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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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es leider nicht.« Eine andere Stimme. Thann hatte sie schon einmal gehört: Es war die des unbekannten Anrufers auf Korfmachers Anrufbeantworter.
    Die Antwort war ein unwirsches Grunzen. Auch dieses Organ kam Thann bekannt vor.
    »Was ist mit den Mädels, Freddy?«, fragte der Geschäftsführer.
    »Ich hab' Korfmacher gesagt, dass wir keines haben wollen, das wir schon auf der letzten Weihnachtsfeier hatten. Er hat zehn Tussis versprochen.« Freddy, der unbekannte Anrufer.
    »Wunderbar«, antwortete der Geschäftsführer, »Bumm-Bumm will auch kommen. Er unterbricht extra seinen Weihnachtsurlaub. Seine Frau denkt, es sei dienstlich. Wenn ihr beiden kommt, zieht bitte etwas Feines an. Schwarzen Anzug, wenn ihr keinen Smoking habt.« Unterbrischt. Dienst-lisch.
    Wieder dieses Grunzen als Antwort. Thann hörte Schritte und drückte sich gegen die Wand. Er hielt die Luft an.
    »Mein Anzug hängt bei meiner Alten. Aber da lauern sie auf mich. Scheiße, ihr müsst mir was borgen.« Schneiders Stimme.
    »Mir auch.« Dalla, ganz nahe.
    Thanns Herz begann heftig zu pochen. Gelegenheit zur Festnahme. Einer gegen vier oder fünf. Thann nestelte mit zittrigen Händen an seinem Pistolenhalfter. Als er die Waffe endlich in die Hand bekam, trat er auf den Gang.
    Er sah gerade noch, wie Schneider und Dalla hinter den anderen am Ende des Flurs verschwanden. Die Tür fiel ins Schloss, bevor Thann sich bemerkbar machen konnte. Er stürzte hinterher, doch der Türknauf ließ sich nicht bewegen. »Privat« stand groß auf dem Türschild. Er hörte das Poltern von eiligen Schritten auf einer Holztreppe.
    Thann machte kehrt und stürzte die Treppe hinab, die er gekommen war. Unten hörte er Schneider und Dalla im Gang zu den Toiletten. Als er außer Atem die Hintertür erreichte, starteten sie bereits ihren Wagen. Thann versuchte, sich die Autonummer einzuprägen, dann rannte er zu seinem Auto. Die kalte Luft stach in seinen Lungen.
    Der Anlasser jaulte. Wertvolle Sekunden verstrichen. Endlich sprang der Audi an. Thann stemmte sich gegen das Gaspedal. Die Reifen drehten durch. Der Audi beschleunigte rasch, doch der Vorsprung der beiden war zu groß. Bereits an der ersten Kreuzung musste Thann aufgeben. Er hatte sie verloren. In seinen Notizblock notierte er das Kennzeichen. Bumm-Bumm kommt auch.
    Thann fuhr zurück ins Präsidium.
     
     
    60.
     
    Wieder hatte er es im Ministerium versucht, doch noch immer war Lemke nicht zu sprechen. Kaum hatte Thann aufgelegt, klingelte der Apparat.
    Es war Eva.
    »Schatz, ich hab's. Die Firmen, die das Haus an der Friedrichstraße abrissen und daran verdienten. Und wer dahintersteckt.«
    »Ja, und?« Thann griff nach Notizblock und Bleistift.
    »Es war wirklich nicht einfach. Es ist ein ganzes Geflecht. Firmen, die miteinander Geschäfte machen, aber denselben Leuten gehören. Unternehmen, die Pleite machten und unter neuen Namen neu gegründet wurden. Und immer wieder die gleichen Hintermänner.«
    Thann goss sich Weinbrand ins Glas, langsam und leise, damit Eva es nicht bemerkte.
    »Also, der Büroturm an der Friedrichstraße gehört der ›City-Immobilien GmbH und Co KG‹. Gesellschafter sind folgende drei Konzerne: die ›Secura Feuer&Leben‹, der französische Baukonzern ›Dubuffet et Fils‹ und die hiesige ›LeKo-Bau‹.«
    Thann kannte die LeKo, eine der Big Five der deutschen Baubranche.
    »Hinter ›LeKo-Bau‹ steckt zum einen die Erbengemeinschaft Konrad. Ist dir Mark Konrad ein Begriff? Er war so etwas wie eine Industriellenlegende. Vom einfachen Bauzeichner zum Gründer eines der größten Konzerne der Nachkriegszeit. Das ist die offizielle Version. Inoffiziell heißt es, dass er der größte Profiteur der Judenenteignungen während der Nazizeit in unserer Stadt war, doch das nur nebenbei. Vor acht Jahren starb er im biblischen Alter von 98 Jahren. Die Erbengemeinschaft, das sind drei Söhne und die Witwe seines vierten Sohnes. Du kennst sie.«
    »Woher?«
    »Ihr Name ist Nicole Konrad-Bollmann. Klingelt's jetzt?«
    Es klingelte in jeder Nervenfaser Thanns. Die junge, reiche Frau des neuen Polizeipräsidenten. Porsche, Villa, Designerklamotten. Thann trank sein Glas auf einen Ruck leer. Der Schnaps reichte nicht aus, um seine Magenschmerzen zu betäuben.
    »Der zweite Gesellschafter von ›LeKo-Bau‹ ist die Stiftung ›Neues Leben‹. Du kennst die Wohnblocks im Osten der Stadt. Sozialer Wohnungsbau. Der Stiftung gehören Tausende von Wohnungen in der ganzen Republik. Sie gilt als

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