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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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so, als wollte sie ihren Kaffee trinken. »Es ist weit bekannt, dass hinter den meisten Zeitungsreportern frustrierte Romanautoren stecken.«
    Autsch. Das tat weh. Und es stimmte noch nicht einmal wirklich. Er war der einzige frustrierte Romanautor, den er kannte. Alle anderen beim Herald schienen ihren Job prima zu finden.
    »Wenn Sie das drucken, wenn Sie mir helfen, verspreche ich Ihnen eine Geschichte zu erzählen. Exklusiv.«
    Er horchte auf. »Über die Ermittlungen?«
    »Über mich.«
    Neugierig beugte er sich vor. »Über Sie?«
    »Ich habe eine Geschichte zu erzählen. Und ich glaube, die wird Sie interessieren.«
    Nach dem Treffen mit Ivy Dunlap fuhr Alex mit der roten Linie zurück in die Redaktion.
    »Das ist eine tolle Sache«, sagte Maude, nachdem sie Dunlaps Stück gelesen hatte. »Ich meine nicht, wie es geschrieben ist«, korrigierte sie sich schnell, als sie Alex' gerunzelte Stirn sah. »Die Idee, dass die Zeitung involviert wird - das ist toll. Man hat sich schon Sorgen gemacht über die zunehmenden Konflikte zwischen Medien und CPD. Wir brauchen etwas wie das hier, um die Feindseligkeit aufzuheben.«
    »Also drucken wir's?«
    »Ich muss es natürlich noch absegnen lassen, aber ich glaube nicht, dass ich zu viel sage, wenn ich behaupte, dass dieses Stuck dir angemessene Aufmerksamkeit bescheren wird - im Haus und außerhalb.«
    Alex umarmte sie beinahe, bremste sich aber im letzten Moment. Sie war seine Vorgesetzte, und er vermutete, dass eine Umarmung oder auch nur eine Pirouette nicht angemessen waren. Er machte sich keine Sorgen über das Absegnen. Maude war seit Jahren nichts mehr abgeschossen worden.
    »Sollen wir einen Kaffee trinken gehen?«, fragte er. »Ich zahle.« Er hatte noch nie einen so gewagten Vorschlag gemacht und war überrascht, als sie zustimmte.
    Am Tisch in der Kantine im Keller zog sie einen Flachmann aus der riesigen Leinentasche, die sie stets bei sich trug, und goss großzügig eine braune Flüssigkeit in ihren Kaffee. Sie bot Alex den Flachmann an. Plötzlich waren sie beinahe gleichauf. Er schüttelte den Kopf, und sie stopfte ihn zurück in ihre Tasche.
    »Wie weit würdest du im Ernstfall für eine Geschichte gehen?«, fragte sie.
    »Ich bin nicht sicher. Das hängt von der Situation ab.«
    »Du brauchst Mumm«, sagte sie. »Habe ich dir je erzählt, wie ich als Nutte losgezogen bin, um eine Geschichte zu kriegen?«
    Wenn er sie jetzt anschaute, war das unvorstellbar. Er erschauerte beinahe, war aber zu höflich, das zu zeigen.
    Am Abend rief Alex seine Mutter an. »Hast du die Kopie meines Artikels bekommen?«, fragte er, obwohl er wusste, dass sie ihn bekommen haben musste, denn er hatte ihn mit Overnight-Kurier geschickt.
    »Ich bin so stolz auf dich!«, sagte seine Mutter. Manchmal machte sie ihn herunter, um seinen Ehrgeiz zu wecken, aber seine Mutter und er standen sich sehr nahe, und er wusste, ihre Begeisterung für seinen Artikel war ehrlich. Er erzählte ihr von dem neuen Stück, das er drucken ließ.
    »Das ist doch nicht gefährlich, oder?«
    Sie machte sich immer noch Sorgen um ihn. Er belächelte ihre Kleinstadt-Naivität. »Nein, das ist überhaupt nicht gefährlich.«

29
    Die Psychiater hatten ihn als zwangsneurotisch bezeichnet aber er tat Dinge einfach nur gern auf eine bestimmte Art, in einer bestimmten Reihenfolge. Das war doch nichts Schlimmes. Wenn eine bestimmte Reihenfolge nicht eingehalten wurde, konnte er sich auf nichts konzentrieren, denn das Chaos brüllte, brüllte, brüllte ihn an, verursachte Wirrwarr in seinem Kopf. Die einzige Möglichkeit, das Wirrwarr loszuwerden, war, alles noch einmal zu tun, und diesmal richtig. Und dann noch einmal, zur Sicherheit. Es war, als wenn man sich verschrieb, dann musste man den richtigen Buchstaben darüber schreiben, wieder und wieder und wieder, bis der richtige Buchstabe deutlich zu lesen war.
    Um 8:05 Uhr jeden Montag, Mittwoch und Freitag nahm er den Bus der Linie 427 an der Ecke Winslow/Hughes und fuhr zu seinem Teilzeit-Job bei der Software-Firma Astral Piain. Vor dem Einsteigen, um genau acht Uhr, kaufte er sich Ausgaben des Chicago Herald und der Chicago Sun Times. Er las nicht darin, bevor er im Bus saß. Er warf nicht einmal einen Blick auf die Titelseiten, wenn er sie kaufte. Stattdessen stellte er Schrift und Foto auf unscharf, damit er nicht schummelte, damit er nichts las, bevor die Zeit dafür gekommen war. Und während der Bus sich mühsam vom Bordstein fortquälte, setzte er sich

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