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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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sei’s drum« (er wandte sich ab). »Und Sie – wohin des Wegs? Kann ich Ihnen irgendeinen Gang abnehmen? Irgendeinen Gang mit Ihnen machen? Ihnen sonst irgendeinen Dienst tun?«
    »Gar keinen, vielen Dank, aber vielleicht möchten Sie mich ja das Stück begleiten, das wir gemeinsam haben? Ich gehe nach Hause.«
    »Das will ich liebend gern, und noch weiter. Ja, wir machen einen gemütlichen kleinen Bummel zusammen, und ich habe Ihnen auch was zu berichten, während wir dahergehen. Hier, haken Sie sich bei mir ein, so ist’s recht; ich fühlemich nicht vollständig, wenn ich nicht eine Frau am Arm habe. Gott! so etwas nennt sich ein Schiff!« – dies schon im Gehen, mit einem letzten Blick auf das Bild.
    »Sie haben mir etwas zu berichten, sagten Sie, Sir?«
    »Und ob. Gleich. Aber hier kommt ein Freund, Captain Brigden; ich werde ihm freilich nur im Vorbeigehen einen schönen guten Tag wünschen, ich bleibe nicht stehen. ›Einen schönen guten Tag!‹ Da staunt er, der gute Brigden, mich mit einer anderen Frau als der meinen zu sehen. Sie ist fußlahm, die Ärmste, sie hat sich eine Blase an der Ferse gelaufen, so groß wie ein Dreischillingstück. Wenn Sie über die Straße schauen, dann sehen Sie Admiral Brand und seinen Bruder des Wegs kommen. Schäbige Burschen, alle beide! Ein Glück, daß ich nicht auf ihrer Straßenseite bin. Sophy kann sie nicht ausstehen. Sie haben mich einmal bös übers Ohr gehauen – mir ein paar meiner besten Männer abgeluchst. Aber das erzähle ich Ihnen ein andermal ganz in Ruhe. Und da kommt der alte Sir Archibald Drew mit seinem Enkelsohn. Schauen Sie, er hat uns gesehen; er wirft Ihnen eine Kußhand zu; er hält Sie für meine Frau. Tja, für so einen Kadetten ist es natürlich zu früh Frieden geworden. Armer alter Sir Archibald! Wie gefällt Ihnen Bath, Miss Elliot? Uns sagt es ganz ungemein zu. Wir treffen auf Schritt und Tritt irgendwelche alten Freunde, die Straßen sind jeden Morgen voll von ihnen, da können wir nach Herzenslust plaudern; und wenn wir dann genug haben, verschanzen wir uns in unserer Wohnung und rücken unsere Sessel zusammen und haben es so gemütlich wie zu Hause in Kellynch, o ja, oder sogar wie früher in North Yarmouth und Deal. Wir sind keineswegs böse, das dürfen Sie mir glauben, daß unser Quartier hier uns an unser erstes in North Yarmouth erinnert. Da pfiff der Wind genauso zum Schrank herein wie jetzt.«
    Als sie ein Stückchen weiter gekommen waren, wagte es Anne noch einmal, nach seinen Neuigkeiten zu fragen. Sie hatte gehofft, wenn sie die Milsom Street hinter sich gebrachthätten, würde ihre Neugierde gestillt; doch sie mußte sich noch einmal länger gedulden, denn der Admiral hatte sich in den Kopf gesetzt, nicht eher zu beginnen, als bis sie nicht die größere Weite und Ruhe Belmonts erreicht hätten; und da sie nicht die echte Mrs. Croft war, mußte sie ihm wohl oder übel seinen Willen lassen. Sobald es freilich den Hügel hinauf ging, fing er an:
    »Ja so, nun werden Sie etwas hören, was Sie überraschen wird. Aber erst müssen Sie mir noch den Namen der jungen Dame verraten, von der ich Ihnen erzählen will. Diese junge Dame, Sie wissen schon, um die wir uns alle so sehr gesorgt haben. Die Miss Musgrove, der all diese Dinge zugestoßen sind. Ihr Vorname – ich vergesse immer wieder ihren Vornamen.«
    Anne hatte sich fast geniert, merken zu lassen, wie rasch sie im Bilde war; aber nun konnte sie ohne Scheu Louisas Namen ins Spiel bringen.
    »Ganz genau, Miss Louisa Musgrove, so heißt sie. Daß junge Damen aber auch so viele klangvolle Taufnamen haben müssen! Ich täte mich leichter, wenn sie alle, sagen wir, Sophy hießen. Gut, aber diese Miss Louisa sollte ja, wie wir alle dachten, Frederick heiraten. Er hat ihr Woche um Woche den Hof gemacht. Die einzige Frage war, worauf warten sie noch – bis die Geschichte in Lyme passiert ist; danach war natürlich klar, daß sie warten müssen, bis sie wieder richtig im Kopf ist. Aber selbst da war etwas Sonderbares an der Art, wie es zwischen ihnen ging. Statt in Lyme zu bleiben, ist er nach Plymouth, und dann hat er Edward besucht. Als wir aus Minehead zurückkamen, war er gerade zu Edward aufgebrochen, und da ist er bis heute. Wir haben ihn seit November nicht mehr gesehen. Selbst Sophy wurde nicht ganz schlau draus. Aber jetzt hat die Sache eine noch kuriosere Wendung genommen, denn die junge Dame, diese selbe Miss Musgrove eben, heiratet nun gar nicht Frederick, sie heiratet

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