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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Sicherheit, die du nötig hast und die dir in deinem Berufe hilft!“
    „So habe ich also auch das Jess zu verdanken“, sagte Anne, und jetzt hatte ihr Lächeln eine leuchtende, staunende Wärme.
    „Ach nein, was sehen meine Augen!“ sagte Anne.
    Und der Ausruf war berechtigt. Denn der junge Mann, der durch die Tür der Firma „Norwegische Strickarbeiten“ trat, war kein anderer als Raoul - Jess’ Freund, den sie in Salzburg getroffen hatten, Jess’ Freund, mit dem sie an jenem denkwürdigen Abend in „St. Peters Stiftskeller“ zusammengewesen waren, als Jess ein imaginäres Orchester mit einer Gabel dirigiert hatte, ohne zu ahnen, daß Maestro Martiani am Nebentisch saß und ihn beobachtete.
    Anne stotterte und radebrechte in ihrem mangelhaften Französisch und fragte, wie und wieso und warum, und Raoul erzählte in einer köstlichen Mischung von Französisch, Deutsch und Dänisch, daß er im Sommer in einem Tivolirestaurant in einer Kapelle spielen werde. Und jetzt wollte er Grüße von Jess bringen, den er in Paris wiedergesehen habe.
    „Jess hat in letzter Zeit so wenig geschrieben“, sagte Anne. „Hat er sehr viel zu tun?“
    O ja, das könne man wohl sagen! Ein Jammer, daß Jess die halben Nächte sitze und Tanzmusik mache, meinte Raoul. „Aber das Leben in Paris ist teuer, darum. Und er verdient gut damit. Es strengt ihn nur furchtbar an.“
    Anne hörte es mit weitoffenem Munde. Davon hatte sie ja keine Ahnung.
    „Wo spielt er? Und wann hat er damit angefangen?“
    „Wissen Sie das denn gar nicht?“
    „Nein - er hat nichts darüber geschrieben - aber Raoul, erzählen Sie mir Näheres, bitte - es ist ja ein Wahnsinn, daß Jess sich mit Nachtarbeit aufreibt, während er seine Kräfte so nötig für andere Sachen brauchte.“
    Anne gab keine Ruhe. Raoul mußte mit allem herausrücken, was er wußte.
    In Paris sei alles sehr teuer. Und der Unterricht bei Maestro Martiani verschlinge Unsummen. Von Jess’ Stipendium sei nicht mehr viel übrig. Das wollte er natürlich dem Maestro nicht verraten - Jess sei nicht so, daß er das Mitleid herausfordern wolle, sagte Raoul lächelnd. „So hat er denn eine Anstellung als Pianist in einem Nachtkaffee auf dem Montmartre angenommen und sitzt nun in Tabaksrauch und Weindunst und hämmert bis zum hellen Morgen auf dem Klavier herum.“
    Anne schluckte ihre Erregung herunter. Jess - ihr lieber, lieber Jess - und sie saß hier und scheffelte Geld, und Jess machte sich kaputt, verdarb sich die kostbare Zeit, die ganz seinem Studium gewidmet sein sollte. -
    „Raoul - ich danke Ihnen aufrichtig, daß Sie mir das erzählt haben. Und versprechen Sie mir eins: Verraten Sie Jess nichts davon, daß ich es weiß! Aber ein Glück, daß Sie es mir gesagt haben -!“
    So überließ Anne denn eine Weile der kleinen Birthe Karstensen den Laden. Sie schlüpfte in einen Mantel und lief stehenden Fußes auf die Bank.
    Vielleicht war es ihr brennender Blick, der die Ursache war -vielleicht war es ihre Stimme, die so verdächtig zitterte, der eindringliche Ton, in dem sie erklärte, ihr Mann müsse, müsse mehr Geld haben, um seine Studien zu vollenden, vielleicht war es auch deshalb, weil alle Welt jetzt deutlich sehen konnte, daß sie ein Kind bekam.
    Auf alle Fälle machte sie das schier Unmögliche möglich. Nach Verlauf einer Stunde kam sie die Treppe von der Devisenabteilung herunter und hatte sämtliche Papiere in Ordnung. Zehn Minuten später lief die Maschinerie an, die von Frau Anne Daells Konto in Kopenhagen fünfzigtausend Franc an Herrn Jess Daell in Paris überweisen sollte.
    Anne lächelte. Sie malte sich zum wer weiß wievielten Male aus, wie sie sich noch vor zwei Jahren nicht hätte träumen lassen, daß sie einmal mit solchen Summen arbeiten würde. Es war schließlich nicht von der Hand zu weisen, daß sich fünfzigtausend Franc fürstlicher anhörten als tausend Kronen.
    Anderseits aber - es wäre ihr damals genauso unglaubhaft erschienen, eines Tages tausend selbstverdiente Kronen zu verschenken. War es zu verwundern, daß sie ein starkes Glück empfand?
    Nun stand sie aber vor der Aufgabe, den diplomatischsten Brief ihres Lebens aufzusetzen, da sie Jess die Sache mundgerecht machen mußte - und sie schrieb in einer Mischung von Scherz und Ernst, von Prahlerei über das Geschäft, in das die Gelder nur so eintrudelten, von Ermahnungen, dies Geld - Rückzahlung von Schulden, lieber Jess, mit hundert Prozent Zinsen, Du siehst, ich habe es durchschaut, daß

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