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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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hieß die Friedrichstraßensache Mordfall Korfmacher. Thann fiel nicht ein, woher er den Namen kannte. Der Kaffee war stark. Ein leichtes Brennen im Magen machte Thann unruhig. Der Anwalt bekundete noch einmal sein Bedauern, dass er nicht besser zur Aufklärung beitragen konnte.
    Dann stand Thann wieder vor der Tür der Kanzlei. Für den Weg nach unten wählte er die Treppe.
     
    Der Hausmeister öffnete die Tür zu Eichs Wohnung. Beckmann, der Professor, hatte sie ihm besorgt. Die Hilfe des Sozialarbeiters hätte ihn eher in ein Obdachlosenheim gebracht als in diese gute Gegend. Thann betrat die Wohnung. Neugierig folgte der Hausmeister.
    Vor einer Woche war der frisch Entlassene hier eingezogen. Offenkundig eine zu kurze Zeit, um es sich gemütlich zu machen, dachte Thann. Dann erst wurde ihm klar, dass die Unordnung einen anderen Grund hatte. Schubladen und Schranktüren standen offen, der Inhalt eines Umzugkartons war auf den Boden gekippt. Die Matratze war aus dem Bett gezogen und aufgeschlitzt, Bücher aus dem Regal geräumt, die wenigen größeren Möbelstücke von der Wand gerückt. Ein Einbruch.
    Mithilfe eines Taschentuchs fasste Thann das Telefon an und verständigte die Spurensicherung. Als die Kollegen nach zehn Minuten eintrafen, wusste er, dass er von dem Hausmeister nichts Nützliches erfahren konnte. Trotz seiner Neugier hatte er nichts gesehen oder gehört, was Aufschluss darüber geben konnte, wer zu welchem Zeitpunkt die Wohnung des Toten durchsucht hatte. Der einzige Unbekannte, den er im Lauf der letzten Woche gesehen hatte, war Beckmann, der Freund des Toten.
    Eich war ein ruhiger, unauffälliger und sehr angenehmer Mieter, soweit man das nach einer Woche schon beurteilen könne, meinte der Hausmeister. Thann verkniff sich die Bemerkung, Eich sei jetzt offensichtlich noch ruhiger geworden. Der Satz des Anwalts schoss ihm durch den Kopf: Er wollte den Mann zur Rede stellen, von dem er annahm, er sei der wahre Mörder seiner Freundin.
     
     
    11.
     
    Als Thann das Auto endlich zum Laufen gebracht hatte, begannen im Radio die Zwölf-Uhr-Nachrichten. Thann wurde klar, dass er zu spät zur Einsatzbesprechung kommen würde, und drückte aufs Gas. Der Drehzahlmesser zeigte in den roten Bereich, die Federung krachte. In jeder Kurve ließ die Lenkung ein Knacken hören.
    Es regnete stärker als am Vortag. Das Wasser lief über die Straße. Thann ließ es weit aufspritzen. Die Nachrichten kündigten Überschwemmungen längs zahlreicher Flüsse an. Den Deponiemord erwähnten sie nicht.
    Thann entschuldigte sich für die Verspätung, als er den Konferenzraum betrat. Alle waren da, Schneider, Dalla, Miller und die anderen. Sie sahen ihn erwartungsvoll an. Das Telefon klingelte.
    »Wahrscheinlich der Kripochef«, sagte Miller. »Vor zehn Minuten hat er schon einmal versucht, dich zu erreichen.«
    Es war Bollmann. Wegen einer wichtigen Besprechung sei er gerade im Innenministerium und wolle Thanns Bericht deshalb jetzt telefonisch bekommen.
    Bollmann klang ruppig und kurz angebunden.
    Thann verkündete stolz: »Wir kennen die Identität des Opfers.« Er blickte mit siegessicherer Miene in die Runde. Miller nickte ihm zu und hob den Daumen.
    »Sie wissen, was Sie zu tun haben?«, fragte der Kripochef am anderen Ende.
    »Die Befragung der engsten Bekannten hat bereits begonnen.«
    Bollmann schien unbeeindruckt. »Hinweise auf den Täter?«
    »Noch keine.«
    »Gut, weitermachen. Angehörige, Hausbewohner und so weiter. Was sagen die Leute von der Deponie und die Nachbarn der Deponie?«
    Thann gab die Frage weiter und erntete Kopfschütteln.
    »Keine Hinweise von dieser Seite, Herr Bollmann.«
    »Strengen Sie sich an. Aber eins sage ich Ihnen: keine Gewalttätigkeiten mehr gegenüber potenziellen Zeugen! Sie wissen, dass das nicht unser Stil ist!«
    Dalla oder Schneider oder beide, fuhr es durch Thanns Kopf. Er allein genügte dem Kripochef anscheinend nicht als Berichterstatter. Spitzel, Verräter in der eigenen Mannschaft. Thann vermied es, Schneider und Dalla anzusehen. Es kribbelte in seinen Händen.
    »Der Innenminister verfolgt unsere Arbeit in diesem Fall mit großem Interesse. Wir brauchen rasche Ergebnisse. Verstanden? Und um 18 Uhr bekomme ich einen ausführlichen Bericht von Ihnen«, fuhr Bollmann fort. »Mündlich und schriftlich. Und seien Sie diesmal pünktlich.«
    »Ja, Chef«, sagte Thann, doch Bollmann hatte bereits aufgelegt. Thann atmete einmal tief durch. Die anderen sahen ihn

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