Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
gemeinnützig und ist daher von Steuern befreit. Offiziell ist der Zweck der Stiftung also nicht, Gewinn zu machen. Stattdessen werden die Überschüsse wieder investiert oder für kulturelle Zwecke ausgegeben.«
    »Offiziell macht sie keinen Gewinn. Und inoffiziell?«
    »Wie es bei gemeinnützigen Gesellschaften oft so üblich ist, sind die Managergehälter bei der ›Neues Leben‹ äußerst üppig. Das Jahreseinkommen der Chefin der Geschäftsleitung wird auf fünf Millionen Mark geschätzt. Sie heißt übrigens Marianne Seilmann-Lemke und ist ...«
    »Die Frau des Innenministers!«
    »Richtig. Dessen Vater, Hermann Lemke, hatte in den Fünfzigern zusammen mit Mark Konrad die ›LeKo-Bau‹ gegründet. Der Minister ist sein einziger Erbe.«
    Thann erinnerte sich an die Bemerkung des kranken Kurz: Manchmal dachte ich, da steckt noch etwas anderes dahinter.
    »Das heißt, Lemke ist ein großer Hai in der Baubranche und über die Stiftung an ›LeKo‹ beteiligt. Und über seine Frau sahnt er ab.«
    »Genau so. Als Lemke in die Politik ging, hatte sein Vater ihm gerade alles vermacht. Da der Baukonzern bei den Wählern einen schlechten Ruf als Sanierungshai hatte, gründete Lemke die Stiftung und hielt sich offiziell aus deren Aktivitäten heraus. Das hat ihm damals viel Ansehen verschafft. Vermutlich verdient er aber nicht nur über seine Frau am Erbe, sondern nutzt auch sein Amt, um der Neues Leben und der ›LeKo‹ Landesaufträge zu verschaffen.«
    »Und jetzt verrätst du mir, was das Ganze mit unseren Morden zu tun hat.«
    »Pass auf. Es war einmal vor 27 Jahren. Da gab es einen jungen Immobilienmakler namens Axel Lemke. Der spätere Minister. Lemke war nur mäßig erfolgreich, er lebte eigentlich nur von Aufträgen, die ihm sein Vater zuschanzte. Bis eben vor 27 Jahren. Da bekam Axel Lemke Wind von der Friedrichstraße 17, in der meine Mutter wohnte. Das Haus gehörte einer Erbengemeinschaft, die heillos zerstritten war, und die als einzigen Ausweg den Verkauf des Hauses sah. Das war Lemkes große Chance. Da ihm für den Kauf das nötige Kleingeld fehlte, tat er sich mit Michael Konrad zusammen, einem der Söhne des alten Mark Konrad. Gemeinsam gründeten sie die Firma ›Immo-Service‹.«
    Thann notierte die Namen der Personen und Firmen. Immer neue Verflechtungen entstanden auf seinem Notizblock.
    »Die Firma gibt es übrigens heute noch, nur der Name ist jetzt ein anderer. Unter anderem verdient sie an Verträgen mit der ›Neues Leben‹. Ein weiterer Weg, wie Lemke über seine Stiftung zu Geld kommt. Aber das nur nebenher.
    Das erste Geschäft der ›Immo-Service‹ war der Kauf der Friedrichstraße 17 zum Spottpreis von fünf Millionen. Allein das Grundstück war damals bereits mindestens das Dreifache wert. Innerhalb eines Jahres hatten sie es geschafft, dass alle Mieter draußen waren, frage mich nicht, wie. Meine Mutter blieb als Einzige.
    Du weißt, wie es weiterging. Eine Woche nach dem Tod meiner Mutter verkaufte die ›Immo-Service‹ das Grundstück an die ›LeKo-Bau‹ zu einem Preis von dreißig Millionen D-Mark. Also 25 Millionen Gewinn in einem Jahr. Eine glänzende Verzinsung, nicht wahr?«
    »Macht geteilt mit seinem Partner zwölf Komma fünf Millionen für Axel Lemke. Ganz ordentlich!«
    »Nicht ganz. Es waren nämlich drei, wie ich seit heute weiß. Halt dich fest, wenn ich dir sage, wer der Dritte ist.«
    »Axel Lemke, Michael Konrad und wer noch?«
    »Harald Bollmann.«
    Thanns Finger umschlossen das Glas. Seine Knöchel wurden weiß. Bollmann war schon lange vor seiner Heirat reich gewesen. Draußen auf dem Gang hörte Thann Schritte. Er wartete wortlos. Die Schritte schienen näher zu kommen. Also keiner, der gelauscht hatte und nun ging.
    »Schatz, bist du noch dran? Ist dir die Luft weggeblieben?«
    Thann fragte mit gedämpfter Stimme zurück: »Woher hatte Bollmann das Kapital, um sich an dem Geschäft zu beteiligen?«
    Ihm lag die Antwort selbst auf den Lippen. Er ließ einen kleinen Schluck Weinbrand durch die Kehle rinnen.
    Plötzlich klopfte es an Thanns Bürotür. Er verschluckte sich und musste husten.
    Eva antwortete zögernd: »Vielleicht brachte er einfach nur den Tod meiner Mutter ein.«
    Das Motiv. Der Innenminister verfolgt unsere Arbeit mit großem Interesse.
    Die Tür ging auf. Thann hustete noch immer.
    »Was hast du?«, fragte Eva.
    Ein kurz geschorener, blonder Schädel schob sich durch die Tür. Bollmann. Der Boss.
    Der Weinbrand ätzte weiter in Thanns

Weitere Kostenlose Bücher