Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
Vom Netzwerk:
sechzehn Jahre mitbekommen.
    Sie ging immer weiter, und Gott sei Dank folgte er ihr nicht.
    Sie hatte nicht darüber nachgedacht, wie sie nach Hause käme, sonst hätte sie das Taxi vorhin gebeten, sie wieder abzuholen. Es waren keine Taxis zu sehen, und sie würde es ohne nicht zurück zu ihrer Wohnung schaffen. Sie ging immer weiter; sie wusste, dass das gefährlich war, aber sie wusste auch, dass in der Gegend genug los war, es gab genügend Polizisten und Schaulustige. Es war nicht gefährlicher als mittags, wenn sie jetzt in dieser Gegend der Stadt herumlief.
    Sie hatte etwa zwei Blocks geschafft, als eine Sirene einmal quakte. Sie wandte sich um, und ein Polizeiwagen hielt neben ihr. Das Beifahrerfenster glitt leise nach unten, und der junge Polizist, den sie vorhin mit Irving hatte sprechen sehen, beugte sich über den Sitz, um sie anzusehen.
    »Detective Irving hat gesagt, ich soll Sie fahren.«
    »Ich finde schon jemand, der mich fährt.« Sie konnte Lichter in der Ferne erkennen - hoffentlich eine Nachttankstelle, von der aus sie telefonieren konnte.
    »Ich habe meine Anweisungen«, sagte er halb spöttisch, halb ernsthaft.
    Was machte es für einen Unterschied?
    Sie öffnete die Tür und stieg ein, nannte ihm ihre Adresse.

14
    Es war fast hell, als Alex Martin das Loft verließ, das er mit zwei anderen Jungs in River North teilte, einer Gegend, die im Moment gerade als in galt, wo die Mieten hoch waren und eine Menge Leute seines Alters wohnten. Dort waren I.agerhäuser in Wohnhäuser mit riesigen, vorhanglosen Fenstern umgebaut worden, Holzböden, und Platz genug für Partys mit mehreren hundert Gästen.
    Vor dem Eingang zur U-Bahn griff er sich eine Ausgabe des Herald, bevor er mit der roten Linie fuhr. Es war noch nicht viel los, es gab genügend Plätze. Er setzte sich und faltete die Zeitung auf, strich über den Mittelfalz. Man hatte darüber diskutiert, ob der Herald im leserfreundlicheren Tabloid-Format erscheinen sollte, sich aber dagegen entschieden. Egal wie akkurat und gut geschrieben die Artikel waren, dem Kleinformat haftete ein Stigma der Unzuverlässigkeit an, gegen das man nichts unternehmen könnte, und der Herald war stolz auf seine Glaubwürdigkeit.
    Alex überflog die Titelseite, doch nichts davon erreichte sein Hirn, seine Gedanken wanderten in eine ganz andere Richtung.
    Zu seinem Artikel auf der dritten Seite.
    Er war überrascht gewesen, dass sie ihn überhaupt gewollt hatten, denn er hatte ihn nur ein paar Minuten bevor die Zeitung gedruckt wurde zusammengeschrieben. Aber sie hatten einen Agenturtext rausgenommen und brauchten noch Füllmaterial.
    Eine Menge Leser hätten ihn wahrscheinlich ignoriert, so wie sie auch seine Geschichte über das Mentor-Programm der Polizei ignoriert hatten, und seine Geschichte über Alkoholismus bei Polizisten - ein Artikel, der tief im Inneren der Zeitung verborgen geblieben war. Er konnte nicht gut mit einer Kamera umgehen. Er machte nur selten Fotos. Das übertief er der Bildredaktion, was bedeutete, dass er noch nie eine Geschichte mit Foto gehabt hatte. Die Fotografen waren immer mit größeren Storys beschäftigt. Aber letzte Nacht hatte er aus irgendeinem Grunde eine Kamera gegriffen. Es musste ein Fünf-Sterne-Tag gewesen sein, oder die Planeten standen einfach richtig, denn als er mit der Filmrolle, die er am Tatort verknipst hatte, ins Fotolabor zurückgekehrt war, stellte er fest, dass er eine ganze Reihe Elemente mit einem einzigen Klick festgehalten hatte.
    Es war das Foto der Frau mit den kurzen roten Haaren, die sich geweigert hatte, mit ihm zu sprechen. Sie eilte aus dem Wohnhaus, er hatte sie mitten in der Bewegung erwischt, einen Fuß auf der obersten Stufe, den anderen in der Luft. Ihr Ausdruck zeigte, wahrscheinlich unentdeckbar für das menschliche Auge, aber festgehalten in einer flüchtigen sechzehntel Sekunde, alles, was sie gesehen hatte, und alles, was sie fühlte. Schreck. Wut. Trauer.
    Alles da, in einem machtvollen Bild. Die Überschrift war auch nicht schlecht: »Düsternis im Treppenhaus.«
    In den frühen Morgenstunden verließ eine unbekannte Frau einen Tatort in einem Wohnblock im Nordwesten der Stadt, in der eine Mutter und ihr neugeborener Sohn tot aufgefunden worden waren.
    Der Artikel gehörte zu seinen besten, fand er, damit konnte er vielleicht die Aufmerksamkeit seiner Chefs erregen. Er war nicht so gut wie die Romane, die er gerade nicht schreiben
    konnte, weil er Geld verdienen musste, aber es war

Weitere Kostenlose Bücher