Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
Vom Netzwerk:
genug. Und überhaupt spinnt sie heute, weil ich ihr verboten habe, einen Hund zu halten. Was soll ich damit, wenn sie in der Schule ist? Also sagte ich: >Hunde kommen mir nicht ins Haus.<«
    »Bitte, Mrs Dennis, erlauben Sie ihr doch einen Hund!«, bat Anne eindringlich. »Er würde Sie doch bestimmt nicht sehr stören. Während sie in der Schule ist, können Sie ihn ja in den Keller sperren. Und es geht nichts über einen Wachhund in der Nacht! Bitte, sagen Sie Ja!«
    Wer konnte schon Annes flehentlichem Blick widerstehen, wenn sie »bitte« sagte? Und Mrs Dennis war ja schließlich kein Unmensch. Nur brachte Katherine Brooke sie eben manchmal zur Weißglut mit ihrer kratzbürstigen Art.
    »Aber wieso legen Sie solchen Wert darauf, dass sie einen Hund hat?«, wunderte sich nun die Wirtin. »Sie sind doch nicht mit ihr befreundet, oder? Sie hat überhaupt keine Freunde. Ich hab noch nie so einen ungeselligen Gast gehabt.« Sie schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Jeder Mensch braucht einen Gefährten und ich denke, dass sie deshalb gern einen Hund möchte, Mrs Dennis«, erklärte Anne.
    »Na, das wäre immerhin die erste Gefühlsregung, die ich an ihr feststellen kann«, sagte Mrs Dennis. »Ich hab auch nicht unbedingt was gegen Hunde, aber mich hat einfach ihre arrogante Art geärgert, wie sie sagte: »Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass Sie mir nicht erlauben, einen Hund zu halten, Mrs Dennis?« >Ihre Annahme ist richtig<, sagte ich genauso arrogant. Ich mag es einfach nicht, wenn mir jemand so kommt. Aber sagen Sie ihr, sie kann einen Hund haben, wenn sie mir verspricht, dafür zu sorgen, dass er sich im Haus ordentlich benimmt.«
    So schmuddelig, wie es in dem Haus aussah, fragte sich Anne im Stillen, was der Hund daran wohl noch ändern könne. »Kein Wunder, dass Katherine nichts übrig hat für Weihnachten in so einem Haus. Warum wohnt sie überhaupt hier bei ihrem guten Gehalt?«, dachte Anne.
    »Sie können raufkommen!«, rief Mrs Dennis, nachdem sie oben gewesen war und Miss Brooke informiert hatte.
    Die Treppe war furchtbar eng und steil. Der Fußbodenbelag im Flur bestand nur noch aus Fetzen. Das kleine Schlafzimmer am Ende des Flurs sah noch verwahrloster aus als das Wohnzimmer unten. Eine einzige nackte Glühbirne hing an der Decke und in der Zimmermitte stand ein durchgelegenes Eisenbett. Ein schmales Fenster mit einem Stofffetzen als Vorhang ging auf einen dunklen Hinterhof hinaus. Jenseits des Hofes jedoch leuchtete in der Ferne das Abendrot.
    »Oh, Miss Brooke, sehen Sie sich doch diesen Sonnenuntergang an!«, rief Anne hingerissen.
    »Ich habe schon genug Sonnenuntergänge in meinem Leben gesehen«, sagte Katherine kalt und blieb, wo sie war.
    »Aber so einen wie diesen haben Sie bestimmt noch nicht erlebt! Kein Sonnenuntergang gleicht dem anderen. Kommen Sie, setzen Sie sich doch neben mich«, sagte Anne, während sie gleichzeitig dachte: »Ob sie wohl jemals etwas Nettes zu jemandem gesagt hat?«
    »Bitte, machen Sie sich doch nicht lächerlich!«
    Anne versetzte es einen Stich. Sie drehte sich um und sah Katherine an. Am liebsten hätte sie sie jetzt stehen gelassen und wäre einfach gegangen. Aber als Anne ihr in die Augen schaute, stutzte sie. Hatte sie geweint? Sicher nicht, das war einfach unvorstellbar.
    »Sie geben mir nicht gerade das Gefühl, willkommen zu sein«, bemerkte Anne langsam.
    »Ich kann mich eben nicht verstellen«, erwiderte Katherine patzig. »Ich verfuge eben nicht über die edle Gabe, immer das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen, so wie Sie. Sie sind nicht willkommen. Oder können Sie sich vorstellen, jemanden in diesem Raum willkommen zu heißen?«
    »Es ist wirklich kein schöner Raum, aber was hält Sie denn hier, wenn es Ihnen nicht gefällt?«, gab Anne zurück.
    »Was, was! Das würden Sie ja doch nicht verstehen. Aber was soll’s, mir ist es egal, was die Leute denken. Was führt Sie nun her, Sie sind doch nicht gekommen, um im Sonnenuntergang zu schwelgen.«
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie die Weihnachtsferien mit mir auf Green Gables verbringen möchten.« So, da hat sie wieder was, worüber sie sich lustig machen kann, dachte Anne. Wenn sie sich doch bloß hinsetzen würde. Sie steht da, als ob sie nur darauf lauert, dass ich wieder gehe.
    Katherine sagte einen Moment lang gar nichts. Dann fragte sie langsam: »Warum fragen Sie mich das? Doch nicht etwa, weil Sie mich mögen. Das können Sie mir nicht erzählen.«
    »Ich frage Sie, weil ich den

Weitere Kostenlose Bücher