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Anne auf Green Gables

Anne auf Green Gables

Titel: Anne auf Green Gables Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Probleme mit dem Magen hat und frisches Brot nicht verträgt. Mir wird ganz heiß und kalt, wenn ich an meine Schichttorte denke. Was, wenn sie mir nun nicht gelingt? Oh, Diana, heute Nacht im Traum hat mich ein schrecklicher Kobold verfolgt - und sein Kopf bestand aus einer riesigen Schichttorte!«
    »Sie wird schon gelingen«, tröstete Diana, die immer bereit war, ihre Freundin wieder aufzurichten. »Das Stück von deiner Schichttorte, das wir vor einigen Wochen zusammen in >Idlewild< gegessen haben, war jedenfalls wunderbar.«
    »Ja, aber Torten haben die Eigenart, ausgerechnet dann nicht zu gelingen, wenn man sie am nötigsten braucht«, seufzte Anne. »Naja, ich muss eben auf die Vorsehung vertrauen und aufpassen, dass ich das Mehl nicht vergesse.«
    Am Mittwochmorgen stand Anne schon gleich nach Sonnenaufgang auf, vor lauter Aufregung konnte sie nicht mehr schlafen. Sie hatte sich am Abend vorher am kühlen >Nymphenteich< ziemlich erkältet, doch selbst eine Lungenentzündung hätte sie an jenem Morgen nicht davon abhalten können, in die Küche zu gehen und sich sogleich ans Werk zu machen. Als sie die Ofentür vor der Torte zuklappte, stieß sie einen langen Seufzer aus.
    »Ich bin sicher, dass ich diesmal nichts vergessen habe, Marilla. Aber meinst du, sie wird aufgehen? Was, wenn das Backpulver nicht gut ist? Ich habe eine neue Schachtel anbrechen müssen und Mrs Lynde sagt, man könnte bei der ganzen Panscherei heutzutage nicht sicher sein, ob man gutes Backpulver bekäme oder nicht. Mrs Lynde meint, die Regierung müsse da einschreiten - aber was könne man von einer konservativen Regierung schon erwarten.«
    Das Backpulver schien in Ordnung zu sein. Die Torte ging wunderbar auf und kam herrlich leicht und locker aus dem Backofen. Mit freudig geröteten Wangen bestrich Anne die verschiedenen Schichten mit dunkelrotem Gelee und malte sich dabei aus, wie Mrs Allan von ihrer Torte kostete und vielleicht sogar um ein zweites Stück bat.
    »Heute nehmen wir natürlich das Rosenknospenservice, nicht wahr, Marilla?«, fragte sie. »Darf ich den Tisch mit Farn und wilden Rosen schmücken?«
    »Ich halte nichts von solchem Schnickschnack«, schnaubte Marilla. »Es geht um eine Einladung zum Essen, nicht um das Drumherum.«
    »Aber Mrs Barry hatte ihren Tisch auch geschmückt«, sagte Anne, nicht ohne Hinterlist. »Der Pfarrer hat ihr daraufhin ein besonders nettes Kompliment gemacht. Er sagt, das Essen sei ein Gaumenschmaus und eine Augenweide gewesen.«
    »Also gut«, sagte Marilla, die fest entschlossen war, sich weder von Mrs Barry noch sonst jemandem in der Gunst des Pfarrers ausstechen zu lassen. »Aber lass noch Platz für das Geschirr und das Essen.« Anne machte sich nun daran, den Tisch so zu schmücken, dass er die Tischdekoration von Mrs Barry völlig in den Schatten stellte. Der Pfarrer und seine Frau konnten gar nicht genug Worte der Verwunderung und des Lobes finden, als sie sich auf ihren Stühlen niederließen.
    »Das ist Annes Werk«, leitete Marilla die Komplimente an die richtige Adresse weiter. Anne war überglücklich, als Mrs Allan sie daraufhin freundlich anlächelte.
    Matthew war ebenfalls da - der Himmel und Anne allein wussten, warum. Noch vor wenigen Minuten war er so schüchtern und nervös gewesen, dass Marilla alle Hoffnung auf ihn bereits aufgegeben hatte. Doch Anne hatte ihn liebevoll bei der Hand genommen und einfach hinter sich hergezogen. Nun saß er in seinem besten Anzug mit weißem Kragen am Tisch neben Mr Allan und unterhielt sich höflich mit dem neuen Pfarrer. An Mrs Allan richtete er die ganze Zeit über kein Wort, was allerdings auch niemand von ihm erwartet hatte. Alles klappte wie am Schnürchen - bis Annes Schichttorte aufgetragen wurde. Mrs Allan, die von den vielen verschiedenen Speisen schon ganz satt war, lehnte zunächst ab. Doch Marilla, die die Enttäuschung auf Annes Gesicht erkannte, sagte lächelnd: »Oh, Sie müssen ein Stück davon probieren, Mrs Allan. Anne hat sie eigens für Sie gebacken.«
    »Na, wenn das so ist, dann nehme ich natürlich ein Stück«, lachte Mrs Allan. Auch Mr Allan und Marilla wollten von der Torte kosten.
    Mrs Allan nahm einen ersten herzhaften Biss. Ihr Gesicht verzog sich, doch sie sagte kein Wort, sondern aß stumm weiter. Marilla, die ihren seltsamen Gesichtsausdruck bemerkt hatte, beeilte sich, nun ebenfalls den Kuchen zu probieren.
    »Anne Shirley!«, rief sie aus. »Was um alles in der Welt hast du in diesen Kuchen

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