jack … Armer Jack … Die Nachricht traf mich völlig unvorbereitet.
    „Danke Margery. Wenn Sie

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