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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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an.
    Fakten.
    »Der Tote heißt Günther Eich, 54 Jahre alt, Politologe und wohnhaft Goethestraße 32. Vor einer Woche, also am Freitag, dem siebten Dezember, wurde er aus der Haft entlassen, zu der er vor 25 Jahren als Schuldiger am Friedrichstraßenmord verurteilt worden war.« Thann spürte die Spannung seiner Kollegen. Er genoss die Wirkung seiner Worte.
    »Sein Anwalt sagt aus, Günther Eich habe ihn am Vortag des Mordes aufgesucht und ihm gesagt, er kenne den wahren Täter des Friedrichstraßenmordes und wollte sich mit diesem treffen.« Was er an Beweismitteln in Händen hielt, wollte er nicht verraten.
    »Hört, hört!« Schneider. Thanns Magen brannte wie die Hölle.
    »Konkreteres weiß der Anwalt nicht. Die Wohnung Günther Eichs wurde aufgebrochen und von Unbekannten durchwühlt. Wenn es stimmt, dass Eich unschuldig am Friedrichstraßenmord und im Besitz von Beweismitteln für die Täterschaft eines anderen war, so kann dieser in Eichs Wohnung nach diesen Beweismitteln gesucht haben und kommt auch als Täter für den Mord an Eich infrage.«
    »Wenn es stimmt«, warf Dalla ein. Thann ignorierte ihn.
    »Wie der tote Eich oder besser seine Einzelteile auf die Deponie gelangt sind, wissen wir bislang nicht. Bis auf sieben Nachbarn haben wir inzwischen alle befragt. Ich schlage vor, wir verzichten auf die weitere Befragung dieser sieben.«
    Thann vernahm das Aufatmen seiner Kollegen. »Stattdessen konzentrieren wir uns auf Folgendes.«
    Thann entfaltete einen Stadtplan, auf dem die Routen der Mülltransporter eingezeichnet waren, die am Vortag bis acht Uhr, dem Zeitpunkt des Leichenfunds, ihre Ladung zur Deponie gebracht hatten. Es waren elf farbige Linien, die sich mäandernd durch verschiedene Viertel der Stadt zogen. Eine Linie verlief unter anderem durch die Goethestraße, die in den letzten Tagen seines Lebens Günther Eichs Adresse war. Auf diese Linie wies Thann.
    »Wir werden uns jedes Haus an dieser Route vornehmen. Wir werden jeden befragen, den wir treffen. Wir werden in jede einzelne Mülltonne hineinschauen. Die Leichenteile waren blutig. Wo gibt es Blutspuren? Welcher Nachbar hat bemerkt, dass jemand seine Tonnen auswusch? Wer hat gesehen, wie sich jemand zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen an den Mülltonnen zu schaffen machte? Günther Eich wurde gefoltert, bevor man ihn erschlug. Hat jemand Schreie gehört? Hat jemand Eich gesehen? Oder gesehen, wie ein Mann verschleppt wurde?«
    Die Unruhe der Kollegen nahm immer mehr zu.
    »Diese Route ist ganz schön lang.«
    »Haben wir die Unterstützung der Schutzpolizei?«
    »Nein«, antwortete Thann.
    »Wie sollen wir das zu acht schaffen?«
    »Zu viert. Schneider und Dalla nehmen sich das Haus vor. Goethestraße 32. Ich habe dort außer Eich sechs Mietparteien gezählt. Der Hausmeister hat keine Ahnung. Aber vielleicht ist aus den Bewohnern etwas herauszubekommen. Denkt daran: Der Einbrecher in Eichs Wohnung ist vielleicht auch sein Mörder.« Thann war in Schwung gekommen.
    »Vielleicht«, sagte Dalla.
    »Verdammt noch mal, mehr Einsatzfreude! Es geht um den spektakulärsten Mordfall der letzten Jahre. Die Bevölkerung erwartet, dass wir mit vollstem Eifer an die Sache gehen. Wenn wir von vornherein pessimistisch sind, wird nie was daraus. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden. Miller, du bleibst hier und nimmst weiterhin alle eingehenden Anrufe entgegen. Sobald einer von uns etwas Sachdienliches erfährt, gibt er es an Miller durch. Was mich betrifft, ich kümmere mich weiter um Freunde und Angehörige des Opfers. Seine Mutter lebt noch. Ich werde sie verständigen. Wir sehen uns wieder um 17 Uhr, gleicher Ort. Ich wünsche uns allen gutes Gelingen.«
    Das Mülltonnensuchspiel. Bollmann hatte es verboten. Verrennen Sie sich nicht in vage Ideen. Wir müssen alles vermeiden, was die Öffentlichkeit in Unruhe versetzen könnte. Thann wischte sich Schweißperlen von der Stirn.
     
    Gemeinsam mit Miller stand Thann eine halbe Stunde später vor der Essensausgabe der Polizeikantine. Sein knurrender Magen hatte ihn erinnert, dass er bis auf zwei, drei Schlucke aus der Flasche noch nichts gefrühstückt hatte. Miller bekannte, dass er im Unterschied zu den anderen Thanns Vorgehensweise gut fände. Thann fragte sich, ob er sich über Miller freuen oder über die sechs anderen ärgern sollte.
    Es gab drei Gerichte zur Auswahl. Keines davon sagte ihm zu. Miller verriet, dass er ab und zu außer Haus essen gehe, wenn die Zeit es erlaube. Ein kleines

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