Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anne in Kingsport

Titel: Anne in Kingsport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
Vom Netzwerk:
als wäre es das, wonach ich suchte. Mit einem Ruck habe ich es herausgezogen, und es war etwas ganz anderes. Nein, Anne, ich habe nicht geflucht.«
    »Das habe ich auch gar nicht behauptet.«
    »Ja, aber du hast so ein Gesicht gemacht. Mir war schon nach Fluchen zu Mute, das gebe ich gerne zu. Außerdem bin ich erkältet. Anne, jetzt sag schon etwas, das mich aufheitert.«
    »Denk daran, dass du nächsten Donnerstag wieder im Lande Alecs und Alonzos sein wirst«, lautete Annes Vorschlag.
    Phil schüttelte traurig den Kopf.
    »Nein, ich ertrage Alec und Alonzo nicht, wenn ich erkältet bin. Was ist eigentlich los mit dir, du strahlst ja richtig. Ist irgendetwas passiert?«
    »Wir werden ab diesem Winter in Pattys Haus wohnen«, sagte Anne fröhlich. »Wohnen, wohlgemerkt, nicht logieren! Wir haben es gemietet und Stella Maynard zieht zu uns und ihre Tante führt uns den Haushalt.«
    Phil sprang auf, putzte sich die Nase und fiel vor Anne auf die Knie.
    »Ach, kann ich nicht mit einziehen, ich werde mich auch anständig benehmen. Wenn kein Zimmer mehr für mich frei ist, dann schlafe ich eben in der Hundehütte im Garten - es gibt eine, ich habe sie gesehen. Wenn ich nur bei euch wohnen darf.«
    »Steh auf, du Dummerchen.«
    »Ich werde mich nicht von der Stelle rühren, bis ihr mir sagt, dass ich bei euch wohnen kann.«
    Anne und Priscilla sahen sich an. Dann sagte Anne bedächtig: »Phil, wir würden dich liebend gern aufnehmen. Aber seien wir ehrlich. Ich habe nicht viel Geld - Pris hat nicht viel Geld - Stella Maynard hat nicht viel Geld - wir werden sehr einfach und bescheiden leben, und du müsstest dich anpassen. Aber du kommst aus einem reichen Haus und die Kosten für deine jetzige Unterkunft sind entsprechend.«
    »Oh, was soll mir das schon ausmachen?«, sagte Phil traurig. »Lieber mit euch zusammen und Schmalhans ist Küchenmeister, als ein 4-Gänge-Menü in einer einsamen Pension. So verfressen bin ich nun auch wieder nicht. Ich würde mich auch von Brot und Wasser ernähren - und vielleicht einer Spur Marmelade - Hauptsache, ich wohne mit euch zusammen.«
    »Außerdem«, fuhr Anne fort, »gibt es eine Menge Arbeiten zu erledigen. Stellas Tante kann nicht alles allein machen, wir müssen alle mithelfen. Ja, und du ...«
    «... schuftest nicht gerade, und abwaschen tust du auch nicht«, beendete Philippa den Satz. »Aber ich kann es doch lernen. Ihr müsst es mir nur zeigen. Mein Bett zum Beispiel kann ich selbst machen. Auch wenn ich nicht kochen kann, schlechte Laune verbreite ich wenigstens nie. Das ist doch schon was. Und übers Wetter meckere ich auch nie. Das ist noch wichtiger. In meinem ganzen Leben habe ich mir noch nie etwas mehr gewünscht - und jetzt macht ihr es mir so schwer.«
    »Dann gibt es da noch einen Punkt«, sagte Priscilla fest. »Phil, du hast, wie alle am Redmond wissen, fast jeden Abend Besuch. In Pattys Haus geht das natürlich nicht. Wir haben abgemacht, dass wir nur jeden Freitagabend unsere Freunde einladen. Wenn du mit uns zusammenziehst, musst du dich daran halten.«
    »Ihr denkt doch nicht im Ernst, dass mir das etwas ausmacht, oder? Im Gegenteil, ich bin froh darüber. Ich hatte mir schon selbst eine solche Vorschrift auferlegen wollen, aber wie immer habe ich geschwankt, ob ich soll oder nicht. Es wäre eine große Hilfe für mich, wenn ihr mir die Entscheidung abnehmt. Eins ist gewiss, wenn ihr mich nicht zu euch ziehen lasst, sterbe ich vor Enttäuschung, kehre als Geist zurück und verfolge euch. Ich werde auf der Eingangsstufe von Pattys Haus mein Lager aufschlagen, und ihr kommt nicht mehr rein und raus, ohne über mich zu stolpern.«
    Wieder tauschten Anne und Priscilla beredte Blicke aus.
    »Also«, sagte Anne, »wir können dir nichts versprechen, solange wir nicht mit Stella gesprochen haben. Aber ich denke, sie hat nichts dagegen, und was uns angeht, bist du herzlich willkommen.«
    Phil sprang auf, fiel beiden jubelnd um den Hals und machte sich glücklich wieder auf den Weg.
    »Hoffentlich geht es gut«, sagte Priscilla nüchtern.
    »Wir müssen dafür sorgen, dass es gut geht«, sprach Anne offen aus. »Ich bin sicher, dass es keine Probleme mit Phil geben wird.«
    »Vergiss nicht, Phil gibt sich schon gern mit ihren Freunden ab und hält Schwätzchen mit ihnen. Und je mehr wir sind, um so leichter kann sie es auf unsere Kosten tun. Ob man mit ihr auch auf Dauer gut auskommt? Man muss mit jemand schon eine ganze Zeit verbracht haben, bevor man sagen kann, ob

Weitere Kostenlose Bücher