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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Dillinger ein höhnisches Lächeln.
    Während DeVere sich geistesabwesend mit der Zunge über die Lippen leckte und ich mich fragte, wie lange es noch dauern mochte, bis er entweder auf seine Krawatte sabbern oder mit Janet den Raum verlassen würde, fiel St.Clair Jack mit lautstarker Vehemenz ins Wort:
    „Mein lieber Freund und werter Kollege! Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass wir zulassen können, dass dieses Ragout aus unausgegorenen Ideen, unausgereiften Empfehlungen und halb garen Vorschlägen, das Sie uns hier auftischen wollen, Magnon an den Tropf bringt!“
    DeVeres Blick schnellte überrascht von Janets Beinen zu St.Clair.
    Jack hielt gebannt inne und starrte St.Clair mit offenem Mund an.
    „Ich bin wahrhaftig erstaunt, mein lieber Davis,“ fuhr St.Clair fort, „dass Sie, von dem man vor Jahren jedenfalls zu einigen Themen noch so viel Gutes gehört und gelesen hat, uns heute mit einer derartigen Mixtur aus schlecht recherchierten Fehlinterpretationen der Rechtslage und praxisuntauglichen Vorschlägen aufwarten, die nicht nur steuerrechtlich fehlgeht, sondern auch wirtschaftlich ruinöse Auswirkungen hätte.
    Es fällt mir schwer,“ fügte er an DeVere und die anderen Vertreter von Magnon gewandt hinzu, „einen Berufskollegen, derart offen zu kritisieren, aber für das, was Davis uns hier zumutet, – und da werden Sie mir zustimmen, mein lieber Fillwater – würden sich unsere Praktikanten, die ihre universitären Kenntnisse erstmals an echten Fällen ausprobieren wollen, schämen.“
    Wieder an Jack gewandt, setzte er zum Todesstoß an – von einem coup de grâce konnte mangels Gnade keine Rede sein:
    „Es tut mir aufrichtig leid, das so deutlich zu sagen, aber nach allem, was man so hört, sollten Sie eine Entziehungskur ernsthaft in Erwägung ziehen, bevor es jemanden richtiges Geld kostet.“
    Fillwater nickte zustimmend. Dillinger schüttelte missbilligend den Kopf.
    DeVere starrte erst Jack, dann St.Clair fassungslos an, auf einmal vollkommen bei der Sache.
    „Um Himmels willen, St.Clair“, herrschte er den Angesprochenen an, „bin ich hier im Tollhaus? Ich verlange auf der Stelle eine Erklärung für diese Anschuldigungen!“
    „Mit Verlaub, Sir. Ich denke, es dürfte eher Davis sein, der hier eine Erklärung schuldig ist“, ließ Dillinger sich ein. „Henry,“ er wies auf Fillwater, „hat schon seit längerer Zeit erhebliche Zweifel an der Durchführbarkeit des Konzepts und wir haben - Ihr Einverständnis voraussetzend - Mr. St.Clair und seine Leute bereits im Vorfeld einbezogen, um eine unabhängige Expertise in dieser Sache zu erhalten. Wie sich heute herausgestellt hat, will Davis an seinen wahnwitzigen Vorschlägen festhalten. Ich fürchte, wir haben schon zu lange auf die Qualität der Arbeit von Westbury Hawthorne & Clarke vertraut. Wir…“
    Weiter kam er nicht.
    Jack hatte St.Clairs Ausführungen in Schockstarre verfolgt. Ich selbst war so entsetzt über die Ungeheuerlichkeit dieses Putschversuchs, dass ich keine Anstalten machte, einzuschreiten. Doch plötzlich ging alles sehr schnell:
    „Du elender Hurensohn …“, brüllte Jack und sprang von seinem Sessel auf. Dabei stieß er sich so stark ab, dass dieser klirrend gegen die Fenster rollte, setzte mit drei Schritten über die Tischplatte zu Dillinger hinüber und stürzte sich auf ihn. Dillinger wurde mitsamt seinem Sessel zu Boden geschleudert. Jack landete auf ihm.
    „…Du verdammter kleiner Bastard …“, Jack legte Dillinger die Hände um den Hals und würgte ihn „… wenn ich mit Dir fertig bin, Du kleine Ratte, kann sich Deine Schlampe von Frau Deinen stinkenden Kadaver in kleinen Fetzen abholen.“
    Notfall! Adrenalin!
    Ich löste mich als erster aus der allgemeinen Verblüffung, setzte über den Tisch hinweg hinter Jack her und warf mich auf ihn, um der zappelnden und um Atem kämpfenden Ratte beizustehen. Erst mit einer Verzögerung, die sich über Minuten hinzuziehen schien, kamen mir DeVere und Fillwater zur Hilfe. Gemeinsam befreiten wir Dillinger aus Jacks eisenhartem Griff.
    Während ich Jack, der immer noch fluchte und Dillinger beschimpfte, zusammen mit DeVere im Zaum hielt, schnappte Dillinger nach Luft. Jacks Finger zeichneten sich an seinem Hals ab. Sein Gesicht war weiß vor Schreck. Fillwater half ihm vom Boden auf.
    Nachdem Dillinger sich einigermaßen gesammelt hatte, verlangte er auf Jack weisend, dass man diesen Irren wegsperre. Die Genugtuung, die er hinter einer Fassade der

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