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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Bronchien, doch er unterdrückte den Hustenreiz. Bollmann sah Flasche und Glas und schüttelte missbilligend den Kopf. Thann wusste nicht, wie er reagieren sollte. Fast gleichzeitig redeten die Stimmen auf ihn ein. Er war wie gelähmt.
    Bollmann, polternd: »Na, Junior, habe ich Sie erschreckt? Schlechtes Gewissen, was?«
    Eva, fast in seinem Ohr: »Das heißt, Anteile gegen Killerjob. Denkbar ist es. Bollmann als Killer für Lemke. Es ist natürlich nur Spekulation. Aber was meinst du? Traust du das den beiden zu?«
    Bollmann: »Privatgespräch? Na, da will ich nicht stören. Ich komme später noch einmal vorbei.«
    Eva: »Was hast du gesagt?«
    Thann gab sich einen Ruck. Seine Stimme zitterte: »Der Herr Polizeipräsident«, erklärte er in den Hörer.
    Eva fragte ganz leise: »Wer, Bollmann?«
    Bollmann hatte bereits die Klinke in der Hand. »Schönen Gruß. Bis später.«
    Tür zu. Spuk vorbei.
    Thann atmete auf.
    »Bollmann? Ist er wieder weg?«, fragte Eva.
    Bollmann, Killer und Karrierebulle. Und Lemke vielleicht sein Auftraggeber. Erstatten Sie mir Bericht, wenn Sie etwas Neues erfahren. Wenige Stunden, nachdem er Lemke von dem Album erzählt hatte, war der Einbruch in seine Wohnung geschehen. Thann wurde schwindlig.
    »Ja. Ich traue es ihnen zu.«
    »Dann haben wir den Fall gelöst?«, fragte Eva.
    Thann lachte grimmig. Er wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. »Was haben wir in der Hand? Einen vagen Verdacht. Und wenn er zutrifft, dann stehen gegen uns lediglich das Innenministerium dieses Landes und seine nachgeordneten Polizeibehörden.«
    Was blieb übrig? Selbstmord, Kapitulation oder allein gegen den Filz aus Polizei, Politik, Verbrechen und Geschäft. Thann entschloss sich für das Letztere. Es war so gut wie Selbstmord. Aber ehrlicher als aufzugeben. In Thanns Magen spielte sich ein Gewitter ab. Leise stellte er die Flasche zurück in ihr Versteck.
    Die Stimme im Hörer gab ihm Kraft: »Weißt du was, Schatz?«
    »Was denn, Eva?«
    »Ich liebe dich!«
    Es klopfte wieder. Diesmal war es Tommaso.
     
     
    61.
     
    »SCHEISSE! WARUM?«
    »Er sagt, er wusste nicht, was er da unterschrieb. Er habe eine Art Blackout gehabt. Das käme von seiner Krankheit.« Tommaso zuckte mit den Schultern.
    »Aber er wurde von Korfmacher erpresst! 45 000 Mark in drei Jahren!«
    »Er sagt, er hat ihn unterstützt. Der Fotograf war mit ihm irgendwie verwandt.«
    »Du weißt wie ich, dass Korfmacher die Leute erpresste, Enrico«, sagte Thann fast flehend. Wahrscheinlich hatte Korfmacher Kurz erneut unter Druck gesetzt. Doch woher konnte der Fotograf von der Anzeige wissen?
    »Und du weißt genau, dass wir nichts in der Hand haben, ihn einzusperren. Kurz zieht seine Anzeige zurück, und auch sonst gibt es keinen, der sich erpresst fühlt. Tut mir schrecklich leid.«
    »SCHEISSE!«, schrie Thann.
    »Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst. Vielleicht hat Kurz diesen Fotografen wirklich nur unterstützt. Vielleicht warst du ein bisschen übereifrig. Das kann dem besten Kripomann passieren, dass er sich in etwas verrennt.«
    In etwas verrennt. Übereifrig. Thann sah rot. »ES REICHT! HAU AB!«
    Er warf die Tür hinter Tommaso krachend ins Schloss. Wieder war ihm Udo Korfmacher entglitten. Ich habe gute Beziehungen zur Polizei. Wie ein Stück nasse Seife. Ohne Korfmacher als Zeugen stand Thann da wie ein Ochse vor dem Stadttor. Dumm und hilflos.
     
    Thann nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Er lief hin und her. Er hieb mehrmals mit der Faust auf seinen Tisch. Dann schrie er gegen die nackte Bürowand. Ein Urschrei der Wut.
    Diesmal blieb das Echo nicht aus. Bollmann riss die Tür auf.
    »Was ist mit Ihnen los, Junior? Man muss ja Angst um Sie bekommen! Ich bitte Sie, stellen Sie diese Flasche weg und beruhigen Sie sich. Sieht so ein Kriminaloberkommissar unserer Polizeibehörde aus?«
    Vielleicht brachte er den Tod meiner Mutter ein. Bollmann war braun gebrannt, als sei er von einer Woche Karibik zurückgekommen und nicht von einem Tag Südfrankreich. Seine Frau denkt, es sei dienstlich. Er trug einen teuer aussehenden Zweireiher und grinste. Statt ihn zu erschießen, gehorchte Thann und stellte die Flasche in seinen Schreibtisch. Blut schoss in seinen Kopf und ließ die Gesichtshaut pulsieren.
    Bollmann öffnete das Bürofenster und gab sich wieder einmal väterlich. »Jetzt atmen wir tief durch und kommen zur Ruhe. Ich habe gehört, dass Sie in den letzten Tagen viel Staub aufgewirbelt haben.

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