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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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sagen, wie Vater und Sohn?«
    »Nun, ich verbiete niemandem den Mund. Wenn Sie unbedingt solche Vorstellungen unterhalten wollen! Wobei ich ja sagen muß, mir scheinen seine Aufmerksamkeiten nicht über die anderer Männer hinauszugehen.«
    »Meine liebe Miss Elliot!« rief Mrs. Clay aus und erhobHände und Augen zum Himmel, worauf sie mit dem ganzen Rest ihrer Verwunderung in ein zweckdienliches Schweigen versank.
    »Aber meine liebe Penelope, gar so besorgt müssen Sie um ihn nicht sein. Immerhin habe ich ihn ja eingeladen. Er durfte mit einem Lächeln von dannen ziehen. Als ich erfuhr, daß er den ganzen morgigen Tag bei seinen Freunden in Thornberry Park verbringt, habe ich mich seiner erbarmt.«
    Anne bewunderte die Schauspielkunst der Dame, die sie so freudig Anteil nehmen ließ an der Erwartung und sodann dem Eintreffen jener Person, deren Anwesenheit sie doch so sehr in der Verfolgung ihrer eigenen Ziele behinderte. Im Grunde genommen mußte der bloße Anblick Mr. Elliots Mrs. Clay zuwider sein; und doch setzte sie die zuvorkommendste, sanfteste Miene auf und wirkte es vollauf zufrieden, sich Sir Walter nur halb soviel widmen zu können, wie sie es andernfalls getan hätte.
    Anne selbst war es schon unangenehm, Mr. Elliot ins Zimmer treten zu sehen, und regelrecht quälend, von ihm begrüßt zu werden und mit ihm zu sprechen. Sie hatte auch vorher schon manchmal gedacht, daß er nicht immer ganz aufrichtig sein könne, nun aber empfand sie Unaufrichtigkeit in allem. Seine aufmerksame Ehrerbietung ihrem Vater gegenüber, hielt man seine frühere Ausdrucksweise dagegen, war widerwärtig; und wenn sie an seine Grausamkeit gegen Mrs. Smith dachte, wurden ihr seine lächelnde Milde und die gespielte Menschenfreundlichkeit, mit der er sich nun vernehmen ließ, schier unerträglich. Sie hatte nicht vor, sich ihm gegenüber so gewandelt zu zeigen, daß es ihn zu Vorhaltungen trieb. Sie wollte tunlichst jegliche Nachfragen, jegliches Aufsehen vermeiden; aber sie gedachte ihm mit all der Kühle zu begegnen, die das Verhältnis zu ihm erlaubte, und so unauffällig wie möglich jene wenigen kleinen Vertrautheiten zurückzunehmen, zu denen sie sich unnötigerweise hatteverleiten lassen. Sie war demnach distanzierter, und kühler, als am Vorabend.
    Er wollte sie wieder neugierig machen, wie und wo ihm vormals ihr Lob gesungen worden sein könnte, wollte unbedingt erneut die Genugtuung spüren, von ihr bestürmt zu werden, doch der Zauber war verflogen; er mußte erkennen, daß es ohne die überhitzte Angeregtheit eines öffentlichen Saals nicht möglich war, die Eitelkeit seiner bescheidenen Kusine zu entflammen; zumindest nicht mittels jener Vorstöße, zu denen ihm die anderen mit ihrer herrischen Vereinnahmung Raum ließen. Er ahnte nicht, wie sehr schon das Thema an sich nun gegen ihn arbeitete, indem es ihr augenblicklich all das ins Gedächtnis rief, was an seinem Verhalten am unentschuldbarsten war.
    Es tröstete sie immerhin, zu erfahren, daß er Bath tatsächlich am kommenden Morgen verlassen würde, in aller Frühe schon, und fast zwei Tage fortbleiben wollte. Zwar war er gleich am Abend seiner Rückkehr wieder am Camden Place eingeladen, aber von Donnerstag bis zum Samstagabend konnte sie sich seiner Abwesenheit gewiß sein. Die ständige Gegenwart einer Mrs. Clay war schlimm genug; aber sich in Gesellschaft eines noch schlimmeren Heuchlers zu wissen, schien ihr der Tod allen Friedens und Wohlbehagens. Es war so demütigend, der fortgesetzten Täuschung ins Auge zu sehen, der ihr Vater und Elizabeth erlagen; sich all die vielfältigen Arten bewußt zu machen, auf die die beiden schon bald gekränkt werden würden! Mrs. Clays Egoismus war weder so hintergründig noch so unappetitlich wie der seine; und Anne hätte sofort die Heirat samt allen dazugehörigen Übeln in Kauf genommen, nur um verschont zu bleiben von den Winkelzügen, mit denen Mr. Elliot sie zu verhindern suchte.
    Sie hatte vor, zeitig am Freitag morgen zu Lady Russell zu gehen und das notwendige Gespräch herbeizuführen, und sie hätte sich gleich nach dem Frühstück aufgemacht, wäre nicht die stets gefällige Mrs. Clay ebenfalls aufgebrochen, um ihrerSchwester irgendeine Besorgung abzunehmen, worauf Anne beschloß, zu warten, bis sie vor ihrer Begleitung sicher wäre. Sie ließ Mrs. Clay daher erst einmal einen Vorsprung, ehe sie erwähnte, daß sie nach der Rivers Street hinüberwollte.
    »Sehr schön«, sagte Elizabeth, »ich habe dir nichts

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