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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Superman.«
    »Vielleicht hat es Eva? Du hast selbst gesagt, dass Eich sich mit ihr getroffen hat.«
    »Das war, bevor er es bei dir holte. Verstehst du? Bevor!«
    »Ist ja schon gut.«
    »Du bist reichlich nervös. Du solltest mal Urlaub machen. Kennst du die Hütte, die unser Chef in Südfrankreich hat? Ich war mal dort. 400 Quadratmeter Wohnfläche, Swimmingpool, Tennisplatz und alles auf einer Klippe hoch über dem Meer. Unten ist ein kleiner Privatstrand. Da bist du ganz ungestört. Kannst ja eine deiner Miezen mitnehmen.« Schneider stieß noch einen seiner großen Rülpser aus. »So, jetzt muss ich gehen, mein Junge.«
    »He, du wolltest mir die Kohle geben.«
    »Hab' ich nicht vergessen.«
    Thann hörte ein leises Rascheln.
    »5000 Eier, du kannst nachzählen. Dem Chef hat das gut gefallen. Manchmal bist du dämlich wie Pisse, aber ab und zu kann man dich gebrauchen, Udo. Wie viel hast du denn von der Konkurrenz für die Viechereien bekommen?«
    »Betriebsgeheimnis.«
    Die Stimmen kamen näher.
    »Erst den Polen den Schweinkram teuer verkaufen und sie dann hopsgehen lassen. Guter Dreh. Bis auf Weiteres haben wir die Ostkonkurrenz vom Hals. Beruhigungsstrategie.« Schneider lachte kurz und trocken.
    »Nun seht ihr aber zu, dass deine Kollegen mir nicht auf die Schliche kommen.«
    Schneider und Korfmacher standen im Flur. Schneider verabschiedete sich. »Keine Sorgen. Wann sehen wir uns wieder?«
    »Wenn du willst, morgen Abend um halb acht. Ich kann noch einen Stecher gebrauchen.«
    »Wie viel?«
    »150 für zwei Stunden. Wenn ich deinen Polizistenschädel nicht aus dem Bild lassen müsste, gäbe es das Doppelte.«
    »Na gut, 150. Was ist mit Frau und Hund?«
    »Kannst du zu Hause lassen. Von Viechereien lasse ich für die nächste Zeit die Finger.«
    Die Tür fiel hinter Schneider ins Schloss. Thann hörte Schritte auf und ab gehen und wagte sich nicht aus der Dusche. Seine Hoffnung, auch Korfmacher würde die Wohnung verlassen, wurde enttäuscht. Im Gegenteil.
    Das Licht ging an. Nur der weiße Vorhang trennte Thann und den Fotografen. Weiß mit Blümchen und Stockflecken. Korfmacher summte eine Melodie. Thann hörte Kleidungsstücke zu Boden fallen und das Knarren eines Wäschekorbs. Längst hatte er aufgehört zu atmen. Er sah sich verzweifelt in der Dusche um. Kein Versteck. Kein Notausgang. Beginnende Panik.
    Korfmachers Summen wurde leiser, er ging in Richtung Schlafzimmer. Thann lauschte, dann beschloss er, den Ausbruch zu wagen. Doch schon war Korfmacher wieder im Badezimmer. Er kam näher. Plötzlich beulte sich der Duschvorhang nach innen. Ein nackter Arm tastete sich von der Seite herein. Thann wich aus, soweit er konnte. Die Hand erfasste die Armatur und drehte das Wasser auf.
    Eiskalt und laut prasselte es auf Thann herab und gegen den Vorhang. Thann wartete, doch nichts geschah. Das Wasser wurde allmählich wärmer. Da hörte er durch das Prasseln das Klingeln des Telefons. Das Wasser wurde so heiß, dass es schmerzte. Thann fasste sich ein Herz und stieg aus der Dusche, bereit, sich ein zweites Mal mit dem Fotografen zu prügeln. Doch der war nicht mehr im Raum.
    Korfmacher schien ans Telefon gegangen zu sein. Thanns Kleidung tropfte und hinterließ eine Pfütze auf dem Badezimmerboden. Hinter ihm prasselte die Dusche weiter. Dampf quoll über die Oberkante des Plastikvorhangs.
    Thann schlich auf den Flur. Die Tür zum Büro stand offen. Am Telefon stand Korfmacher, nackt und hager, mit dem Rücken zu Thann und ins Gespräch vertieft.
    »Gratuliere, Vater.« ... »Meinst du?« ... »Genauso zähle ich auf dich.« ... »Danke, Vater.«
    Thann öffnete leise die Wohnungstür, verschloss sie vorsichtig hinter sich und bewegte sich nach unten, erst langsam schleichend, dann immer schneller. Eine Spur von Wassertropfen markierte seinen Weg ins Freie, weg von dieser Wohnung und diesem Versteck.
    Er atmete auf, als er draußen auf der Straße stand. Der Druck, der seine Brust zusammengeschnürt hatte, ließ allmählich nach. Es regnete, und keinem Menschen fiel auf, wie nass er war.
     
     
    35.
     
    Wie konntet ihr nur so dämlich sein und Eich in den Müll stecken.
    Als er in seiner Wohnung ankam, wurde Thann erst richtig klar, was er bei Korfmacher gehört hatte. Er konnte nur hoffen, dass Schneider das Haus nicht beobachtet hatte, als Thann es verließ. Schneider war einer der Mörder, und Korfmacher steckte mit ihm unter einer Decke. Dein dämliches Album macht dem Chef viel mehr Sorgen als

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