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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Armstrong damals bei ihrer kurzen Bekanntschaft ins Herz geschlossen. Schweigend fuhr sie mit Lewis die Glencove Road entlang. Carlo lag vor der Küchentür. Als sie ausstiegen, stand er auf und kam auf sie zu. Er leckte Anne die Hand und schaute sie mit großen, sehnsüchtigen Augen an, ganz so, als ob er fragen wollte, wo denn sein Spielkamerad geblieben war. Die Tür stand offen und drinnen im dämmrigen Licht sahen sie den Mann, der mit vornübergebeugtem Kopf am Tisch saß.
    Als Anne anklopfte, schreckte er auf und kam zur Tür. Anne war bestürzt bei seinem Anblick. Die Wangen waren eingefallen, sein Gesicht war verhärmt und unrasiert und die Augen waren von dunklen Schatten umrahmt.
    In teilnahmslosem Tun sagte er: »Da sind Sie ja wieder. Mein Kerlchen hat mir erzählt, dass Sie mit ihm gesprochen und ihm einen Kuss gegeben haben. Er mochte Sie. Es tut mir Leid, dass ich so grob zu Ihnen war. Was fuhrt Sie heute zu mir?«
    »Wir möchten Ihnen etwas zeigen«, sagte Anne freundlich. »Kommen Sie doch herein und setzen Sie sich«, forderte er sie in trostlosem Ton auf.
    Drinnen wickelte Lewis wortlos das Foto aus und hielt es ihm hin. Er ergriff es hastig, warf einen erstaunten, sehnsüchtigen Blick darauf und fiel dann laut schluchzend auf seinen Stuhl. Anne hatte noch nie zuvor einen Mann so weinen sehen. Sie und Lewis standen voller Mitgefühl dabei, bis er sich langsam wieder fasste.
    »Sie wissen ja nicht, was das für mich bedeutet«, sagte er schließlich mit gebrochener Stimme. »Ich habe doch kein einziges Foto von ihm. Und ich kann mir einfach kein Gesicht ins Gedächtnis zurückrufen. Die meisten Leuten können das, aber ich schaffe es nicht. Seit mein Kerlchen tot ist, kann ich mich einfach nicht mehr erinnern, wie er aussah. Und jetzt bringen Sie mir dieses Foto - wo ich doch damals so grob zu Ihnen war. Setzen Sie sich, setzen Sie sich! Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ohne Sie hätte ich den Verstand verloren! Mein liebes Kerlchen! Er sieht mich an, als wollte er zu mir sprechen. Wie soll ich bloß leben ohne ihn? Ich habe ja nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Erst starb seine Mutter, und jetzt er.« Er bedeckte verzweifelt sein Gesicht mit den Händen.
    »Er war wirklich so ein lieber Kerl«, bestätigte Anne.
    »Ja, das war er, der kleine Teddy. Theodore hieß er eigentlich, seine Mutter nannte ihn so. Sie sagte immer, er sei >ein Geschenk Gottes<. Er war immer so fröhlich und trotzdem musste er sterben. Dabei war er so geduldig, er hat nie geklagt. Einmal lachte er mich an und sagte: >Papa, ich glaube, in einem hast du dich geirrt. Es gibt einen Himmel, habe ich Recht? Habe ich Recht, Papa?< Ich sagte, ja, es gibt einen Himmel. Er lächelte mich an und erklärte mir dann: >Papa, dahin werde ich also gehen. Ich werde Mama bei mir haben und brauche nicht allein zu sein. Aber ich mache mir Sorgen um dich, Papa. Du wirst so schrecklich einsam sein ohne mich. Aber versuch das Beste daraus zu machen und sei höflich zu den Leuten.< Ich versprach ihm, ich würde es versuchen, aber als er tot war, konnte ich es nicht ertragen. Ich wäre verrückt geworden, wenn Sie nicht mit seinem Bild zu mir gekommen wären. Jetzt wird es nicht mehr so schlimm sein ...«
    Er sprach noch eine ganze Weile über seinen Sohn, das schien ihn zu erleichtern. Von seinem mürrischen Verhalten war nichts mehr übrig. Schließlich holte Lewis sein eigenes, schon verblichenes Foto hervor und zeigte es ihm.
    »Kennen Sie jemanden, der als Kind so aussah?«, fragte Anne gespannt.
    Mr Armstrong starrte das Foto fassungslos an. »Der Junge sieht ja fast haargenauso aus wie Teddy«, sagte er. »Wer kann das sein?«
    »Ich«, meinte Lewis. »Damals war ich sieben. Weil ich Teddy so ähnlich sehe, hat Miss Shirley mich überredet, Ihnen dieses Bild zu zeigen. Mir kam der Gedanke, dass Sie und ich möglicherweise entfernte Verwandte sind. Ich heiße Lewis Allen und der Name meines Vaters war George Allen. Ich bin in New Brunswick geboren.« Gespannt wartete er auf eine Reaktion.
    James Armstrong schüttelte jedoch den Kopf. Dann fragte er: »Wie hieß denn Ihre Mutter?«
    »Mary Gardiner.«
    James Armstrong sah ihn einen Moment wortlos an. »Sie war meine Halbschwester«, brachte er schließlich heraus. »Ich kannte sie kaum, habe sie nur einmal gesehen. Nach dem Tod meines Vaters wuchs ich bei einem Onkel auf. Meine Mutter heiratete wieder und zog weg. Sie hat mich einmal besucht und ihre kleine Tochter

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