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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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South Port war abgesehen von Sonntagabend Annabell bei mir gewesen.
    Nun saß ich da und wusste nichts mit mir anzufangen.
    Gelangweilt ging ich zum Haus zurück. Doch auch dort erging es mir nicht besser. Ohne Annabell erschien das Haus so ungemütlich leer.
    Wo Annabell wohl war, fragte ich mich. Ging Jason mit ihr ins Kino? Ein dunkler Raum am Nachmittag. Gut geeignet für seine Zwecke.
    Ich stieg die Treppe hinauf. Es zog mich in Annabells Zimmer.
    Dort sah ich mich um, betrachtete einmal mehr die Fotos an der Wand, die Bücher und Schulhefte auf dem Schreibtisch, und fragte mich, ob Annabell ein Tagebuch führte und falls ja, was darin stehen mochte. Hätte es auf dem Schreibtisch gelegen, ich hätte vermutlich nicht widerstehen können, darin zu lesen.
    Schließlich setzte ich mich auf das Bett. Die Bettwäsche verströmte noch einen schwachen Hauch von Annabells einzigartigem Duft.
    Ohne darüber nachzudenken, suchte ich ihren Pyjama unter der Bettdecke und wurde fündig. Ich presste ihn vor Mund und Nase und sog die Luft ein.
    Mmh. Dieser Geruch. Verführerisch. Wie konnte jemand nur so gut riechen. Sandys Geruch war eine Mischung aus Zigarettenrauch, rauschigem Schweiß und billigem Parfum gewesen.
    Wie Annabell wohl an ihrer geheimsten Stelle ... Ich erinnerte mich an ihren Anblick im Bikini. Internetangebote zu getragenen Damenslips kamen mir in den Sinn. Ich überlegte. Wo könnte sie …
    Nein! Es musste aufhören. Ich hatte mir geschworen, sie nicht anzurühren. Ich würde mich lediglich für einen Augenblick auf das Bett legen. Zusammen mit Anthony, dem Bären. Dagegen war doch nichts einzuwenden.
    Als ich erwachte und panisch auf die Uhr sah, zeigte diese 17.38 Uhr. Verdammt.
    Ich konnte nur hoffen, dass Annabell noch nicht zu Hause war und mich in ihrem Bett vorgefunden hatte. Wie sollte ich das erklären? Ich hatte noch nicht einmal Grund, in ihrem Zimmer zu sein.
    Vorsichtig schlich ich nach unten, aber Annabell war nicht da.
    Erleichtert griff ich mir den Stapel Magazine vom Wohnzimmertisch und setzte mich in den Deckchair unter der großen Magnolie.
    Natürlich konnte ich mich auf das, was ich las, nicht konzentrieren. Immer wieder kreisten meine Gedanken um Annabell. Mittlerweile war es schon 18.23 Uhr. Sie war jetzt schon mehrere Stunden weg.
    Um 19.30 Uhr wartete ich nicht länger mit dem Abendessen.
    Wo steckte sie nur so lange? Hatte Jason sie mit zu sich nach Hause genommen? Hatte er sie ebenso gefügig gemacht wie ich Sandy? Wenn er nun Annabell nur benutzte? Wie würde sie das verkraften?
    Der Gedanke machte mich zornig und tieftraurig zu gleich. Ich hatte Mitleid mit meiner Schwester. Sie war viel zu schade für jemanden, der sie nur benutzte, um sich abzureagieren oder als Trophäe in seine Sammlung aufzunehmen. Sie verdiente einen Freund, der für sie da war, der sie achtete und aufrichtig liebte.
    Und Sandy? Was verdiente Sandy? War sie nicht auch im Grunde ein liebenswertes Mädchen? Das war sie zweifellos. Ich mochte sie.
    Aber nein. Ich verscheuchte den Gedanken: Sandy war etwas vollkommen anderes. Annabell war arglos. Sie hatte keinerlei Erfahrungen mit Jungs. Sandy hatte schon unzählige Männer gehabt. Sie wusste, worauf sie sich einließ.
    Obwohl – wusste sie das? Ich hatte sie betrunken gemacht und ihr den zurückhaltenden Kavalier vorgespielt. Ich hatte sie in falsche Sicherheit gewogen, als sie zögerte, hatte sie manipuliert, um meine Ziele zu erreichen, ganz wie McCandle es in seiner Predigt angeprangert hatte.
    McCandle! Jetzt dachte ich schon über das Geseier dieses Pfaffen nach.
    Nein, nein. Sandy wollte es. Sie hatte die Initiative ergriffen und sich Mühe gegeben, mich zu verführen. Sie hatte schon seit Monaten keinen Mann gehabt.
    Aber was wollte Sandy wirklich? War es das erotische Amüsement oder sehnte sie sich nach mehr? Nach einer Beziehung zu jemandem, der kein Vollprolet war, wie dieser Lorenzo? War es falsch, ihr nur eine flüchtige Nacht der Freuden zu bieten?
    Wonach sehnte sich Annabell? Würde sie Jason entgegen kommen, ihm womöglich geben, was er wollte, um ihn an sich zu binden?
    Verdammt. Es war nicht auszuhalten. Früher war mir schlicht gleichgültig gewesen, was die Motive meiner Liebhaberinnen gewesen waren, was sie sich von einer Nacht mit mir erhofften. Hauptsache war, ich hatte sie gehabt. Was war nun anders?
    Und wo zur Hölle steckte Annabell?
    Um 20.12 Uhr machte ich mir langsam ernstlich Sorgen.
    Ich wählte ihre Mobilfunknummer, aber

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