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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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als ob ich es hier mit den Pringles zu tun bekomme. Morgen beginnt die Schule, und ich muss ausgerechnet Geometrie unterrichten. Ich kann nur hoffen, dass es unter den Pringles keine Mathematikgenies gibt!
    Obwohl ich erst seit kurzem hier bin, kommt es mir schon vor, als würde ich die Witwen und Rebecca Dew ewig kennen. Sie haben mich gleich gebeten sie »Tante« zu nennen und sie sagen einfach »Anne«. Rebecca Dew nannte ich einmal »Miss Dew«.
    »Miss wie?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Dew«, sagte ich kleinlaut. »Ist das nicht Ihr Name?«
    »Ja, schon, aber >Miss Dew< hat schon ewig keiner mehr zu mir gesagt. Bitte nennen Sie mich nicht so, Miss Shirley, es ist zu ungewohnt.«
    »Ich werde dran denken, Rebecca - Dew«, sagte ich und versuchte krampfhaft, aber vergeblich, das »Dew« wegzulassen. Tante Chatty ist wirklich empfindlich, da hatte Mrs Braddock ganz Recht. Es fiel mir gleich beim Abendessen auf. Tante Kate erwähnte »Chattys sechsundsechzigsten Geburtstag«. Ich schaute zufällig zu Tante Chatty hin und sah zu meinem Erstaunen, dass sie weinte. Sie brach aber nicht etwa in lautes Schluchzen aus, sondern ihre großen braunen Augen füllten sich langsam, bis die Tränen ihr nur so über das Gesicht liefen, alles ganz leise.«
    »Was hast du, Chatty?«, fragte Tante Kate ziemlich mürrisch. »Es - es war mein fünfundsechzigster Geburtstag«, sagte Tante Chatty mit weinerlicher Stimme.
    »Oh, ich bitte um Verzeihung, Charlotte«, erwiderte Tante Kate sofort, und daraufhin war alles wieder gut.
    Der Kater ist übrigens ein schönes, großes Tier mit goldfarbenen Augen und grauem Fell. Er heißt Dusty Miller, nur Rebecca Dew nennt ihn »Kater«, weil sie ihn nicht mag. Sie hasst es, ihm morgens und abends Leber vorzusetzen, den Salonsessel mit einer alten Bürste von seinen Haaren zu befreien und ihm spätabends noch draußen nachzujagen.
    »Rebecca Dew hat Katzen noch nie gemocht«, erklärte mir Tante Chatty, und »Dusty kann sie erst recht nicht leiden. Der Hund der alten Mrs Campbell schleppte Dusty vor zwei Jahren in seinem Maul heran. Er dachte wohl, Mrs Campbell würde ihn sicher nicht bei sich aufnehmen. So ein armes kleines Kätzchen, frierend und nass, und so mager, dass ihm die Knochen herausstanden. Es hätte selbst einen Stein erweicht. Kate und ich nahmen es also auf, aber Rebecca Dew nimmt uns das heute noch übel. Wir sind damals wohl zu wenig diplomatisch vorgegangen, wir hätten uns natürlich weigern sollen, das Kätzchen zu behalten. »Ich weiß nicht, ob Ihnen aufgefallen ist« - Tante Chatty warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke - »wie wir mit Rebecca Dew verfahren.«
    Es war mir aufgefallen und die Art und Weise gefiel mir. Sowohl Summerside als auch Rebecca Dew selbst sind nach wie vor festen Glaubens, sie führe das Regiment im Haus. Die Witwen wissen es jedoch besser.
    »Den Bankier wollten wir in Wirklichkeit gar nicht bei uns aufnehmen«, gab Tante Chatty jetzt zu. »Ein junger Mann würde viel zu viel Trubel veranstalten, und wenn er womöglich nicht regelmäßig zur Kirche ging, was würden wir uns da für Sorgen machen! Wir taten aber so, als wollten wir ihn nehmen, mit dem Erfolg, dass Rebecca davon natürlich nichts wissen wollte. Ich bin so froh, dass Sie bei uns sind. Für Sie zu kochen wird uns eine große Freude sein. Ich hoffe, Sie werden sich auch mit uns verstehen. Und mit Rebecca. Sie hat einige sehr feine Eigenschaften. Als sie vor fünfzehn Jahren zu uns kam, war sie allerdings nicht so gründlich wie heute. Einmal schrieb Kate deshalb ihren Namen >Rebecca Dew< quer über den Spiegel, um ihr zu demonstrieren, wie staubig es war. Das reichte. Rebecca versteht jeden Hinweis sofort. Ich hoffe, Ihr Zimmer gefällt Ihnen. Nachts können Sie ruhig das Fenster öffnen. Kate ist zwar eigentlich dagegen, aber sie weiß auch, dass die Wünsche des Gastes vorgehen. Wir schlafen zusammen in einem Zimmer und wir handhaben es so, dass sie eine Nacht das Fenster geschlossen hält und ich es in der darauffolgenden Nacht öffne. So lässt sich jedes kleine Problem bewältigen, finden Sie nicht? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ach ja, und erschrecken Sie nicht, wenn Sie Rebecca nachts herumgeistern hören. Sie hört ständig Geräusche und steht dann auf, um nach dem Rechten zu sehen. Ich glaube, deswegen war sie wohl auch gegen den Bankier. Sie fürchtete, sie könnte ihm womöglich im Nachthemd über den Weg laufen. Nun, es stört Sie hoffentlich

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