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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sein?«
    »O nein«, meinte Anne.
    »Ich warte vor der Tür auf dich. Abgemacht?«
    »Ja«, sagte Anne. Ihre Augen funkelten vor Freude.

Abendliches Geigenspiel
    Seit langem spürte Anne ihre Müdigkeit nicht mehr. Ihr Tag war in einen gleichmäßigen Rhythmus hineingekommen. Sie hatte zwar immer noch alle Hände voll zu tun, aber jetzt kannte sie jeden Handgriff, und deshalb ging es viel leichter. Sie wußte, was sie im Hause zu erledigen hatte, und sie wußte, wann sie sich an ihre Schulaufgaben setzen konnte. Und während sie aufwusch und Staub wischte, überlegte sie sich schon die norwegischen Aufsätze, schrieb sie in Gedanken »ins unreine«, wie sie zu sich selber sagte. Und wenn sie einen so durchdachten Aufsatz dann ins Heft schrieb, so trug er ihr immer ein »Sehr gut« ein.
    In der Schule wurde nicht nur die »Reichssprache« gelehrt, sondern auch »Neunorwegisch«, eine hauptsächlich aus der Mundart der Landbevölkerung entstandene Sprache. Sonnenklar war es, daß Anne hier die Beste in der Klasse war. »Das wäre ja noch schöner.« sagte sie, wenn die anderen ihre Leistungen in diesem Fach bewunderten. »Wo ich doch von dorther stamme, wo Neunorwegisch entstanden ist!«
    Am Tag nach dem Gespräch über »Peer Gynt« schob Vibeke ihr Aufsatzheft zu Anne hinüber: »Du, Anne! Guck das doch mal durch, bitte! Ich kann nicht mehr Neunorwegisch als. als.«
    »Als ich Englisch kann«, lachte Anne. Und im selben Augenblick wurde es ihr bewußt, daß sie zum erstenmal lachend geantwortet und über sich selbst gespottet hatte.
    Das gehörte auch zu den Dingen, die sie in der Stadt gelernt hatte. Und gerade heute fiel es ihr leicht, denn aus irgendeinem Grunde war sie so unbegreiflich guter Laune. Sie verbesserte Vibekes Fehler und gab ihr auf ihre Fragen Auskunft. Ein paar andere kamen nun auch auf sie zu, und bald hatte sich eine lebhafte Gruppe um ihre Schulbank gebildet. So lebhaft, daß sie die Glocke überhörten. Sie fuhren zusammen, als Studienrat Bru plötzlich in der Klasse stand.
    »Nun, was haltet ihr da für eine Versammlung ab?« rief er.
    »Eine Versammlung zur Förderung neunorwegischer Sprachkenntnisse«, entgegnete Jess schlagfertig.
    »Das könntet ihr brauchen«, meinte Herr Bru. »Bist du es, Anne, die mir da ins Handwerk pfuscht?«
    Die anderen waren auf ihre Plätze geschlichen. Studienrat Bru schaute Anne in das errötende Gesicht.
    »Ich habe ihnen nur etwas gesagt, was.«, stieß Anne hervor.
    »Aber das ist doch ausgezeichnet«, sagte Herr Bru und klopfte ihr auf die Schulter. »Kannst du deinen notleidenden Klassenkameraden helfen, so tue es, das ist eine alte Regel. Niemand freut sich mehr darüber als ich. Vibeke, willst du die Aufsatzhefte einsammeln?«
    Wieder fiel ein Stück von der Mauer, die um Anne aufgebaut war. Ach, wie froh war sie heute! Als sie nach Hause kam, lag dort ein Brief von der Mutter und eine Postanweisung von Magnus. Und Aspedals waren mit beiden Kindern zu einem Verwandtenbesuch eingeladen. Da hatte Anne einen herrlichen, friedlichen Nachmittag ganz für sich allein. Keinen Aufwasch gab es, niemand, der sagte: »Ach, Anne, würdest du.«, »Anne, hör mal.«, »Anne, könntest du nicht.« Sie wollte es so recht genießen, allein zu sein. Obendrein hatte sie nur wenig Schulaufgaben für morgen zu machen. Und so nahm sie das Strickzeug mit ins Wohnzimmer, setzte sich an das Radio und hörte ein Violinkonzert.
    Sie kannte die Musik, hatte sie auch schon zu Hause im Rundfunk gehört. Und ihr Gedächtnis für Musik war vorzüglich. Sie hatte die Ansage verpaßt, wußte aber, daß es das Violinkonzert in D-dur von Brahms war. Nun fiel ihr wieder ein, daß in der nächsten Woche ein Schulkonzert stattfand. Die Schuljugend konnte Karten für fünfzig Öre bekommen. Natürlich wollte sie dabeisein. Und am Sonnabend sollte sie mit in den Gymnasiastenbund gehen. Zusammen mit Jess. Man denke, mit Jess.
    Anne war unerfahren, aber nicht dumm. Und sie war sich darüber klar, daß viele von den Mädchen in der Klasse manches drum gegeben hätten, wenn sie hätten mit Jess zusammengehen dürfen, ob es nun zum Gymnasiastenbund war oder ins Konzert.
    Konzert? Aber Jess hatte ja gar nichts von dem Konzert erwähnt. Was war das? Wovon phantasierte sie hier? Anne wurde blutrot, wie sie da in ihrer Einsamkeit vor sich hinträumte.
    Aus dem Vortrag, der auf das Violinkonzert folgte, machte sie sich nichts. Sie drehte das Radio ab, blieb sitzen und strickte. Es waren Fausthandschuhe

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