Anne Frasier
»Danke.«
Max legte auf und wählte sofort seine eigene Nummer, zu Hause, da, wo vielleicht ... Keine Antwort.
»Hat jemand gestern einen Anruf von meinem Sohn bekommen? «, fragte er einen Saal voll ausgebrannter, halb verschlafener Leute.
Die Frage wurde durch Kopfschütteln verneint. »Ich schaue in die Bücher.« Ivy entrollte sich mit steifen Gliedern von der Couch, auf der sie die letzte Stunde mit untergeschlagenen Füßen damit verbracht hatte, sich am Einschlafen zu hindern. Zwei andere eilten ihr zu Hilfe.
Jeder Anruf wurde in ein Logbuch eingetragen, mit Uhrzeit, Betreff und Rufnummer. Nach wenigen Minuten waren sie durch.
»Hier ist nichts.«
Max rief noch einmal zu Hause an. Wieder keine Antwort. Er rief Ethans Hockeytrainer an. Er rief bei mehreren Freunden von Ethan an. Er rief im Bagelshop an; er hoffte, dass Ethan kurzfristig für einen kranken Kollegen eingesprungen war.
Niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört. Mit einem üblen Gefühl im Magen rief Max den Fingerabdruckexperten der Spurensicherung an, Joel Runyan. »Habt Ihr Abdrücke von dem Hockeyschläger nehmen können?«, fragte er.
»Drei verschiedene«, sagte Joe, »aber bisher haben wir keinen Treffer in unseren Datenbanken.«
»Ich habe einen Fingerabdruck, den ich dir gleich faxe. Bitte überprüf sofort, ob er zu denen passt, die ihr von dem Schläger abgenommen habt. Und Joel, ich brauche das Ergebnis wirklich sofort. Lass alles andere stehen und liegen.«
Max legte auf und eilte in sein Büro, um einen Satz Fingerabdrücke aus seinem Schreibtisch zu holen. Er vergrößerte sie auf dem Fotokopierer, dann faxte er sie in das Labor. Er eilte wieder zur Tür hinaus, als Ivy ihn erwischte.
»Ich fahre nach Hause«, sagte er zu ihr, ohne stehen zu bleiben.
Sie lief neben ihm her. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Ich kann Ethan nicht erreichen.«
»Ich komme mit.«
Der Verkehr war nicht allzu schlimm, und sie schafften es in unter vierzig Minuten zu Max.
Im Haus kein Anzeichen von Ethan. »Ich glaube, er war seit gestern nicht mehr hier«, sagte Max, und die Angst packte ihn im Nacken. Er rief noch einmal bei Ryan an. Niemand hatte etwas von Ethan gehört.
»Kann ich mit Ryan sprechen?«, sagte Max.
Ryan kam ans Telefon. »Tut mir leid, Mr Irving. Ich hab versucht, ihn zu überreden, mit mir mitzufahren. Aber er wollte noch bleiben.«
»Hat er gesagt, wo er danach hinwollte, was er vorhatte, wenn er am Navy Pier fertig ist?«
»Er wollte Sie anrufen oder mit der Bahn zu Ihnen ins Büro fahren. Das hat er mir gesagt, ich schwöre. Ich schwöre.«
»Ich glaube dir ja.« Max legte auf, dann suchte er schnell ein paar neuere Fotos von Ethan zusammen. »Kommen Sie.«
Sie rannten nach draußen und hechteten in den Wagen. Max brauste los, die Reifen quietschten, als er eine Kehrtwende machte, er fuhr zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Vielleicht sollte ich fahren«, sagte Ivy und hielt sich am Türgriff fest, während sie wie verrückt die Spuren wechselten.
»Schon gut.«
»Glauben Sie, Ethans Verschwinden hat etwas mit dem Madonna-Mörder zu tun?« »Ich wollte das nicht auch noch laut hören.« Er riss den Wagen scharf in die rechte Spur, schnitt einen weißen Taurus. Der Fahrer hupte und zeigte ihnen den Mittelfinger.
»Sie ziehen voreilige Schlüsse«, bemerkte Ivy. »Ethan hat sich wahrscheinlich nur mit ein paar Freunden herumgetrieben, sich vielleicht betrunken, und jetzt hat er Angst, nach Hause zu kommen. Haben Sie mir nicht erzählt, dass er das schon öfter getan hat? Haben Sie nicht erzählt, dass er wegen Trinken auf Bewährung ist?«
»Ja, aber es lief alles so gut.«
Max rieb sich die Stirn. Schweiß lief ihm über die Wange. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Mein Hirn ist neblig. Zu viele schlaflose Nächte. Ich reagiere über, das ist alles.« Aber er hörte nicht auf zu schwitzen, und er hörte nicht auf, die Leute zu schneiden.
Max' Telefon klingelte, und er meldete sich sofort. Es war Joel Runyan aus der Spurensicherung.
»Die Fingerabdrücke, du weißt schon, die du mir gefaxt hast, passen tatsächlich zu einem der Sätze von dem Hockeyschläger«, sagte Joel.
Max' Hals schnürte sich zu, sein Magen verkrampfte sich. »Bist du sicher?«, fragte Max mit angespannter Stimme. »Wie viele Übereinstimmungen?«
»Vierzehn.«
An vierzehn Übereinstimmungspunkten gab es nichts zu rütteln.
»Wem gehören diese Fingerabdrücke?«, fragte Joel.
Max schluckte.
Als Ethan
Weitere Kostenlose Bücher