Anne Frasier
Gedanken an den Mann.
23
Max schob die Maus über das Mauspad, er klickte auf eine Site namens Tattoos, Tattoos, Tattoos. Während er darauf wartete, dass die Seite lud, nahm er einen Bissen von seinem Käse-Schinken-Sandwich.
Ivy und er saßen in seinem Büro, der nasse schwarze Schirm, den sie sich geteilt hatten, lehnte an der Wand, und das Wasser tropfte auf den Boden. Ivy hatte einen Stuhl an die Schreibtischecke gezogen. Er konnte das Knistern ihres Sandwich-Einwickelpapiers hören und ihren Cappuccino mit Mandelaroma riechen.
»Wie ist Ihr Sandwich?«, fragte er geistesabwesend, während er auf ein Symbol mit der Aufschrift »Traditionelle Tattoos« klickte.
»Toll«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich war am Verhungern.«
Sie hatte sich ein Vegetarisches mit Sprossen, Tomaten, schwarzen Oliven, Pilzen und Cranberries bestellt, ohne Zwiebeln.
Offensichtlich hatte seine Nach-Hypnose-Entspannungsanweisung funktioniert. Im Grunde genommen war er durch die Hypnose traumatisierter als sie.
Er tippte das Wort »Mutter« als Suchbegriff ein. »Okay, es geht los«, sagte er, als die Bilder erschienen.
Er schaute auf den Bildschirm. »Ich wusste nicht, dass es so viele MUTTER-Tätowierungen gibt.«
Ivy stand auf und kam näher, sie beugte sich vor, damit sie den Bildschirm sehen konnte. »Da«, sagte sie und zeigte mit einem Finger der Hand, in der sie den Cappuccino hielt, darauf. »Das ist es.«
Er klickte auf das kleine Foto; eine Vergrößerung erfüllte den
Bildschirm.
»Sind Sie sicher?«
»Das ist es, eindeutig.« Keine Spur eines Zweifels.
Sicherer konnte man nicht sein. Er speicherte das Foto auf Diskette, dann druckte er eine Handvoll Kopien. »Wir werden im Fotolabor zusammenstellen lassen, was wir für die Medien brauchen, während ich versuche, eine Genehmigung dafür zu bekommen, es in den Zeitungen und im Fernsehen zu zeigen. Außerdem schicken wir eine Kopie an David Scott, damit er sie durch die FBI-Tattoo-Datenbank jagen kann.«
»Wie erklären wir, woher wir diese Information haben?«
Sie wirkte immer noch nicht besonders besorgt. Vielleicht sollte er mal versuchen, sich selbst zu hypnotisieren.
Er hatte nie großes Zutrauen in die Kraft der Hypnose gehabt, aber aus Neugier an der Uni einen Kurs belegt. Dort hatte er an ein paar Experimenten teilgenommen, die dazu führten, dass er zu glauben begann, unter den richtigen Umständen könnte es ein nützliches Werkzeug sein. Aber er hatte die Methode nie dazu benutzt, seinen eigenen Kopf daran zu hindern, zu explodieren.
»Wir sagen einfach, ein Augenzeuge hätte sich gemeldet, und aus Sicherheitsgründen könnten wir den Namen nicht nennen«, sagte Max.
»Ich denke, wir sollten den anderen Mitgliedern der Einsatzgruppe sagen, wer ich bin. Die Geheimnistuerei behindert die Ermittlungen.«
Abraham hatte die Nachricht von Ivys Beichte gut aufgenommen. Statt ärgerlich zu werden, wie Max erwartet hatte, wirkte er erleichtert, dass das Geheimnis offengelegt war.
»Das sind zu viele Leute. Und Leute reden. Das ist einfach so.« Er ließ sich auf dem Bildschirm sein Adressbuch anzeigen, dann rief er bei FBI-Agent Spence an. Als der sich nicht meldete, wählte Max Mary Cantrells Nummer und erklärte ihr zügig ihr Vorgehen.
»Ihnen muss klar sein, dass die Veröffentlichung dieses Fotos einen weiteren Mord auslösen könnte«, sagte Agent Cantrell. »Andererseits denke ich, Sie haben gar keine Wahl. Die Gedächtnisfeier hat ihn nicht ans Tageslicht gelockt. Die gestohlenen Arzneimittel haben uns auch nicht weitergebracht Ich sehe das Tattoo als nächsten Schritt. Die Erkenntnis, dass wir so etwas über ihn wissen, könnte den Mörder dazu bringen, einen Fehler zu begehen. Darauf sind wir aus. Einen Fehler. Und bisher hat er keinen gemacht. Aber Sie müssen Ihre Quelle schützen. Sie dürfen auf keinen Fall den Namen dieses Zeugen preisgeben, sonst ist sein oder ihr Leben in größter Gefahr.«
Gespräch zu Ende.
Max legte auf und warf Ivy einen Blick zu.
Sie trank ihren Kaffee und starrte den Tattoo-Ausdruck in ihrer Hand an.
Zwei Tage später erschien das Foto der Tätowierung in den Zeitungen Chicagos und wurde landesweit im Fernsehen gezeigt. Zwei Treffer waren in der FBI-Tattoo-Datenbank aufgekommen, aber einer der Männer war tot, der andere saß im Gefängnis.
Polizisten begaben sich in jedes Tätowierstudio in den sechs Stadtbereichen.
»Haben Sie jemanden mit so einem Tattoo gesehen?« Ronny Ramirez hielt dem Tätowierer ein
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