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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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herrlichen Birken und Ahornbäumen!«
    Mrs Lynde warf einen Blick hinüber, meinte aber nur: »Hoffentlich piesacken dich die Mücken nicht allzu sehr.«
    Das hoffte ich allerdings auch. Ich hasse Mücken. Ein schlechtes Gewissen raubt mir weniger den Schlaf als eine einzige Mücke. Ich war froh, dass wir nicht den Haupteingang benutzen mussten, erwirkte irgendwie merkwürdig - eine Holztür mit zwei Flügeln und roten, blumengemusterten Glasscheiben an den Seiten. Der Eingang scheint überhaupt nicht zu dem Haus zu gehören. Die kleine grüne Seitentür, die wir auf einem hübschen Steinpfad erreichten, wirkte dagegen viel freundlicher und einladender. Der Pfad war umsäumt von Beeten voller Flammender Herzen, Tigerlilien, Studentennelken und Gänseblümchen. Einige waren um diese Jahreszeit natürlich schon verdorrt, aber man konnte noch gut erkennen, wie schön sie geblüht hatten. In einer entfernten Ecke des Gartens war ein Rosenbeet angelegt und zwischen Windy Willows und dem düsteren Nachbarhaus erstreckte sich eine dicke Backsteinmauer, die über und über mit wildem Wein bewachsen war. Die verwitterte Tür in der Mitte war völlig von einer Weinrebe überwuchert, ein Hinweis, dass lange niemand mehr durch diese Tür gegangen war.
    Gleich, als wir durch das Gartentor von Windy Willows eintraten, fiel mir neben dem Pfad ein Fleckchen mit Klee auf. Ich bückte mich unwillkürlich, und - ob du’s glaubst oder nicht, Gilbert - direkt vor mir wucherten drei vierblättrige Kleeblätter! Wenn das kein Omen ist! Da können selbst die Pringles nicht mithalten! Und mir war klar, dass der Bankier nicht die geringste Chance haben würde.
    Die Seitentür war nicht abgeschlossen, es war also jemand zu Hause und wir brauchten nicht nach dem Schlüssel zu suchen. Ich klopfte an und Rebecca Dew öffnete uns. Es gab nicht den leisesten Zweifel: Das und niemand anders auf der Welt war Rebecca Dew!
    Rebecca Dew ist »um die Vierzig« und sieht sehr lustig aus mit zurückfliegendem Haar, kleinen schwarzen Zwinkeraugen, einer Knubbelnase und einem strichförmigen Mund. Alles an ihr ist ein wenig zu kurz geraten - Arme, Beine, Hals, Nase -nur nicht ihr Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reicht. Als ich sie nach Mrs MacComber fragte, sah sie allerdings ziemlich grimmig drein.
    »Sie meinen, Mrs Captain MacComber?«, fragte sie vorwurfsvoll, als ob sich mindestens ein Dutzend Mrs MacCombers im Haus befänden.
    »Ja«, sagte ich kleinlaut, und schon wurden wir in den Salon geleitet und gebeten, einen Moment zu warten. Es war ein nettes, kleines Zimmer, zwar etwas überladen mit einer Menge von Sesselschonern, aber mit einer ruhigen, freundlichen Ausstrahlung. Jedes Möbelstück hatte seinen Platz - bestimmt schon seit Jahren. Und wie diese Möbel glänzten! Auf dem Kaminsims lag eine Flasche mit einem Segelschiff darin. Mrs Lynde konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie wohl das Schiff in die Flasche gelangt war, und bemerkte, es gebe dem Raum »etwas Nautisches«.
    In dem Moment traten »die Witwen« ein. Ich mochte sie sofort.
    Tante Kate war groß und dünn, grauhaarig und in ihrer ganzen Art etwas schroff - ganz der Typ Marilla. Tante Chatty dagegen war eine kleine schlanke Frau mit einem versonnenen Gesichtsausdruck. Vielleicht war sie ja wirklich einmal sehr hübsch, aber davon ist nichts übrig geblieben - bis auf ihre Augen. Sie sind wirklich schön, groß, braun und irgendwie sanftmütig.
    Ich brachte nun mein Anliegen vor und die Witwen sahen sich an.
    »Da müssen wir erst Rebecca Dew zu Rate ziehen«, sagte Tante Chatty.
    »Auf jeden Fall«, stimmte Tante Kate zu.
    Also wurde Rebecca Dew aus der Küche gerufen. Mit ihr kam ein großer Malteserkater mit kuscheligem Fell, weißer Brust und weißem Kragen. Ich hätte ihn so gerne gestreichelt, dachte aber rechtzeitig an Mrs Braddocks Warnung und ignorierte ihn.
    Rebecca musterte mich ohne das geringste Lächeln. »Rebecca«, begann Tante Kate, die, wie ich inzwischen weiß, nie lange drum herum redet, »Miss Shirley möchte bei uns wohnen. Ich glaube nicht, dass wir sie nehmen können.«
    »Warum nicht?«, fragte Rebecca Dew.
    »Ich fürchte, es würde dir zu viel Mühe machen«, erklärte Tante Chatty.
    »Ich bin an Mühe gewöhnt«, erwiderte Rebecca Dew. Die beiden Namen sind einfach unzertrennlich, Gilbert. Ich frage mich, wie es möglich ist, dass die Witwen sie einfach nur mit Rebecca anreden.
    »Wir sind zu alt, um junge Leute in unserem Haus herumlaufen zu

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